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Mit 13 hat man täglich Ärger

Mit 13 hat man täglich Ärger

Titel: Mit 13 hat man täglich Ärger
Autoren: Tina Caspari
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blauen Flecken übersät.
    „Ja, um Gottes willen, Kind, du
siehst ja entsetzlich aus! Man hat mir doch versichert, die Verletzungen wären
gar nicht so schlimm!“
    „Sind sie ja auch nicht, Mutti,
nun reg dich doch nicht auf, in zwei, drei Wochen ist nichts mehr davon zu
sehen!“
    Frau Christiansen legte Petra
einen großen Rosenstrauß aufs Bett und füllte aus einer Reisetasche alles
mögliche in den Nachttisch: Bücher, Spiele, Süßigkeiten und eine Fülle von
Kosmetikutensilien, Katja konnte sich einfach nicht vorstellen, daß Petra das
alles brauchen sollte. Dann setzte sie sich zu Petra aufs Bett und umklammerte
ihre Hand.
    „Was für ein Unglück!“ jammerte
sie. „Warum muß es auch immer uns treffen! Mein armer Liebling, und
    ausgerechnet jetzt?“
    „Was meinst du mit ausgerechnet
jetzt?“
    „Ich habe deine Fotos der
Helios-Film geschickt, sie suchen eine Hauptdarstellerin in deinem Alter für
einen großen Spielfilm. Denk dir, so eine Chance! Sie müssen dich nehmen, bei
deiner Begabung! Du solltest dich nächste Woche nach deiner Rückkehr aus dem
Skilager vorstellen. Was sage ich den Leuten jetzt? Wie lange wird es dauern,
bis du wieder voll einsatzfähig bist?“
    „Das mußt du schon den Arzt
fragen, nicht mich“, sagte Petra mürrisch. „Und was die Filmheinis betrifft,
sag ihnen, dein unschuldiges Kind sei von einem gewissenlosen Autofahrer
zusammengefahren worden und der Arzt hätte es noch für einige Zeit aus dem
Verkehr gezogen.“ Frau Christiansens Gesicht hellte sich auf. „Die Idee ist gar
nicht schlecht: Wenn ich an ihr Mitgefühl appelliere, werden sie sich
vielleicht besonders für dich interessieren. Vielleicht sollte man was in den
Zeitungen bringen.“
    Petra wollte etwas erwidern,
ließ es dann aber. Ihre Mutter plauderte drauflos, erzählte von ihrer Reise,
von neuen Bekannten aus der Fernsehbranche und äußerte zwischendurch immer
wieder die Sorge, daß Petra von dem Unfall etwas zurückbehalten könne, was
ihrer „kostbaren Begabung“ Schaden zufügen würde.
    Katja konnte es nicht mehr mit
anhören. Sie angelte sich aus dem Nachttisch ein Stück Papier und einen Stift
und begann, mit der gesunden linken Hand einen Brief an die Zwillinge zu
schreiben. Das erforderte ihre ganze Konzentration, und sie merkte erst an der
plötzlich eingetretenen Stille, daß Petras Mutter gegangen war.
    Petra lag blaß und schweigsam
in ihren Kissen, der Besuch mußte sie sehr angestrengt haben. Sie ließ sich
willenlos von den Schwestern versorgen, rührte das Abendbrot nicht an und sagte
nur, sie sei müde und wolle sofort schlafen.
    „Fühlst du dich schlecht? Kann
ich irgendwas für dich tun?“ fragte Katja beunruhigt.
    „Nein, nein.“ Petra lächelte
schwach. „Wenigstens habe ich ihr ausreden können, mich in ein anderes
Krankenhaus bringen zu lassen.“
    In der Nacht wurde Katja von
einem durchdringenden Schmerzenslaut geweckt. Petra schrie, als wolle sie
jemand umbringen. Katja war sofort hellwach, sie vergaß Verbände, Gips und alle
Schmerzen und war mit einem Sprung an Petras Bett. Petra schlug wild um sich
und versuchte, sich den Verband vom Kopf zu zerren. Katja wollte sie halten, in
den Arm nehmen, aber mit dem Gipsverband war das unmöglich.
    „Petra!“ rief sie flehend.
„Petra, wach doch auf, was ist denn, beruhige dich doch!“
    Sie drückte wild auf die
Klingel, aber die Nachtschwester hatte gerade mit einer frisch operierten alten
Frau in Zimmer 29 zu tun, sie sah und hörte nichts.
    Katja fuhr fort, auf die
Freundin einzureden, und endlich — es schien eine Ewigkeit gedauert zu haben — kam
Petra zu sich. Sie öffnete die Augen weit, erkannte Katja, ließ den Kopf erschöpft
auf deren Knie sinken und schluchzte hemmungslos.
    „O Katja, ich hab so
schrecklich geträumt“, sie weinte wie ein kleines Kind, und Katja strich ihr
hilflos immer wieder über den Kopf. Sie wußte einfach nicht, was sie sagen
sollte. Petras Tränen durchweichten ihr Nachthemd und bildeten eine kleine
warme Pfütze auf ihren Knien. Sie angelte nach dem Päckchen mit den
Papiertaschentüchern und begann, Petra das Gesicht abzutupfen.
    Da — endlich — erschien
Schwester Lieselotte in der Tür. „Ja, was machst du denn da! Du sollst doch
nicht aufstehen!“
    „Petra hat...“
    „Ich habe schlecht geträumt und
im Schlaf geschrien. Ist schon gut, Schwester Lieselotte, entschuldigen Sie
bitte.“ Petra wollte die Nachtschwester schnell wieder loswerden.
    Schwester Lieselotte
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