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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten
Autoren: Alexandra Marinina
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Ich weiß Bescheid, Kamenskaja. Jetzt wirst du von mir verlangen, daß ich die ganze Liste nach einer Kira Wladimirowna, geboren 1965, durchsehe. Habe ich recht?«
    »Hör mal, du lernst in der Zusammenarbeit mit mir unheimlich schnell. Vielleicht lerne ich im Gegenzug dazu das Laufen und das Schießen von dir?«
    Andrej vertiefte sich in die endlose Liste der Namen und fand schließlich wirklich eine Kira Wladimirowna, die 1965 geboren war. Sie hatte in der ersten Phase ihrer sportlichen Karriere Berjosuzkaja geheißen, vor zwei Jahren hatte sie sich scheiden lassen und wieder ihren Mädchennamen Lewtschenko angenommen.
    4
    Es waren genau zwei Tage vergangen, seit Vitalij Nikolajewitsch Kabanow Kira den Auftrag erteilt hatte, den Mann und die Frau in einer Wohnung des Hauses zu beseitigen, in dem sich das Geschäft »Gaben des Meeres« befand. Nach der Erfüllung dieses Auftrags mußte Kabanow Kira umbringen. Natürlich nicht selbst, nicht mit seinen eigenen Händen, aber das änderte nichts an der Tatsache als solcher. Im Lauf dieser zwei Tage war Vitalij Nikolajewitsch zu dem Schluß gekommen, daß er keine Schwierigkeiten gebrauchen konnte und weiß Gott auch nicht im Gefängnis landen wollte. Auch als Zeuge bei Gericht wollte er nicht auftreten. Und dabei hätte überhaupt nichts passieren müssen, wenn dieser Kretin von Gena ihn nicht bei Trofim verpfiffen hätte. Nie hätte er es mit diesem Vitalij Wassiljewitsch und seinem Auftrag zu tun bekommen und nie mit Trofim, der von ihm verlangte, den Mörder seines Enkels vom Angesicht der Erde verschwinden zu lassen.
    In den tieferen Gehirnwindungen Kabanows keimte ein Entschluß, der vielleicht nicht der glücklichste war, aber dennoch Grund zu einer gewissen Hoffnung gab. Am Montag abend war dieser Entschluß ausgereift, und nach einer qualvollen halben Stunde griff er zum Telefonhörer.
    »Sei gegrüßt, Viktor«, sagte er vorsichtig, nachdem er am anderen Ende der Leitung den ihm bekannten Bariton vernommen hatte.
    »Guten Abend«, antwortete Viktor Alexejewitsch Gordejew, der den Anrufer nicht erkannt hatte.
    »Hier spricht Kabanow.«
    »Die Lokomotive? Was für eine Überraschung. Du meidest mich in den letzten Jahren«, frotzelte Gordejew. »Habe ich irgendeine Schuld auf mich geladen?«
    »Es geht im Moment um etwas anderes, Viktor. Du bist ja bei uns in Moskau bekannt als der, vor dem sich die Mordbuben und Gewalttäter am meisten fürchten, und deine Kollegen haben angefangen, in meinen Angelegenheiten herumzuwühlen. Gib ihnen doch den freundschaftlichen Hinweis, daß sie mit mir ihre Zeit verschwenden. Ich führe ein anständiges Leben und verdiene mein Geld auf ehrliche Art und Weise.«
    »Laß gut sein, Lokomotive, über deine Ehrlichkeit kursierten schon Legenden, als wir uns noch als Pioniere und Komsomolzen die Hosenböden durchgewetzt haben.«
    »Schäm dich, Viktor, mir alte Sünden vorzuwerfen. Hast du vergessen, wie ich dich damals in Chemie aus dem Sumpf herausgezogen habe und du nur noch Einser geschrieben hast?«
    »Dafür bist du ja auch die Lokomotive. Andere hinter dir herzuziehen, ist dein Beruf. Und ich habe dir noch mehr zu verdanken, Vitalij, du hast mich damals mit deiner Idee von der Arbeitsteilung sehr inspiriert. Ich wende sie täglich in meinem Beruf an. Eine sehr fruchtbare Idee. Insofern bin ich in gewisser Weise dein Schuldner.«
    »Das ist gut«, erwiderte Kabanow mit unerwartet ernster Stimme. »Ich muß nämlich mit dir reden. «
    »Sollen wir uns treffen?« schlug Gordejew vor.
    »Ich kann nicht. Ich werde beobachtet.«
    »Von wem? Von den unseren?«
    »Ach was, von meinem eigenen Mann, der Teufel soll ihn holen. Er schwärzt mich bei Trofim an.«
    »Warum bist du denn so unvorsichtig?« fragte Gordejew mitfühlend. »Man muß sich seine Leute sehr sorgfältig aussuchen, das ist doch selbstverständlich.«
    »Ich habe erst in diesen Tagen herausbekommen, was für einer er ist. Und das, was ich mit dir besprechen muß, darf ihm auf keinen Fall zu Ohren kommen. Gott bewahre, daß Trofim erfährt, daß ich mich mit dir in Verbindung gesetzt habe.«
    »Man sagt, euer Trofim sei ganz schön scharf.«
    »Schärfer als ein Schießhund«, bestätigte Kabanow. »Und im übrigen hat er wie jeder Mafioso, der was auf sich hält, auch seine Leute in deiner Behörde.«
    »Das ist mir klar, ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen. Schreib dir mal eine Telefonnummer auf. Ruf in fünfundzwanzig Minuten noch einmal an, und frage nach mir.
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