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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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kleines Stück Vinyl hingen.
    Das Herrenschlafzimmer war weiter unten am Flur. Durch die französischen Türen, die auf den Balkon führten, konnte ich die Wipfel der Eichen sehen, die sich im Wind durchbogen. Ich schaltete das Licht ein und warf einen Blick auf das Baldachinbett, das fast die ganze Breite einer Wand einnahm. Laken, Deckbett, Kissen und Matratze waren verschwunden. Auf dem Holzgestell lag der nackte Sprungfederrahmen. Ich ging um das Bett und befühlte den Teppich davor. Er war noch an zwei Stellen feucht und roch nach Teppichschaum oder Fleckenentferner.
    Ich wußte, daß es jetzt an der Zeit war, das Sheriffbüro vom Lafayette Parish anzurufen. Ich bewegte mich außerhalb meines Amtsbereichs, befand mich ohne stichhaltigen Grund in einem fremden Haus und lief vielleicht sogar Gefahr, Beweismittel in einem Mordfall zu vernichten. Doch Legalität ist oft eine Sache, über die erst nach dem Vorliegen eines Falles entschieden wird, und ich glaubte aufrichtig, daß mir jemand zehn weitere Minuten schuldete.
    Durch eine Seitentür ging ich hinaus auf den mit Steinplatten belegten Patio, vorbei an dem Swimmingpool und dem Wandelgang, wo Bubba Boxbirnen, Universaltrainer und Sandsack aufbewahrte und fand, an die Wand des Kutscherhauses gelehnt, eine Harke. Der Wind wehte jetzt heftiger, erste Regentropfen platschten an die Fenster im oberen Stockwerk.
    Obwohl das Blumenbeet an der Längsseite des Hauses vom Gartenschlauch völlig unter Wasser gesetzt worden war, sahen die Geranienblätter noch immer aus wie sprödes grünes Papier. Ich machte mich daran, Erde und Pflanzen vom Beet zu harken. Die Erde war fett und schwarz und gut mit Kompost gedüngt, und als ich sie auf dem Kiesweg aufschüttete, sammelten sich in den Mulden milchige Pfützen. Drei Fußbreit tief trafen die Metallzinken der Harke auf etwas Festes. Ich harkte die Erde und die ausgerissenen Pflanzen mitsamt dem Wurzelwerk über die Ziegeleinfassung und hob in der Mitte des Blumenbeets eine lange, flache Mulde aus, und wieder stießen die Zinken der Harke auf etwas Festes, auf Widerstand. Dann sah ich, wie sich der Rand des Vinyl-Duschvorhangs an einer Zinke verfing, und gleich darauf ragte ein von einem Pyjamaunterteil bedecktes Knie aus dem Boden. Ich harkte die Leiche frei, sah, wie Füße und Schultern und Brauen Gestalt annahmen, als wäre ich ein Bildhauer, der eine Gestalt aus Erde modelliert.
    Ich legte die Harke auf den Kiesweg und schnitt den Gartenschlauch mit dem Messer in der Mitte durch, um einen stärkeren Wasserstrahl zu erzeugen. Dann wusch ich die weiche Erde, die wie schwarzer Kaffeesatz aussah, von Bubbas Gesicht. Er lag auf dem Duschvorhang, die graublauen Augen offen, Gesicht, Hände und Füße vollkommen blutleer. Griffstück und der metallene Rücken des Zuckerrohrmessers, das sie benutzt hatte, ragten neben seinem Kopf aus dem Boden. Der seitliche Schnitt in seinem Hals war bis auf den Knochen gedrungen.
    Ich drehte den Wasserhahn zu, ging durch die Küchentür ins Haus, rief das Sheriffbüro des Lafayette Parish und Minos Dautrieve an und lief dann zu meinem Pickup. Der Wind fegte abgefallene Blätter über den Hof, der Himmel war tiefschwarz, und die vereinzelten Regentropfen, die mir ins Gesicht schlugen, waren hart wie Hagelkörner.
    Hinter mir hörte ich das Telefon läuten. Ich ging noch einmal zurück und nahm den Hörer ab.
    »Hallo?« sagte ich.
    »Bubba? Hier ist Kelly. Was ist eigentlich mit dem Itaker und seinem Wäschedienst los?« fragte eine Männerstimme, die gegen die Störgeräusche einer Ferngesprächsleitung ankämpfte. »Claudette hat gemeint, ich soll die Typen anheuern. Was, zum Teufel, läuft eigentlich bei euch da drüben?«
    »Bubba ist tot, Kumpel.«
    »Was? Wer ist denn da?«
    »Ich bin Polizist. Wie heißen Sie?«
    Am anderen Ende wurde aufgelegt.
    Ich setzte über die Kieszufahrt zurück auf den Highway, während die starken Äste der Eichen über mir im Wind gegeneinanderschlugen. Die schwarzen Gewitterwolken am südlichen Horizont waren von Blitzen geädert. Die Luft war jetzt beinahe kalt, und die jungen Zuckerrohrpflanzen wurden vom Wind fast auf den Boden gedrückt. Ich kurbelte die Fenster hoch, schaltete die Scheibenwischer ein und spürte in meinen Händen Stöße der Lenkung. Laubblätter, Zeitungspapier und Pappfetzen fegten über den Highway, und zwischen den Masten schwangen und hüpften die Telefondrähte wie Gummibänder.
    Ich fuhr an einer Zementfabrik vorbei und
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