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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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Wiederholungen an sein Ohr, und schon wollte er fluchend auflegen, als sich sein erster General im Kongo endlich meldete.
    »Wieso dauert das so lange?«, blaffte Bernard ihn an, wartete die Antwort jedoch gar nicht erst ab. Er würde sich um diesen Emporkömmling kümmern, wenn er wieder in der Heimat war. »Alles läuft nach Plan. Die Operation kann pünktlich beginnen.«
    Er warf das Handy auf seine Pritsche, ließ sich grinsend daneben fallen und schaltete den Fernseher ein. Nun konnte nichts mehr schief gehen. Die Fische waren im Netz; sie wussten es nur noch nicht.

2
    Entebbe, am Nachmittag des 9. Juni
    Mit elegantem Schwung warf Tom seinen schweren Fotorucksack auf das Bett der noblen Lodge in Entebbe; die wasserdichte gelbe Trekkingtasche folgte umgehend. Morgen ging es los! Dreihundert Kilometer mit dem Jeep quer durch Uganda. Von der staubigen Vorstadt am Viktoria-See bis in sein Gebirge. Seinen Ruwenzori. Er konnte es kaum noch erwarten.
    Er riss sich die Kleider vom Leib – nur seinen Talisman, die durchbohrte Linse aus dem Fotoapparat seines Bruders, behielt er um den Hals – und betrat beschwingt das schmale Badezimmer, das sich hinter der Wand am Kopfende des Bettes verbarg.
    Sein Blick verharrte kurz auf den Armaturen der Dusche, bevor er sie bis zum Anschlag auf kalt drehte. Das eisige Wasser jagte ihm einen kurzen Schauer durch den Körper, beflügelte ihn dann jedoch noch mehr. Der Gedanke an den World Press Photo Award durchströmte ihn, während er unter dem reinigenden Wasserfall ganz bei sich war. Bei sich und seinen Träumen. Natürlich hatte er schon diverse fulminante Erfolge vorzuweisen, darunter einige Foto-Reportagen im National Geographic Magazin . Nicht nur die breite Öffentlichkeit hatte ihn dadurch wahrgenommen, auch seine meist ziemlich eitlen Kollegen hatten ihm Respekt gezollt.
    Sein großes Ziel, die Anerkennung schlechthin, war ihm allerdings bisher versagt geblieben: der wichtigste Preis seiner Zunft. Der World Press Photo Award. Mal hatte ihm das Wetter nach langer Vorbereitung einen Strich durch die Rechnung gemacht, mal ruinierte ein Militärputsch seine Pläne, dann wieder wollte sich lange Zeit kein passendes Thema finden.
    Jetzt hatte er die perfekte Idee: eine Fotoreportage über den Ruwenzori, die sagenumwobenen Mondberge an der Grenze zwischen Uganda und der Demokratischen Republik Kongo. Er war einer Legende auf der Spur, der zufolge irgendwo in diesem Gebirge ein vergessenes Volk in einem geheimnisvollen Tal lebte. In seinem Kopf war die Story im Grunde schon fertig. Er musste das Ganze nur noch in Bilder umsetzen. Dafür war er hier – in Uganda. Im Land Idi Amins, der Berggorillas und der Homophobie.
    Tom drehte das Wasser ab und verließ erfrischt die Dusche. Als er vor den großen Spiegel am Waschbecken trat, hielt er inne. Er hatte sich für seine 38 Jahre verdammt gut gehalten: Sein Körper war gestählt, der Bauch flach. Die Disziplin, mit der er niemals eine Fitness-Einheit ausließ, wo immer er auch war – ob im teuren Hotel-Gym oder zwischen Wellblechhütten –, zahlte sich aus. Der Dreitagebart gab seinem schmalen Gesicht etwas Verwegenes. Die halblangen dunkelblonden Haare waren von den vielen Reisen in sonnige Gefilde an den Spitzen ausgeblichen und verliehen ihm die Ausstrahlung eines jugendlichen Abenteurers. Um seine strahlend blauen Augen machten sich die ersten Falten bemerkbar.
    Immer noch nass und mit einem Handtuch um die Hüften ging er in das Zimmer zurück und sah durch die bodenlange Gardine in den kleinen Innenhof hinaus, um den sich die übrigen Gästezimmer der Lodge gruppierten. Der afrikanische Himmel verdunkelte sich bereits. Die Nacht fiel wie ein dunkles Tuch über die Stadt und bedeckte sie, nur um sie in einigen Stunden wieder der unerbittlichen Sonne des nächsten Tages zu übergeben. Er war in Afrika angekommen.

3
    Ostkongo, am späten Nachmittag des 9. Juni
    »Verursacht eine humanitäre Katastrophe. Löscht das Dorf aus.«
    Die aus Deutschland geschickte SMS war eindeutig. General Paul Niyigena stand im Zentrum einer Lichtung mitten im kongolesischen Dschungel, schaute von seinem Satellitentelefon auf und nickte stumm. Dem Befehl des Präsidenten würde er Folge leisten. Noch. Er lächelte säuerlich. Die nächsten Stunden versprachen, anstrengend zu werden, denn die Leute in den Dörfern begannen sich zu wehren. Genau dem würde er nun ein Ende bereiten.
    Der General führte nun schon seit ein paar Jahren das
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