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Modesty Blaise 13: Bellman (Kurzgeschichte von Cobra Trap)

Modesty Blaise 13: Bellman (Kurzgeschichte von Cobra Trap)

Titel: Modesty Blaise 13: Bellman (Kurzgeschichte von Cobra Trap)
Autoren: Peter O'Donnell
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davon hören.« Er ging um den Schreibtisch herum und sah Willie eindringlich an. »Du hast etwas, mein Junge. Etwas, was sie auch sieht. Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll, vielleicht weiß sie es auch nicht genau. Es sind nicht deine wasserblauen Augen oder deine Männlichkeit, aber es gibt etwas. Ich bin überzeugt, dass du der Einzige von uns bist, der das fertig bringen kann, und du musst es versuchen. Ich weiß nicht, wie du es anstellen sollst, gehe einfach und denke darüber nach. Du hast einen guten Instinkt, also nutze ihn.«
    Willie setzte an, etwas zu sagen, aber schloss die Lippen wieder. Garcia ging zu seinem Stuhl zurück. Ohne ein Wort verstrich eine Minute, dann sagte Willie leise, »Verdammt ja, wir dürfen sie nicht verlieren.«
    Er ging zur Tür und als er sie erreicht hatte, rief Garcia, »Willie.« Er drehte sich um und wartete. Garcia fuhr fort, »Ich wollte das eigentlich nicht sagen, aber ich werde es jetzt tun. Wenn sie lebt, wird das
Netz
florieren. Wir werden alle reicher werden, als wir es uns jemals erträumt haben. Aber irgendwann innerhalb der nächsten zehn Jahre, vielleicht auch schon in weniger, wird sie die Organisation auflösen. Zwischen dem Jetzt und dem Dann braucht sie einen Freund, einen engen Freund. Ich kann es nicht sein und auch keiner der anderen. Unser Verhältnis ist klar und besiegelt. Aber du kannst es sein. Du kannst es sehr gut sein, denn dein Verhältnis zu ihr ist in Entwicklung. Sie macht das Kampftraining mit dir, und ich denke, hier stimmt auch die Chemie.« Seine Augen funkelten und er schob sein Kinn etwas nach vorne. »Aber lese nicht irgendetwas verdammt Blödes aus meinen Worten. Und bilde dir nichts ein. Sie ist der Boss. Hast du mich verstanden?«
    Willie blickte ihn mit offenem Mund an. »Ich?« Mein Gott, Rafa, bist du verrückt? Ich denke nicht mal im Entferntesten an so was.« Sein Schock darüber vermischte sich mit Ärger.
    »Was sie für mich getan hat, sie hat mir ein neues
Leben
gegeben. Sie ist… ich meine, sie ist… ach.« Er fuhr mit seinen Armen hilflos durch die Luft.
    »Sie ist die Prinzessin«, sagte Garcia gelassen. »Ist schon in Ordnung, Willie. Lass es dabei und denke daran, was ich gesagt habe. Die Prinzessin braucht einen Freund.«
    * * *
    Die Villa stand an einem mit Kiefern bewachsenen Abhang mit Blick aufs Meer. Nachdem Modesty Blaise sie gekauft hatte, hatte sie sie in
Pendragon
umbenannt, ein Begriff aus der König Artus Sage. Sie hatte das im Andenken an Lob getan, dem alten jüdischen Professor aus Budapest, einem Flüchtling, mit dem sie als Jugendliche im ganzen Mittleren Osten umhergezogen war; sie hatte ihn beschützt, sie hatte für ihn gesorgt und sie war von ihm unterrichtet worden.
    Sie dachte an ihn, als sie sich vom Schreibtisch in ihrem Arbeitszimmer erhob und zum Fenster ging, von dem aus sie über die Gartenanlage und das Schwimmbecken blicken konnte. Es ist schon mehr als drei Jahre her, als sie ihn in der Wüste begraben hatte, und er fehlt ihr noch immer, denn seit sie Lob verloren hatte, war sie alleine. Für eine Frau ihres Alters, die das
Netz
in die Welt gerufen hatte und leitete, bedeutete das absolutes Distanzwahren zu den Männern, die für sie arbeiteten. Das war der Preis, den sie zu zahlen hatte, aber sie hatte ihn gerne bezahlt; doch es gab auch Zeiten, in denen sie für einen kleinen Augenblick dankbar gewesen wäre, auszuspannen und einfach nur zu reden und nicht das
Netz
repräsentieren zu müssen, so wie sie mit Lob die langen Tage und Nächte auf ihren Reisen geredet hatte.
    Es war früh am Abend, die Luft war angenehm mild und der Pool einladend. Sie war des Papierkram auf ihrem Schreibtisch überdrüssig und versucht, das alles zu vergessen und eine halbe Stunde im Pool zu verbringen, als sie ein kleines Auto um die Ecke biegen sah auf der Straße, die an den Toren des Pendragon entlangführte. Es war Willie Garvins Wagen. Sie war überrascht und zugleich erfreut, ihn zu sehen.
    Sie hatten keinen Termin vereinbart gehabt, sie in ihrer Villa aufzusuchen, aber insgeheim hoffte sie, er würde nicht nur vorbeifahren, sondern einen Grund haben, vorbeizukommen.
    Sie saß an ihrem Schreibtisch, als die Gegensprechanlage eine Minute später summte und Moulays Stimme sagte: »Mr. Garvin ist hier, Mam’selle. Er entschuldigt sich für die Störung, aber wäre dankbar, wenn sie ihm in einer dringenden Angelegenheit ein paar Minuten ihrer Zeit opfern könnten.
    Sie hielt es für unnötig,
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