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Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
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nur den Impuls: «Nö, seh ich gar nicht ein!»  – und kommt erst nach und nach dazu herauszufinden, was «dahintersteckt» und wer dahintersteckt. Die Botschaft ergibt sich durch Selbsterkundung, im Fall einer Kommunikationsberatung durch die angeleitete Selbstklärung mit Hilfe eines Klärungshelfers (vgl. Thomann und Schulz von Thun 1988). Meistens sind Menschen sehr gut in der Lage, am inneren Widerhall der Worte zu überprüfen, ob der Text stimmt oder wie er noch zu verändern ist.
    In der Regel hat der Text kognitive, emotionale und motivationale Komponenten. Zu Deutsch: Es sind Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse darin enthalten. Mehr noch, auch Werthaltungen, Normen und entsprechende Befehle an sich selbst. Von daher ist es angebracht, einen «menschlichen Botschafter in Kleinformat» in die Brust zu zeichnen.
    Sobald wir in etwa die Botschaft kennen, können wir dem Mitglied einen Namen geben. In unserem Beispiel ist da einmal die – ja, wie sollen wir sie nennen? – die Hilfsbereite ? Es könnte sein, dass diese Benennung sich als vorläufig erweist: Je nach Text und innerem Gehalt könnte herauskommen, dass es eher eine ängstlich Angepasste ist, die sich einfach nicht traut, «Nein» zu sagen. Vielleicht stellt sich auch heraus, dass es zwei verschiedene sind, die aber eine Allianz bilden und unisono sprechen. Zum anderen ist da eine, die sich nicht gern ausnutzen lässt und von der eigenen Leistung allein profitieren möchte: Nennen wir sie vorläufig, um moralisch klingende Formulierungen ( Egoistische ) zu vermeiden, die auf sich selbst Bedachte .

    Abb. 6 a:
    Jedes Mitglied des Inneren Teams hat eine Botschaft und erhält einen Namen

    Abb. 6 b:
    Das Innere Team der Studentin
    Bei der Namensgebung müsste natürlich die betreffende Studentin selbst maßgeblich mitentscheiden. Sie «kennt ihre Pappenheimer» und trifft oft auf «alte Bekannte». Vielleicht würde sie sagen: «Die kenne ich gut in mir, die sofort ‹Ja, gerne!› sagt und es immer allen recht machen will. Wie ich diesen Teil nennen würde? Am besten Frau Allenrecht !» Aber auch der Klärungshelfer kann ein Wörtchen mitreden, besonders wenn er den Eindruck gewinnt, dass der vorgeschlagene Name nicht ganz zur Botschaft passt. Vielfach ergeben sich treffende, sehr individuelle und zum Teil lustige Namen ( Opa Humpel-Griesgram, Tante Klatsch und Tratsch, Dr. Altklug ). Oder wenn jemand sich in irgendeinem System gut auskennt, zum Beispiel in der griechischen Mythologie, dann fallen ihm entsprechende Namen ein wie der Prometheus in mir , oder aus der Literatur: Parzifal, Don Juan, der eingebildete Kranke . Gute und zeitlose Literatur bringt ja Gestalten und Charaktere hervor, die wichtige Aspekte der menschlichen Seele «in Reinkultur» verkörpern, deshalb ist sie eine ergiebige Fundgrube für die Besetzung unserer inneren Bühne.

    Auch Symbole (Bilder) können helfen, den Wesensgehalt eines Mitglieds genauer zu bestimmen, zum Beispiel eine Peitsche für den Antreiber , ein Paragraph für den Juristen in mir, der genaue Verträge vereinbart und eingehalten wissen will. Solche, auch frei zu erfindende Symbole werden ebenfalls eingezeichnet. Wenn wir den vorläufigen Namen (und/oder das Symbol) haben, können wir die Botschaft noch einmal genauer erkunden. Name und Text bringen sich gegenseitig hervor, bis eine endgültige Prägnanz erreicht ist. Dazu würde die Studentin eingeladen, sich auf einen gesonderten Platz zu begeben und dort einmal ganz in die Haut der jeweiligen Teilperson zu schlüpfen. Sodann spricht sie in Ich-Form alles aus, was diese zu melden hat (zum Beispiel: «Ich fühle mich geschmeichelt durch die Anfrage, bin stolz, dass ich ihm helfen kann» usw.    [1] ) Meistens kommt der Text nicht gleich druckreif heraus, da sich die Gedanken (und Gefühle!) erst beim Sprechen verfertigen (Kleist).
    Sodann würde sie den Stuhl wechseln und sich mit der zweiten Stimme identifizieren. So lernt sie nach und nach all jene Mitglieder in sich genauer kennen, die sich zu Wort gemeldet haben. Vielleicht spürt sie irgendwann: Das ist noch nicht alles! Da spielen noch weitere Regungen mit hinein, die bisher leise oder stumm geblieben sind, mit den schnellen und lautstarken nicht mithalten konnten.
    Bezogen auf unser Musterbeispiel, könnte sie eine «leicht unbehagliche Regung» in sich vorfinden, die irgendetwas mit Selbstentblößung zu tun hat und sich schließlich in folgenden Worten wiederfindet: «Meine Mitschriften
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