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Mit 13 hat man täglich Ärger

Mit 13 hat man täglich Ärger

Titel: Mit 13 hat man täglich Ärger
Autoren: Tina Caspari
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einen Innenhof mit Rosenrabatten und einem Springbrunnen. Der
Hof war so angelegt, daß man ihn auch als Freilichttheater benutzen konnte.
    Gleich im ersten Gebäude links
war die Grundschule untergebracht, dahinter — etwas tiefer — die Oberschule für
Mädchen, auf der anderen Seite das Jungen-Gymnasium. Den Abschluß bildete quer
hinter dem Innenhof ein zweistöckiger Bau, in dem Aula, Turnhalle, Physik-, Chemie-
und Musiksaal und das Büro des Direktors untergebracht waren.
    Katja ging in einer Gruppe
größerer Schülerinnen hinüber in die Mädchenschule. Sie schaute nicht rechts
und nicht links, stieg — eingehüllt in den vertrauten Summton vieler Stimmen
und das Klappern der Schritte auf den Stufen — in den ersten Stock hinauf, zu
ihrem
    Klassenzimmer. Dort blieb sie
unschlüssig stehen. Sollte sie hineingehen? Oder lieber hier draußen auf den
Lehrer warten?
    Katja spürte ihr Herz hart und
unruhig schlagen, ihr Mund war trocken, die Zunge klebte wie ein fremder,
unförmiger Gegenstand am Gaumen.
    An ihr vorbei drängten die
Schülerinnen in die Klasse, einzeln und in Gruppen, hin und wieder traf sie ein
erstaunter Blick. Drinnen ertönte Geschrei und Gelächter.
    „Bist du die Neue?“
    Katja schrak zusammen.
    „Eh...ja ...“, stotterte sie.
    Hinter ihr war ein
schwarzhaariges Mädchen erschienen, das ihr knapp bis zur Schulter reichte und
sie aus großen grauen Augen, die durch starke Brillengläser noch betont wurden,
prüfend anschaute.
    Katja machte sich unwillkürlich
ein wenig kleiner, indem sie die Schultern hängen ließ und einen Buckel machte,
eine Haltung, für die Papi einen sehr wenig feinen Ausdruck hatte.
    „Ich bin Gitta Bauer, die
Klassensprecherin. Komm doch rein! — Wie alt bist du?“
    „Zwölf.“
    „Im Ernst? Mensch, bist du ein
Riese! Ich hab gedacht, du wärst mindestens vierzehn!“
    Blöde Gans, mußte sie das auch
noch betonen! Die dachte wohl, Katja wäre schon zweimal klebengeblieben!
    „Ich werde in zwei Monaten
dreizehn, wenn’s dich beruhigt“, sagte Katja hochnäsig.
    Gitta schien es nicht zu hören,
sie war Katja voraus in die Klasse gegangen, und Katja folgte ihr zögernd.
Gleich neben der Tür lehnte sie sich gegen die Wand, ein bißchen Rückendeckung
konnte nicht schaden. Die Mappe hielt sie wie einen Schutzschild mit beiden
Armen an ihre Brust gepreßt.
    Dies war der Augenblick, den
sie am meisten fürchtete. Sämtliche Gespräche verstummten, und alle Augen
richteten sich auf sie. In den hinteren Reihen wurde getuschelt und gekichert.
War es wegen „Klemmentine“? Katja kniff die Lippen zusammen.
    Sie hatte plötzlich den heißen
Wunsch, ihre Mappe möge sich in eine Tüte mit faulen Tomaten verwandeln und sie
könnte damit jedes einzelne dieser glotzenden Augenpaare beschießen. Diese
Vorstellung ergriff einen Augenblick so völlig Besitz von ihr, daß sie sich
danach ein wenig freier fühlte. Die krampfhafte Spannung löste sich, und sie
begann, sich in der Klasse umzusehen.
    Erst jetzt bemerkte sie die
großen Fenster, durch die man über Dächer, Felder und Wälder bis in die Alpen
schauen konnte. Der Anblick überraschte Katja so, daß sie ihre Umgebung völlig
vergaß.
    „Gell, schön haben wir’s hier!“
Gitta Bauers Stimme riß sie aus ihren Träumen. „Du mußt übrigens warten, bis
Herr Seifert kommt, ich kann dir nicht sagen, wo du sitzen wirst. Eigentlich
ist kein Platz mehr frei. Aber wir haben zwei Krankmeldungen — na, wir werden
dich schon irgendwie unterbringen“, fügte sie entschuldigend hinzu.
    Das fängt ja gut an, dachte
Katja.
    „Sag mal“, sie wies mit dem
Kopf in Richtung des grandiosen Panoramas, „wird hier auch gearbeitet, oder ist
das so eine Art Sanatorium?“
    Gitta lachte. „Keine Sorge,
daran gewöhnt man sich schnell. Nach einer Weile siehst du gar nicht mehr hin.“
Der Unterricht mußte gleich beginnen. Die Mädchen hatten bereits ihre Plätze
eingenommen und für die erste Stunde ihre Englischbücher herausgeholt. Gitta
Bauer schloß die Klassentür, nickte Katja, die immer noch wie bestellt und
nicht abgeholt an der Wand lehnte, aufmunternd zu und ging auf ihren Platz.
    Ein heftiger Windstoß ließ
Katja zusammenzucken. Neben ihr wurde die Tür aufgerissen, und herein stürmte
ein Mädchen mit einem langen blonden Pferdeschwanz, der in der Drehung, die es
vollführte, Katja wie ein Malerpinsel durchs Gesicht fuhr.
    „He!“
    „Oh, Pardon!“
    Katja fing einen erstaunten
Blick aus veilchenblauen
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