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Mit 15 wachsen einem Flügel

Mit 15 wachsen einem Flügel

Titel: Mit 15 wachsen einem Flügel
Autoren: Tina Caspari
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übernehmen kann?“
    „Ja, hier. Ich habe mir gedacht, daß du dir diese Stunden mit, Petra teilst. Macht unter euch aus, wer welche übernimmt, einverstanden?“
    „Okay — ich geh jetzt gleich bei ihr vorbei und bespreche das mit ihr.“

    Mami nahm Katjas begeisterten Bericht beim Abendbrot mit leichter Besorgnis zur Kenntnis.
    „Vier Stunden in der Woche unterrichten? Ja, darfst du denn das so einfach?“
    „Aber Mami — es ist doch nur ein Aushilfsjob. Wir fragen natürlich alle Mütter vorher, ob sie mit der Regelung für die Dauer von Frau Künzels Krankheit einverstanden sind. Es macht mir riesigen Spaß, glaub mir. Und wir können Frau Künzel doch jetzt nicht im Stich lassen.“
    Mami lächelte.
    „Nein, ich versteh euch schon. Ich würde es ja genauso machen.“
    Klaus Funke machte ein langes Gesicht, als er von Katjas neuer Aufgabe hörte.
    „Da habe ich mich wohl mal wieder zu früh gefreut“, brummte er.
    „Wieso?“
    „Nun, ich habe mir gedacht, wir würden jetzt viel gemeinsam unternehmen. Vorhangstoff kaufen und so — wo wir doch nun schon nebeneinander wohnen. Und überhaupt...“
    „Sei nicht albern! Das können wir doch trotzdem — am Samstag zum Beispiel. Wir fahren gleich vormittags in die Stadt, suchen einen schönen Stoff für dein Zimmer aus und kaufen gleich noch ein neues Poster. Das schenk ich dir, als Einzugsgeschenk!“
    „Na schön. Spielst du noch eine Runde Tischtennis mit mir?“
    „Jetzt? Ich muß noch Vokabeln pauken. Aber du kannst mich ja abhören, wenn du willst.“

Janos der Große

    Wie recht Klaus mit seinen Befürchtungen haben sollte, ahnte Katja zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Als sie am nächsten Tag mit Petra in die Ballettschule kam, schien alles seinen normalen Gang zu gehen. Hinter den geschlossenen Türen zu den drei Unterrichtsräumen hörte man gedämpfte Musik und leise Kommandos. In dem einen gab Rico, der alternde Show-Star, wie immer seinen Step-Unterricht. Im zweiten hörte man Elfies Anfeuerungsrufe bei der Mütter-Gymnastik, und im großen Ballettsaal trainierten die zehn- und elfjährigen Mädchen zu einer abgespielten Tonbandaufnahme der „Nußknacker-Suite“ —Ulrike leitete das Training.
    Katja und Petra gingen in die Garderobe, um sich umzuziehen. Katja musterte die Freundin verstohlen von der Seite. Sie hat ganz schön zugenommen, seit dem letzten Sommer, dachte sie. Die früher so elfengleich zarte Petra war zu einem drallen, fröhlichen Bauernmädchen herangewachsen. Statt stundenlang zu trainieren, stand sie jetzt lieber in der Küche und probierte Spezialitäten aus dem Tiroler Kochbuch aus, das Stefan ihr zu Weihnachten geschenkt hatte.
    Petra bemerkte Katjas Blick und lachte. Mit komischem Stöhnen rieb sie sich den Magen und sagte: „Ich weiß gar nicht, wie ich heute trainieren soll, so satt bin ich! Ich habe für Mutti und mich einen Kaiserschmarrn gebacken — du, besser macht ihn auch Tante Ullas Köchin Mathilde nicht.“
    „Vielleicht solltest du das Zauberbuch der feinen österreichischen Küche lieber mal für ein paar Wochen in den Schrank legen, und dich statt dessen von Salat und Gemüse ernähren.“
    „Ach, Unsinn. In den großen Ferien werde ich wieder den ganzen Tag reiten, außerdem gibt es soviel Arbeit auf dem Hof und in den Ställen, da nehme ich die überflüssigen Pfunde schnell ab.“
    „Was sagt eigentlich deine Mutter dazu, ist sie nicht entsetzt?“
    „Die?“ Petra lachte hell auf. „I wo. Die hat doch selbst ein paar Pfund zugenommen, seit ich koche.“
    Britta, Marlene und Anja kamen in die Garderobe und begannen, sich eilig umzuziehen. Auch Rico und Elfie machten Schluß mit dem Unterricht. Es wurde eng in dem kleinen Raum. Katja nahm ihre Schuhe und floh vor dem Ansturm in den Aufenthaltsraum.
    „Wann unterrichtet denn nun unser großer Star zum erstenmal?“ hörte sie Britta sagen.
    „Wenn du Glück hast, heute“, antwortete Marlene.
    Daran hatte Katja gar nicht mehr gedacht. Janos Thöldy — sie hatte ihn einmal auf der Bühne der Staatsoper gesehen. Einfach phantastisch, wie der springen konnte! Und diese Präzision bei den Drehungen — dabei hatte alles so leicht ausgesehen, als koste es ihn nicht die geringste Kraftanstrengung! Ob er eingebildet war? Nein, dann hätte er nicht so spontan zugesagt, für Frau Künzel einzuspringen. Aber streng, ungeduldig vielleicht...
    Katja prüfte vor dem Spiegel den Sitz ihrer Spitzenschuhe. Dann kramte sie aus der Tasche ihres alten
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