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Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady

Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady

Titel: Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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war, und das entfachte in ihm eine bittere und ständig steigende Wut. Als Modesty Charlies Beine zum zweitenmal fallen ließ und er seinen Griff unter den schlaffen Armen lösen mußte, so daß der Körper furchtbar schwer auf das Ufergeröll aufschlug, da hätte er sie beinahe dafür gehaßt, wie unwürdig sie den alten Schoschonen behandelte.
    Als sie Charlie Langer Pfeil in das kleinere Kanu hineinwuchteten, sagte der Große: «Nur zwei Schwimmwesten. Ich nehme an, der blöde Indianer hatte keine. Nehmen Sie sie raus, Mister.»
    Dall gehorchte. Modesty stand reglos und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Ihre Arme hingen schlaff herunter; es war, als hätte sie der Schock gelähmt.
    «Sehr gut. Nun schafft die Kanus da ins Wasser.» Das Gewehr blieb weiter auf Modesty gerichtet. Langsam bewegte sie sich vorwärts, bis sie Dall gegenüber am Heck des Zweisitzers stand. Gemeinsam schoben sie das Boot in das ruhige Wasser am Rand des Flusses. Der große Mann rief ihnen zu: «Los, bringt es in Schwung.» Dall zögerte, dann gab er dem Boot einen Stoß, und es glitt in die Strömung hinein. Das Wasser drückte stärker gegen die Bordwand, und das Kanu schwenkte langsam herum, schaukelte und nahm mehr Fahrt auf.
    «Jetzt den Indianer.»
    Dreißig Sekunden später befand sich der kleinere Kanadier mit Charlies Leiche ebenfalls auf dem Weg flußabwärts.
    «Die Stromschnellen werden sich um ihn kümmern», sagte der große Mann. «Nehmt eure Schwimmwesten und kommt.» Er schwenkte seine Flinte und wies damit auf den bewaldeten Hang vor ihnen. Modesty blieb wie geistesabwesend stehen und starrte flußabwärts, als hätte sie nichts gehört. Dall nahm die beiden Schwimmwesten auf, packte Modesty am Arm und führte sie vom Ufer fort, herüber zu den Büschen. Erschrocken merkte er, daß seine Hand zitterte, und hoffte, es wäre mehr aus Ärger als aus Furcht.
    Ganz sachlich versuchte er, sein Verhalten zu analysieren und erkannte, daß er seit vielen Jahren zum erstenmal wahre, tiefe Angst verspürte.
    Schnell zwang er sich, an etwas Nützlicheres zu denken. Steuerlos wie sie waren, mußten die Kanus in der nächsten Stromschnelle kentern und zerschellen.
    Die Trümmer würden dann wahrscheinlich weiter flußabwärts treiben. Charlies Leiche würde gefunden werden – vielleicht. Und man würde glauben, sie wären in den Stromschnellen verunglückt und Charlies Kopf wäre an einem Felsen zerschmettert. Die beiden anderen Leichen würden unauffindbar bleiben.
    Unwillkürlich schüttelte Dall den Kopf. Das Ganze ergab keinen Sinn. Wenn er und Modesty, aus welchem Motiv auch immer, umgebracht werden sollten, hätte es bereits geschehen können. Wenn die beiden Männer wußten, wer er war, und wenn es sich um eine Entführung gegen Lösegeld handelte, war es verkehrt, den Eindruck zu erwecken, daß er tot wäre. Und warum dann Modesty mitnehmen? Wenn sie wußten, wer sie war – aber nein, das kam nicht in Betracht. Er hatte die belustigte Verachtung von Modestys Kopflosigkeit in den Gesichtern der Männer beobachtet. Sie konnten ihren Namen nicht kennen, noch wissen, wer sie war.
    Also …? Er fand keine Antwort. Wohin, zum Teufel, gingen sie überhaupt? Im Umkreis von zehn Meilen befand sich nicht einmal ein staubiger Feldweg oder ein Holztransportpfad. Und überhaupt, wo kamen diese beiden denn her?
    Der Weg führte jetzt bergan. Modesty an seiner Seite schleppte sich mühsam voran, in sich gekehrt, wie eine Marionette. Die Männer folgten ihnen in sechs Schritten Abstand, die Flinten schußbereit vor sich haltend. Deutlich hörte er ihre schweren Atemzüge, die seine eigenen übertönten, denn der Anstieg war steil.
    Unten vom Fluß aus hatte der Wald sehr dicht ausgesehen, aber hier war das anders. Die Bäume hatten genügend Lebensraum, und das Unterholz war nur dünn.
    Der dicke Teppich aus Kiefernnadeln war glatt, bei jedem Schritt rutschten einem die Füße weg, was den Marsch noch beschwerlicher machte. Schon begannen ihn die überbeanspruchten Muskeln zu schmerzen.
    Ein wenig später blickte Dall über die Schulter zurück und stieß keuchend hervor: «Sagen Sie mir nur eines. Wohin bringen Sie uns? Wie weit müssen wir noch?»
    Der große Mann hatte wieder einen Kaugummi im Mund. Er antwortete: «Gehen Sie weiter, Mister. Wir sind bald da.»
    Zwei Minuten später fing Modesty an zu taumeln.
    Ihr Atem rasselte, sie schnappte nach Luft. Dann brach sie in die Knie. «Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht.»
    Das
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