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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel
Autoren: Taylor Stevens
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den Kopf.
    »Das ist noch zu früh«, sagte er.
    Jahan neigte ein wenig den Kopf – eher ein Zeichen grundsätzlichen Vertrauens als eine Zustimmung. Bradford ging zum Schlüsselbrett, nahm sich einen Schlüssel und ging zur Tür. »Kannst du dich um das Telefon kümmern, bitte? Ich mache den Empfang vorne zu und nehme Sam mit.«
    Bradford und Walker fuhren mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss und gingen in die Tiefgarage zu einem Ford Explorer. Es war eines von drei Capstone-Fahrzeugen. Bradford setzte sich ans Steuer. Walker ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten, schnallte sich an und starrte zur Windschutzscheibe hinaus. Er wusste, dass ihr jede Menge Fragen auf der Zunge lagen, aber sie biss die Zähne zusammen und gab keinen Laut von sich.
    Ihr Schweigen fügte sich nahtlos in den Tanz um den heißen Brei ein, den der größte Teil des Teams vollführte, seitdem Munroe dazugestoßen war. Der Verdacht, dass sie bevorzugt werden könnte, lag in der Luft und vergiftete die Atmosphäre. Bradford hatte Munroe mit ins Boot geholt. Es war kein Geheimnis, dass sie miteinander schliefen, und schließlich hatte er schon einmal alles stehen und liegen lassen, nur um ihr zur Seite zu stehen. Bis zum Beweis des Gegenteils war dieser kleine Abstecher ins Krankenhaus nichts weiter als Bradfords Privatvergnügen, gespeist aus einer übertriebenen Paranoia und einem übersteigerten Beschützerinstinkt, und als solches eine glatte Verschwendung von Unternehmens-Ressourcen.
    Die Notaufnahme im Medical City war, wie die meisten Notaufnahmen, grell beleuchtet und voller Not und Elend und Niedergeschlagenheit. Im Warteraum standen zahlreiche Sitzgelegenheiten. Bradford und Walker gaben sich als Angehörige aus und wurden durch die breiten Schwingtüren, die die Hilflosen von den Hilfebedürftigen trennten, in einen Korridor geführt. Überall roch es nach Desinfektionsmittel. Die grellen Neonröhren brachten nichts zum Vorschein, was Bradford sehen wollte, aber alles, was er nicht sehen wollte.
    Er suchte und fand das Zimmer, schob sich durch den Türvorhang und kam unmittelbar danach rückwärts wieder heraus.
    Nur mit einem schnellen Sprung zur Seite konnte Walker, die direkt hinter ihm war, einen Zusammenprall vermeiden.
    »Was soll denn das?«, sagte sie, und als er daraufhin lediglich noch einmal die Zimmernummer überprüfte, schickte sie ihm einen von diesen Blicken und schob sich an ihm vorbei nach drinnen.
    In dem Krankenzimmer standen ein Bett und ziemlich viele medizinische Geräte, die wenig Raum für Besucher ließen. Bradford stellte sich neben Walker an das Bett. Nachdenklich betrachtete sie die fremde Frau, die darin lag – blutverschmiert, mit frisch genähten Wunden und voller Beruhigungsmittel.
    »Soll ich mal die Schwestern fragen?«, flüsterte sie. »Vielleicht ist das Ganze ja eine Verwechslung.«
    Bradford zog den Bettvorhang zu und bedeutete ihr aufzupassen. Die persönlichen Wertgegenstände lagen neben dem Bett, und er durchsuchte sie sorgfältig – Kleidung, Schuhe, Handtasche, bis er ein Portemonnaie gefunden hatte.
    Munroes Portemonnaie.
    Davon abgesehen gab es keinerlei Hinweise auf die Identität dieser Person – keine Notizbücher, kein Handy oder sonstige persönliche Dinge. Nur die Lederbörse, die heute Morgen noch in Munroes Gesäßtasche gesteckt hatte. Bradford durchsuchte sie und zog den Personalausweis heraus, zeigte ihn Walker und wies dann mit einer Kopfbewegung in Richtung Tür.
    Sie drehte sich um und ging hinaus.
    Er blätterte weiter: Führerschein und Kreditkarten waren noch da, die Notfallnummern und das Bargeld nicht. Bradford steckte das Portemonnaie ein, hob die Decke ein wenig an, um einen Blick darunter zu werfen – eine Verletzung der Privatsphäre, aber er musste seinen Verdacht überprüfen. Anschließend schlüpfte er wieder hinaus.
    Walker lehnte mit verschränkten Armen an der Motorhaube des Explorer. Als er in Hörweite war, richtete sie sich auf und sagte: »Diese Frau ist heute Morgen gegen 10.20 Uhr eingeliefert worden. Michael hat erst um halb zwölf unser Büro verlassen. Die Zeiten passen nicht zusammen.«
    »Na ja, Michael ist gegen zehn ins Büro gekommen«, erwiderte er. »Sie könnten gewartet haben, bis sie da war, dann passt es wieder. Vorausgesetzt, sie waren sich sicher, dass sie sie erwischen, sobald sie wieder rauskommt.«
    »Dann müssten sie deine Wohnung observiert haben«, sagte Walker.
    »Vielleicht haben sie das ja.«
    Bradford schloss den Wagen
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