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Mit 13 hat man täglich Ärger

Mit 13 hat man täglich Ärger

Titel: Mit 13 hat man täglich Ärger
Autoren: Tina Caspari
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sagte das, damit Papi endlich wieder normal lächeln
sollte. Eigentlich war ihr gar nicht danach zumute, sich im Spiegel zu sehen.
Aber sie stellte sich vor, wie Papi zu Hause zu Mami sagen würde: „Mach dir
keine Sorgen, sie hat als erstes nach einem Spiegel verlangt, um ihren Verband
zu betrachten!“ Und Mami würde antworten: „Typisch Katja, das Mädchen ist
unheimlich hart im Nehmen“ — irgend so was. Jedenfalls würde sie sich froh und
erleichtert fühlen.
    „Paps?“
    „Ja Liebes?“
    „Ich möchte wieder schlafen. Du
kannst ruhig nach Hause fahren, mach dir keine Sorgen.“
    „Ja, Liebling. Das Krankenhaus
ist schön, bei Tag kannst du die Berge sehen. Und die Schwestern sind sehr
nett.“
    „Dann sag ihnen, daß ich Durst
habe“, murmelte Katja mit geschlossenen Augen. „Tschüs! Und fahr vorsichtig, es
ist glatt.“
    Endlich lächelte Papi wieder
normal — aber das konnte sie nicht sehen.
    Der Kopf tat jetzt sehr weh,
Papi sollte gehen, sie wollte nicht, daß er merkte, wie scheußlich sie sich
fühlte.
    „Gute Besserung, Liebes. Mami
kommt, sobald sie kann. Sie konnte heute nicht weg, wegen der Kleinen.“
    „Macht ja nichts, ich hab ja
sowieso geschlafen.“
    Papi gab ihr einen Kuß auf die
Stirn, winkte ihr noch einmal zu und ging auf Zehenspitzen hinaus. Auf dem Flur
hörte sie ihn mit der Schwester sprechen.
    Nach einer Weile kam jemand mit
einem Kännchen und einer Tasse, stellte den Kopfteil ihres Bettes ein wenig
höher und goß eine hellgelbe Flüssigkeit in die Tasse. Katja fühlte die Tasse
an ihren Lippen und nahm vorsichtig einen Schluck. Gesüßter Pfefferminztee — den
haßte sie sonst wie die Pest, aber heute war ihr alles egal. Wenigstens löschte
er den Durst.
    Sie ließ sich erschöpft
zurücksinken und betrachtete die Schwester, die ihr zu trinken gegeben hatte.
Sie war groß und blond und alles an ihr war rund, Nase, Mund, Augen und Kinn — an
den Schläfen begannen die Haare grau zu werden und auf der Oberlippe hatte sie
einen kleinen blonden Bart. Mit ihrem fröhlichen Mondgesicht erinnerte sie
Katja an Frau Holle.
    „Wie heißen Sie?“
    Die Schwester lächelte breit
und setzte sich zu Katja aufs Bett. „Ich bin Schwester Margarethe.“ Sie nahm
Katjas Hand und hielt sie fest. „Und wie heißt du?“
    „Katharina Steinebach, aber
sagen Sie bitte Katja zu mir.“
    „Katja, das ist hübsch. Und wie
fühlst du dich jetzt, Katja?“
    „Och danke — wie durch den
Fleischwolf gedreht. Mein Kopf tut so weh.“

    „Du bekommst gleich noch was,
damit du besser schlafen kannst — und gegen die Schmerzen.“
    Schwester Margarethe tätschelte
noch einmal Katjas Hand und stand auf. Katja hatte noch etwas fragen wollen, etwas
Wichtiges, aber sie konnte sich nicht mehr daran erinnern.
    Sie bekam eine Spritze und
schlief wieder ein. Sie schlief fest und lange, nur einmal wurde sie ein wenig
wach, als das Jammern im anderen Bett wieder einsetzte. Die Schwester kam und
ein Arzt, sie sprachen leise miteinander. Katja war zu schläfrig, um zu
verstehen, worüber sie sich unterhielten, nur einzelne Worte fielen, wie
Tropfen in ihr Bewußtsein. „Schwerer Schock“ und „konnten die Mutter noch nicht
erreichen“ — „in Urlaub gefahren“. Zwischendurch sprach die Schwester
begütigend auf das wimmernde Wesen ein. Die klagenden Töne klangen fremd, wie
von einem Tier, sie begleiteten Katja in den Schlaf, verfolgten sie im Traum.
    Erst am nächsten Mittag
erwachte Katja wieder. Die Sonne schien durchs Fenster auf ihr Bett, und auf
dem Nachttisch stand ein riesiger Frühlingsstrauß mit einem Kärtchen „Alles
Liebe und gute Besserung! Mami“.
    Obgleich ihr immer noch alles
weh tat, fühlte sich Katja wie befreit. Das Fenster war einen Spalt weit
geöffnet, und die hereindringende Bergluft war würzig und frisch.
    Katja sah sich um, sie war
allein im Zimmer, das Bett neben ihr war zum Lüften aufgeschlagen, die anderen
beiden Betten schienen unbenutzt.
    Was hatte Papi gesagt? Katja
richtete sich vorsichtig auf und versuchte aus dem Fenster zu schauen.
Tatsächlich, die Berge! Zum Greifen nah! Nun brauchte sie nur gesund werden,
hinauszuspazieren, ihre Skier anzuschnallen und dann...
    Jemand öffnete die Tür. Eine
Krankenbahre wurde hereingeschoben, zwei junge Schwestern begleiteten sie,
gefolgt von Schwester Margarethe. Sie schoben die Bahre dicht an das Nebenbett
und verfrachteten ein von Verbänden vermummtes Wesen vorsichtig von einem Lager
auf das andere. Der
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