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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Autoren: Dirk Bauermann
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dich auf deine eigenen Stärken zu verlassen. Du darfst deine Spieler nicht mit Wissen über die Gegner überfrachten. Je mehr deine Mannschaft auf den Gegner vorbereitet ist, desto weniger setzt sie ihre eigenen Stärken um. Je weniger sie denkt, desto besser ist es. Abläufe müssen instinktiv erfolgen. Denken nimmt Aggressivität und Schnelligkeit. Wir müssen aus einer Position der absoluten Stärke spielen. Ein bisschen muss man natürlich auf den Gegner schauen, aber es reicht, so wenig wie nötig an Stellschrauben zu drehen. Die anderen sollen sich an uns orientieren – dieser Überzeugung war ich immer schon. Durch die fehlende Manpower im ersten Jahr ist es mir aber noch bewusster geworden.
    Mit dieser Einstellung sind wir auch in die Saison gegangen. Am 23. September 2010 kamen 2800 Zuschauer zum Testspiel gegen Bamberg, den amtierenden Meister und Pokalsieger. »Ich wünsche uns allen eine wunderschöne Reise in die nächsten Jahre!«, sagte ich, als ich eine Viertelstunde vor dem Anwurf mitten in der Halle stand und das Publikum begrüßte. Und zitierte aus Hermann Hesses Stufen-Gedicht, in dem es heißt: »Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.« Mehr als viermal so viele Zuschauer wie in der vergangenen Saison waren gekommen, ein kleiner Erfolg. Uli Hoeneß machte den Eröffnungswurf. Er warf zweimal, mit dem ersten Wurf war er nicht zufrieden. Die Flugkurve des Balles war ihm nicht hoch genug.
    Und dann, zwei Tage später, ging das spannendste Basketballprojekt Europas mit unserm ersten Heimspiel gegen Heidelberg richtig los. Das Risiko war klar. Ein Scheitern durfte es nicht geben. Und noch etwas machte mich tierisch nervös. Normalerweise sind Zuschauer, egal, wie viele es sind, für mich eine anonyme Masse. Es macht mich nicht nervös, ob da 20 000 oder 100 000 Leute grölen. Aber plötzlich saßen bei unserem ersten Heimspiel die Helden meiner Jugend im Publikum: Paul Breitner, Uli Hoeneß, Katsche Schwarzenbeck. Schon in der Nacht zuvor hatte ich schlechter geschlafen als vor dem Endspiel um die Europameisterschaft. Es war so wenig greifbar für mich, so unkalkulierbar. Wie würde Heidelberg spielen? Wie die Zuschauer auf uns reagieren? Beschädigte ich mich?
    In der Halbzeit kam Hoeneß zu meiner Überraschung in die Kabine. Die Spieler wussten erst gar nicht, was sie machen sollten. Sie schauten mich fragend an, weil sie wussten, dass die Kabine für mich ein heiliger Ort ist. Sie wissen, dass ich bei solchen Störungen empfindlich bin. In der Halbzeit hat man eigentlich auch andere Dinge zu tun, als dem Präsidenten die Hand zu schütteln. Aber es störte mich nicht. Es war ja kein Misstrauensbeweis. Hoeneß wollte nicht schauen, was der Bauermann und seine Jungs da eigentlich taten. Er wollte seine Identifikation mit dem Basketball und seine Sympathie zum Ausdruck bringen. Er schüttelte den Spielern die Hand, wünschte viel Glück und verschwand wieder. Eine tolle Geste, die sich in den Köpfen des Teams eingebrannt hat.
    Wir siegten 97:69. Anschließend kam Breitner zu mir. Wir sprachen über Real Madrid, die er oft Basketball hat spielen sehen, als er selbst bei Madrid kickte. »Die Basketballer waren eine ganz große Nummer. Die haben in den 70er-Jahren dort mehr verdient als wir Fußballer«, sagte er.
    Der Damm war gebrochen, die Leute reagierten fantastisch, jubelten uns zu. Trotzdem schlief ich auch in der Nacht nach dem Spiel schlecht: Steffen Hamann hatte sich den Mittelfuß gebrochen. Aber was unser Projekt anging, so hatte ich jetzt auf allen Ebenen ein gutes Gefühl. Denn das Vorhaben wurde angenommen. Der Optimismus war sogar so groß, dass ich kräftig auf die Euphoriebremse treten musste. Anders als Jahre zuvor bei Bamberg. Dort hatten weder Fans noch Spieler oder Funktionäre an Real Madrid gedacht, sondern nur an schöne Landschaften und eine kleine Stadt. Sich irgendwann mit den Größten des Basketballs zu messen, daran war kein Gedanke gewesen. Aber Entwicklung ist nur möglich, wenn man gerade solche Gedanken zulässt. Die Leute müssen sich daran gewöhnen. Bei Bayern war es anders. Wer Bayern sagt und hört, denkt automatisch an Madrid oder Barcelona. Du kaufst die Vision quasi mit.
    Damit aber niemand auf die Idee kam, die Aufgabe »Zweite Liga« zu unterschätzen, musste ich Real erst einmal aus den Köpfen der Spieler und der Fans bekommen. Es durfte nicht passieren, dass wir zu arrogant würden. Arroganz tut niemandem gut. Wir durften nicht an den zweiten Schritt
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