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Mit dir im Paradies auf Erden

Mit dir im Paradies auf Erden

Titel: Mit dir im Paradies auf Erden
Autoren: Susanne James
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gleich dunkel.“ Er sah ihr tief in die grünen, feindselig blickenden Augen. „Zu Ihrer Information, dieser Teil des Waldes wird gerade nach einem Sturmschaden mit erheblicher Mühe neu aufgeforstet. Wenn Besucher abseits der Wege das Gelände durchstreifen und dabei die empfindlichen Setzlinge zertreten, ist das äußerst ärgerlich.“ Der Fremde nickte ihr kurz zu, drehte sich um und ging.
    Fleur sah ihm nach, wie er in der Dämmerung verschwand. Ein pflichtbewusster Mann, der offen seine Meinung sagte – ein Mensch ganz nach dem Geschmack ihres Vaters. Sie schüttelte den Kopf, als sie an ihre Eltern denken musste. Dies war das erste Weihnachtsfest, das sie ohne sie verbrachte. Ihr Vater Professor Philip Richardson, ein berühmter Mathematiker, hatte die Einladung zu einem Gastvortrag in Boston mit einem Urlaub verbunden und verbrachte die Feiertage mit ihrer Mutter Helen in den Staaten.
    Fleur machte kehrt und achtete genau darauf, wohin sie trat. Bis auf die unerfreuliche Begegnung mit dem kleinlichen Jagdaufseher hatte sie den Spaziergang aus vollem Herzen genossen.
    Nachdem sie die Straße einen knappen Kilometer weiter talwärts gefahren war, tauchte die eigentliche und hell beleuchtete Einfahrt in der Dunkelheit auf. Die Flügel des Tors waren einladend geöffnet, und Fleur verspürte eine prickelnde Vorfreude, als sie sich Pengarroth Hall langsam auf der kurvigen Zufahrt näherte. Sie würde es genießen, Weihnachten einmal anders und mit Menschen zu feiern, die sie noch nie getroffen hatte.
    „Von den Freunden, die ich eingeladen habe, kennst du nur Mandy“, hatte Mia am Telefon gesagt. „Erinnerst du dich noch an sie? Sie ist ein richtiges Partygirl.“
    Und kein Mann ist vor ihr sicher, ergänzte Fleur im Stillen.
    „Die anderen sind Kollegen von mir, aber Bürotratsch werde ich nicht zulassen, das verspreche ich dir“, redete Mia weiter.
    Fleur und Mia lebten beide in London, doch ihr Leben sah grundverschieden aus. Mia arbeitete in einer bekannten Werbeagentur, Fleur dagegen war mit medizinischer Forschung im Labor des städtischen Krankenhauses beschäftigt. Dennoch hatte sich an ihrer Freundschaft seit der Schulzeit nichts geändert. Fleur hatte Mia um ihr freies Leben, das nicht von ehrgeizigen Eltern beeinflusst wurde, stets beneidet.
    Professor Philip Richardson hatte immer konkrete Pläne für das Leben seines einzigen Kindes gehabt – dass Fleur vielleicht lieber eigene Vorstellungen verwirklichen wollte, war ihm nie in den Sinn gekommen. Gehorsame Tochter, die sie war, hatte Fleur Chemie studiert und ihren Eltern nur ausgewählte Freunde vorgestellt. Ihre Mutter hätte bestimmt nichts gegen Beziehungen oder eine Ehe gehabt, doch wie ihre Tochter verharrte sie in Ehrfurcht vor der Intelligenz und der gesellschaftlichen Position des Familienoberhauptes, der das für Verrat an der Karriere hielt. Helen sowie Fleur waren stets darauf bedacht, nicht mit ihm aneinanderzugeraten.
    Kaum hatte Fleur den altmodischen Klingelzug betätigt, wurde die Tür von einer schlicht gekleideten, gut fünfzigjährigen Frau geöffnet, die freundlich lächelte.
    „Ich bin Pat, die Haushälterin“, stellte sie sich vor. „Sie müssen Fleur Richardson sein, unser einziger Gast für heute. Schön, dass Sie uns gefunden haben. Bitte treten Sie ein. Mia wird sofort kommen – Sie wäscht sich gerade die Haare.“
    Fleur kam der Aufforderung nach. Der Zauber des Hauses nahm sie sofort gefangen. Es war über zweihundert Jahre alt, und vier Generationen Conways hatten es zu einem wirklichen Familiensitz werden lassen. Neben der Freitreppe in der Halle stand ein riesiger, mit Kerzen, Lametta und Kugeln geschmückter Weihnachtsbaum. In einer Ecke befand sich eine altmodische Standuhr, an den Wänden standen gemütliche Polstermöbel, und auf einem alten Tisch mit deutlichen Gebrauchsspuren lagen stapelweise Zeitungen und Illustrierte.
    In einem Ohrensessel, den stark ergrauten Kopf auf ein verschlissenes blaues Samtkissen gelegt, hatte es sich ein betagter schwarzer Labrador bequem gemacht, der hörbar schnarchte. Als er Fleur hörte, öffnete er kurz die Augen, seufzte und schlief sofort weiter.
    Fleur musste lächeln. Was für ein Unterschied zu dem stilvollen Haus ihrer Eltern in Surrey oder den nüchternen Designermöbeln ihrer Wohnung in London! In Pengarroth Hall würde sie sich wohlfühlen und jeden Augenblick ihres Besuchs genießen, das wusste sie sofort.
    In diesem Moment erschien Mia oben auf der
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