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Mit 13 hat man täglich Ärger

Mit 13 hat man täglich Ärger

Titel: Mit 13 hat man täglich Ärger
Autoren: Tina Caspari
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steckten die da hinten die Köpfe zusammen und tuschelten.
    Und dann diese Petra! Wie die
Königin von England thronte sie in der Mitte der Klasse auf ihrem Platz,
bereit, die Huldigungen ihres Volkes entgegenzunehmen. So was Idiotisches! Nun,
wenn sie glaubte, Katja würde den Blödsinn mitmachen — da konnte sie lange
warten!
    Herr Seifert ließ einen
englischen Text lesen. Gerade war die Reihe an Petra. Ihr Englisch war im
Vergleich zu dem der anderen Mädchen hervorragend, kein Wunder — ihre
Großmutter war Engländerin. Die Mädchen hingen atemlos vor Entzücken an ihrem
Mund. Als Petra geendet hatte, machten sie Gesichter, als wäre deren Leistung
ihrer aller Verdienst — sie platzten vor Stolz. Katja zog verächtlich die Mundwinkel
herunter.
    „Na, wie ist es Katja, willst
du es auch versuchen, oder erbittest du dir für heute noch Schonzeit?“
    Ihre Nachbarin schob ihr das
Buch herüber. Einen Augenblick zögerte Katja, aber die Herausforderung war zu
verlockend. Katja hatte zwei Jahre in Kanada zugebracht, ihr Englisch stand dem
Petras in nichts nach.
    Sie erhob sich und las den
Absatz schnell und flüssig herunter, dann setzte sie sich mit einem Gesicht,
als ginge sie das alles nichts an.
    „Großartig, Katja, ich sehe, du
bist ein Gewinn für uns!“ Herr Seifert war offensichtlich angenehm überrascht.
    Nicht so die Mädchen. Wie
konnte sie es wagen, an Petras Thron zu rütteln, sie, eine Wildfremde! Katja
spürte eine Wand von Ablehnung.
    Zweimal geschah es noch während
der Stunde, daß Katja eine falsche Antwort Petras berichtigen konnte. Petra
schaute „die Neue“ neugierig an, aber die Mädchen empfanden Katjas
Überlegenheit als persönliche Beleidigung. Das war mehr, als sie ertragen
konnten.
    Als es zur Pause läutete, taten
sie, als sei Katja gar nicht vorhanden. Sie drängten sich um Petra, die aus
ihrer Mappe einen Stapel Fotos kramte, auf denen sie in verschiedenen
Ballettposen zu sehen war.
    Die Mädchen rissen ihr die
Bilder aus den Händen und übertrumpften sich gegenseitig in Ausdrücken ihres
Entzückens. „Super!“ hörte Katja. „Nein, ist das goldig!“ — “Ich werd nicht
wieder, einfach spitze!“ — „Toll!“ Katja schaute angeekelt aus dem Fenster.
    Neben ihr saß ein Mädchen, das
wie eine schlechte Kopie Petras wirkte. Sie mußte lange daran gearbeitet haben,
ihrem Idol ähnlich zu werden — ohne Erfolg.
    „Verzeih, Schätzchen, ich habe
mich noch gar nicht vorgestellt, ich bin Lotti Helmholtz!“ flötete sie.
    „Macht fast gar nichts,
Schätzchen“, sagte Katja herablassend, „ich komm mir hier sowieso vor wie im
Zoo — Abteilung Affenhaus.“
    Lotti zog mißbilligend die
Augenbrauen hoch und wandte sich ab.
    Gitta Bauer, die eben noch mit
Herrn Seifert gesprochen hatte, kam zu Katja herüber.
    „Komm, wir gehen schnell deine
Bücher holen, ich habe um Erlaubnis gefragt.“
    Katja war froh, die Klasse
einen Augenblick verlassen zu können, sie folgte Gitta durch einen langen
überdachten Gang ins Nebenhaus.
    Vor dem Eingang zum Musiksaal
stand eine Gruppe Jungen. Sie starrten den beiden Mädchen neugierig entgegen.
    „He, Gitti — habt ihr ’ne
Neue?“ rief einer von ihnen. Gitta zog die Nase kraus. „Das ist mein Bruder“,
sagte sie leise in einer Mischung aus Stolz und Verachtung.
    „Wie heißt ’n du?“ fragte ein
zweiter Junge Katja.
    „Katja Steinebach, zwölf Jahre
und elf Monate alt, einszweiundsechzig groß, vierundvierzig Kilo schwer,
besondere Kennzeichen: keine. Sonst noch was?“ fragte Katja schnippisch.
    „Noch so a Saupreiß, des hot
mir grad noch g’fehlt!“ stöhnte der Fragesteller.
    „Ach, du bist nicht aus
Bayern?“ fragte Katja mit gespielter Liebenswürdigkeit.
    „Wieso?“
    „Weil ich gehört habe, die
Bayern könne man an ihrer Höflichkeit erkennen.“
    Der Junge brüllte vor Lachen,
und die anderen stimmten — nach einer Schrecksekunde — mit ein.
    „Det is jut!“ japste er in
reinstem Berlinerisch, „wie du det jemerkt hast, einfach jut is det!“ Er haute
sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
    „Tja, im Merken bin ich
spitze“, sagte Katja kühl, und beeilte sich, hinter Gitta herzukommen, die
schon auf der Treppe wartete.
    „He, Katja — warte doch mal!“
Der Junge rannte an ihr vorbei und schnitt ihr den Weg ab.
    „Ich heiße Klaus. Klaus Funke.
Und nich vajessen: wir Bayan müssen zusammhalten!“ Er sagte es so berlinerisch,
daß auch Katja lachen mußte.
    „Nun komm schon!“ rief
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