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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel
Autoren: Taylor Stevens
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– es ging um das Zwei-Mann-Team in Peschawar –, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Seine Gedanken liefen in eine völlig andere Richtung, beziehungsweise in zwei Richtungen. Und Schuld daran war Walkers unschuldige Frage nach Munroes Identität.
    Da er in der einen Richtung vorerst nicht weiterkam, wandte er sich der zweiten zu: Für Notfälle trug Munroe immer Logans Telefonnummer im Portemonnaie bei sich. Kein Vorname, kein Nachname, nur Logan. Er war ihr Bruderersatz, Seelenverwandter, Komplize, ein Mann, dessen persönliche Geschichte fast so verschlungen war wie ihre eigene, und der ihr ebenso bedingungslos den Rücken freihielt wie sie ihm.
    Bradford warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Auf das Display seines Handys. Höchstens zehn Minuten waren vergangen, seit er gesehen hatte, wie Munroe zusammengebrochen war und dabei ihr Motorrad umgerissen hatte. Immer noch sehr früh, um Nachforschungen anzustellen, aber das spielte jetzt keine Rolle. Er drückte die Kurzwahltaste mit einer Nummer, die nur wenige kannten. Sie gehörte zu dem Handy, das Logan ständig bei sich hatte und auf dem er eigentlich immer sofort erreichbar war.
    Noch vor dem ersten Klingeln sprang die Mailbox an.
    Bradford legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
    Er blätterte durch sein Adressbuch, suchte nach Tabitha, Munroes ältester Schwester, drückte die Anruftaste und brach ab, noch bevor die Nummer zu Ende gewählt war. Munroes Angehörige hatten nicht die leiseste Ahnung von ihrem geheimen Leben, und sie gab sich große Mühe, dass das auch so blieb. Sie wollte auf keinen Fall irgendwelche Spuren legen, die auf eine Verbindung schließen ließen. Für so einen Anruf war es noch zu früh. Außerdem wäre er, falls Tabitha tatsächlich abgenommen hätte, vermutlich heillos in einem Sumpf aus hilflosen Erklärungsversuchen stecken geblieben. Zuerst einmal musste er sich eine plausible Geschichte zurechtlegen.
    Jetzt meldete sich Jahan von der anderen Seite des Raumes zu Wort: »Sieht ganz danach aus, als würden deine Zahlen tatsächlich zu einem echten Feuerwehr-Kennzeichen gehören. Aber ganz sicher bin ich mir nicht, dazu sind es zu wenige.«
    Bradford drehte sich um. »Ist das Fahrzeug als gestohlen gemeldet?«
    »Bis jetzt nicht, aber das kann natürlich noch kommen.«
    »Was sagt denn das GPS ? Können wir rauskriegen, wo der Krankenwagen jetzt ist, vielleicht sogar, welche Route er genommen hat?«
    Jahan ließ seinen Stuhl herumschwingen, damit er Bradford ansehen konnte. Dann rutschte er ein paar Zentimeter nach rechts, dann nach links, dann wieder nach rechts. Dieses Gezappel konnte einen wahnsinnig machen. » Könnte sein, dass ich das hinkriege«, erwiderte er und saß still. »Aber wann erfahren wir endlich, worum es eigentlich geht?«
    Bradford seufzte. Stellte sich an das Whiteboard, suchte sich eine unbeschriftete Stelle, griff nach dem roten Filzstift und schrieb: Michael – zusammengebrochen oder entführt?
    Er drehte sich um. »Das ist alles, was ich weiß.«
    Jahan klappte den Mund eine Sekunde lang sperrangelweit auf, dann sagte er: »Das kann doch nicht dein Ernst sein.« Und einen Augenblick später: »Was hast du gesehen?«
    »Zu wenig.«
    Jahan zeigte mit dem Finger auf das Whiteboard: »Aber genug, dass es dafür reicht?«
    Bradford ließ die Schultern hängen und wandte sich wieder der Tafel zu.
    Er wusste, wie Munroes Leben aussah, deshalb war das, was er gesehen hatte, mehr als genug, aber abgesehen davon hatte er keinerlei Beweise. Die neun Monate seit der Infiltration in Argentinien waren ruhig verlaufen. Ihre ursprünglich geplante Woche in Dallas war zu Monaten geworden, ihre gelegentlichen Übernachtungen bei ihm hatten immer länger gedauert, bis sie, die kein eigenes Zuhause besaß, sich schließlich Stück für Stück in seinem Zuhause wohlgefühlt hatte. Er hatte ihr regelmäßig Aufträge verschafft, um die Unausweichlichkeit ihres Abschieds hinauszuzögern, aber das waren allesamt kleinere und harmlose Fälle gewesen. Der längste war noch der eine Monat in der nigerianischen Hauptstadt Abuja gewesen, und der hatte sich letztendlich als Babysitting für einen Erwachsenen herausgestellt – nichts Aufregendes jedenfalls, nichts, was irgendwie mit den Geschehnissen des heutigen Tages in Verbindung stehen konnte.
    Es knisterte in der Sprechanlage. Walker sagte: »Ich habe in der Notaufnahme des Medical City einen Michael Munroe gefunden.«
    Jahan hob die Augenbrauen. Bradford schüttelte
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