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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel
Autoren: Taylor Stevens
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auf und setzte sich hinter das Lenkrad, während ihm ungefähr hundert Fragen gleichzeitig durch den Kopf jagten. Und jede einzelne ertrank in Schuldgefühlen. Munroe wäre niemals entdeckt worden, wenn sie nicht in Dallas geblieben wäre. Und das hatte sie seinetwegen getan.

 
    Kapitel 2
    Samantha Walker war einen Meter achtundfünfzig groß, braunhaarig und vollbusig, besaß ein strahlendes Lächeln und eine natürliche Bräune. Insofern war sie ein wandelndes Klischee – genau der Typ Frau, den gewisse Männer in irgendwelchen Bars angrapschen und »Schätzchen« rufen, nur um sie später, wenn sie ihnen die Nase gebrochen hatte, eine Schlampe zu nennen.
    Walker entstammte einer Soldatenfamilie: Einzelkind mit doppelter Staatsbürgerschaft, ihr Vater war Scharfschütze bei den US -Marines gewesen, ihre Mutter eine brasilianische Striptease-Tänzerin. Sie war sechsundzwanzig Jahre alt und mit Abstand das jüngste Mitglied in Bradfords neunköpfiger Truppe. Außerdem war sie die einzige Frau, abgesehen von Munroe, die ja nur vorübergehend dazugehörte.
    Es war nicht schwer, in Walker lediglich die Quotenfrau von Capstone zu sehen, deren einzige Funktion darin bestand, diesem Männerbetrieb ein etwas menschlicheres Erscheinungsbild zu verleihen, oder sie als hübsche Fassade misszuverstehen, besonders wenn sie am Empfangstresen saß. Doch derartige Spekulationen entbehrten jeder Grundlage. Wer so etwas dachte, kannte weder Walker noch Bradford. Bei Capstone, wo es bei vielen Einsätzen um Leben oder Tod ging, wären Egoismus, Sexismus und Rassismus reine Zeitverschwendung gewesen. Wer für einen bestimmten Auftrag geeignet war, der bekam ihn auch. Das war alles. Dieser Unternehmensgrundsatz sorgte dafür, dass das Team zusammenhielt. Und aus Bradfords Sicht war Walker eine seiner besten Kräfte. Darum hatte er sie mit ins Krankenhaus genommen.
    Sie saß auf dem Beifahrersitz, hatte die Augen geschlossen und den Daumen auf den Nasenrücken gelegt und tat das, was sie besonders gut konnte: sich erinnern, die Ereignisse Schritt für Schritt nachvollziehen, sich Einzelheiten einprägen, die im Augenblick bedeutungslos erscheinen mochten, die sie aber später vielleicht noch einmal brauchen würde. Bradford ließ den Explorer vom Parkplatz rollen, nahm das Handy vom Gürtel, wählte Logans Nummer und bekam wieder nur die Mailbox.
    An einem normalen Tag wäre das zwar merkwürdig gewesen, aber irgendwie noch verständlich. Heute jedoch war diese Stille ein lautes Kreischen, das jede Menge Komplikationen bedeutete. Bradford warf das Handy auf die vordere Ablage, riss das Lenkrad brutal nach links und zwang den schlingernden Wagen über zwei Fahrspuren zu einer Hundertachtzig-Grad-Wende. Eine Frau in einem roten Mazda drückte auf die Hupe und wollte gar nicht mehr aufhören damit. Der Mann hinter ihr wurde noch eindeutiger und zeigte Bradford den Mittelfinger.
    Walker hielt sich am Türgriff fest und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Wo fahren wir denn hin?«
    Bradford fing den Wagen und gab Vollgas. Der Explorer schoss vorwärts und entging nur mit knapper Not einem Auffahrunfall. »Logan geht nicht ans Telefon«, sagte er. Auch wenn Walker die volle Bedeutung dieses Satzes nicht klar sein konnte, wusste sie doch so viel, dass sie ihm jede weitere Erklärung ersparte.
    Als sie sich wieder in den fließenden Verkehr eingereiht hatten, sagte sie: »Wozu die Doppelgängerin im Krankenhaus? Warum haben sie sich überhaupt die Mühe gemacht, das Portemonnaie dorthin zu legen?«
    Bradford nahm den Blick von der Straße und starrte sie eine Sekunde zu lange an. Wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder dem Verkehr zu und stieß ein hörbares Stöhnen aus. Er war so sehr fixiert darauf, Munroe so schnell wie möglich zu finden, dass er jetzt schon zum zweiten Mal in die falsche Richtung gelaufen war, dass er die Falle erst durch Walkers Frage überhaupt erkannt hatte.
    Sie antwortete selbst. »Sie haben gewusst, dass wir sie suchen würden, und haben eine falsche Spur gelegt, um uns abzulenken. Nicht lange, aber lange genug. Ihnen war klar, dass der Trick auffliegt, sobald wir im Krankenhaus sind.« Sie unterbrach sich. »Jack hat doch das Kennzeichen überprüft, oder?«
    »Ja.«
    »Was hat er rausgefunden?«
    »Ein gültiges Feuerwehr-Kennzeichen«, erwiderte Bradford. »Und bis jetzt ist kein Fahrzeug als gestohlen gemeldet.«
    »Aber dein Gefühl sagt dir, dass die Sanitäter nicht echt waren.«
    Sein
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