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Mit geschlossenen Augen

Mit geschlossenen Augen

Titel: Mit geschlossenen Augen
Autoren: Melissa Panarello
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wenn du ein bisschen früher klingelst.
    Ich hatte kaum auf den Klingelknopf gedrückt, als er mit nacktem Oberkörper am Fenster erschien; er zog den Rollladen hoch: »Du bist fünf Minuten zu früh, warte unten, Punkt neun lasse ich dich rein«, schrie er runter, Gesichtsausdruck und Stimme wirkten hart und ironisch. Im ersten Moment habe ich einfach blöd gelacht, aber wenn ich es mir jetzt überlege, glaube ich, dass er mir damit etwas signalisieren wollte; wahrscheinlich wollte er klarstellen, wer hier die Regeln diktierte und wer sie zu befolgen hatte.
    Irgendwann kam er auf den Balkon raus und rief: »Komm hoch.« Im Treppenhaus roch es nach Katzenpisse und verwelkten Blumen, ich hörte, wie eine Tür aufging, und nahm zwei Stufen auf einmal, um ja nichts zu verpassen. Seine Wohnungstür war angelehnt, ich ging rein und rief leise seinen Namen; als ich gerade auf die Küche zugehen wollte, weil ich dort Geräusche hörte, kam Daniele mir schon entgegen und stoppte mich mit einem schnellen, aber schönen Kuß auf die Lippen, der mir wieder seinen Erdbeergeschmack in Erinnerung rief.
»Geh schon mal rein, ich komme gleich«, sagte er und deutete auf die erste Tür rechts.
Sein Zimmer war gerade erst mit ihm aufgewacht, alles lag kreuz und quer durcheinander. An den Wänden hingen amerikanische Nummernschilder, Comic-Poster und Fotos von seinen verschiedenen Reisen. Auf dem Nachtkästchen stand ein Kinderfoto von ihm, ich berührte es sacht mit einem Finger, da kam er von hinten, klappte den Rahmen um und sagte: »Das geht dich nichts an.«
Dann packte er mich an der Schulter, drehte mich um, musterte mich von oben bis unten und rief: »Was hast du denn für Klamotten an?«
»Leck mich am Arsch, Daniele«, erwiderte ich gekränkt.
In diesem Moment klingelte das Telefon, und er ging raus, um abzunehmen; ich verstand nicht richtig, was er sagte, nur einzelne Worte und unterdrücktes Lachen. Irgendwann hörte ich den Satz: »Bleib dran, ich geh kurz rüber und seh nach.«
Dann steckte er den Kopf zur Tür rein, schaute mich an, ging wieder zum Telefon und sagte: »Sie steht neben dem Bett und hat die Hände in den Taschen. Ich bumse sie schnell, und dann berichte ich dir. Ciao.«
Gleich darauf kam er mit einem breiten Lächeln zurück, das ich mit einem nervösen Grinsen erwiderte.
Ohne was zu sagen, ließ er den Rollladen runter und schloss seine Zimmertür ab; dann schaute er mich einen Moment lang an und zog sich die Hose aus; den Slip hat er angelassen.
»Was stehst du da und glotzt?«, fragte er mich und schnitt eine Grimasse. »Komm, zieh dich aus ...«
Während ich Stück für Stück meine Kleider ablegte, lachte er, und als ich dann nackt vor ihm stand, neigte er den Kopf zur Seite und sagte: »Naja ... gar nicht so schlecht. Ich hätte eine hässlichere Fotze unter Vertrag nehmen können.« Diesmal habe ich nicht gelächelt, ich war nervös und starrte auf meine schneeweißen Arme, die im spärlich eindringenden Sonnenlicht schimmerten. Er fing an, meinen Hals zu küssen und wanderte dann langsam abwärts, über die Brüste zu meinem Allerheiligsten, in dem bereits die Lethe zu fließen begonnen hatte.
»Warum rasierst du dich nicht?«, flüsterte er.
»Weil es mir so besser gefällt«, flüsterte ich zurück.
Als ich nach unten schaute, konnte ich seine Erregung erkennen und fragte ihn, ob er anfangen wolle.
»Wie hättest du's denn gerne?«, meinte er, ohne eine Sekunde zu zögern.
»Ich weiß nicht, sag du ... ich hab's noch nie gemacht«, antwortete ich ein wenig verschämt und streckte mich auf dem ungemachten Bett mit den kalten Leintüchern aus; Daniele legte sich auf mich drauf, sah mir in die Augen und sagte:
»Umgekehrt... du oben.«
»Tut es mir oben nicht weh?«, fragte ich ihn beinahe vorwurfsvoll.
»Egal«, meinte er, ohne mich anzusehen.
Also kletterte ich auf ihn drauf und ließ ihn seine Stange ins Zentrum meines Leibes stecken. Es tat ein bisschen weh, aber nicht allzu sehr. Das Gefühl, ihn in mir drin zu haben, war bei weitem nicht so erhebend, wie ich es mir immer vorgestellt hatte, im Gegenteil, eigentlich verursachte mir sein Glied nur ein lästiges Brennen, aber ich hielt es für meine Pflicht, in dieser Stellung zu verharren.
Meine Lippen waren zu einem Lächeln verzerrt, kein Wehlaut kam über sie. Ihm meinen Schmerz zu gestehen hätte bedeutet, Gefühle zu zeigen, von denen er nichts wissen will. Er will sich meines Körpers bedienen, alles andere ist ihm scheißegal.
»Komm
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