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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Autoren: Dirk Bauermann
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Stimmung gesorgt haben – und genau das konnten wir in München nicht gebrauchen.
    Ich bin auch niemand, der daran glaubt, dass einen bewusst initiierte Konflikte weiterbringen. Ich glaube nicht an die Theorie, dass jede Mannschaft einen »bad boy« braucht, an dem sich alle reiben. Solche Stressfaktoren können vielleicht kurzfristig Energie freisetzen, aber das auch nur auf Kosten des nachhaltigen Erfolgs. Und so habe ich eine Mannschaft zusammengestellt, die nur aus charakterlich einwandfreien Spielern besteht. Nehmen wir Steffen Hamann. Der hat kein großes Ego. Er stellt sich vielmehr in den Dienst der Mannschaft. Er hält sich nicht für wichtiger als den FC Bayern. Alle Jungs haben Bodenhaftung. Und alle hatten etwas zu verlieren. Es gab für niemanden eine Alternative zum Erfolg. Alles außer Aufstieg war nicht akzeptabel. Bayerns Vizepräsident Bernd Rauch formulierte klipp und klar: »Wir machen das nur einmal. Wenn wir das nicht schaffen, ist diese Sportart für München gestorben. Wir haben Dirk Bauermann nicht für einen längeren Verbleib in der zweiten Liga geholt.«
    Ich habe mir kein Team aus Wandervögeln zusammengestellt, niemanden geholt, der nur auf seinen Kontoauszug schaut. Mit solchen Charakteren hätte es hier nie funktionieren können. Denn viele mussten für dieses Abenteuer sogar finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Natürlich waren es keine gigantischen Minusgeschäfte, aber einige der Jungs haben schon ein spürbar geringeres Jahresgehalt verdient, als sie bei anderen Vereinen hätten bekommen können. Keiner wurde mit mehr als 50 000 Euro netto pro Jahr entlohnt. Doch trotz gleich großer oder höherer Angebote auch von Bundesligisten haben sich viele Jungs für Bayern entschieden, weil der Name Bayern München eine so große Wirkung hat. Das Trikot hat so viel mehr Strahlkraft als vieles andere im deutschen Profisport. Bayern strahlt. Und überstrahlte auch die Risiken. Das heißt natürlich nicht, dass wir nur mit dem Finger schnippen brauchten und schon haben wir jeden Wunschspieler bekommen. Sven Schultze etwa oder Patrick Femerling, die ich beide gut aus der Nationalmannschaft kannte, hätte ich gerne in München gehabt. Aber sie entschieden sich gegen Bayern, gegen die zweite Liga und für Alba Berlin.
    Normalerweise gibt es bei jedem Verein immer eine Phase in der Saison, in der gar nichts geht. Wo du dich als Trainer vor die Mannschaft stellst und fragst: »Was ist denn mit euch los?« Wo die Spieler ausgelaugt und müde sind oder überspielt. Wo die Laune so schlecht ist, als käme man gerade vom Zähneziehen. Wo dir als Trainer nichts anders übrig bleibt, als sie aus der Halle zu werfen und ihnen kräftig zu drohen. Nachvollziehbar oder nicht – solche Phasen gibt es. Nur nicht in unserem ersten Jahr in München. Alle waren begeistert, alle sind marschiert. Ich musste nicht einmal zum Arschtritt ausholen. Tagein, tagaus wurde Bereitschaft geboten. Unfassbar! Charakter geht über Talent – Bayern hat es ein weiteres Mal bewiesen.
    Und noch etwas habe ich bestätigt bekommen: Vertraue auf deine eigene Stärke. Bei vielen Vereinen wird an den falschen Stellen optimiert. Die Trainerstäbe werden zu groß. Es gibt einen Verantwortlichen für die Technik, einen fürs Krafttraining, einen fürs Lauftraining, einen für die Psyche. Jeder davon muss sich positionieren und seine Wichtigkeit unter Beweis stellen. Er versucht, wenn auch nur unterbewusst, aus der Masse herauszustechen und konzentriert sich nicht mehr so auf seine Aufgabe, wie es sein sollte. Man muss nicht alles machen, was geht. In der zweiten Liga hatten wir zum Beispiel keinen Videoanalysten, der uns Spielsequenzen der Gegner vorbereitet hat. Videoanalyse ist ein wichtiges Tool in der Spielvor- und -nachbereitung. Ich halte es aber für wichtiger, die ersten zehn Minuten des Gegners zu sehen, um ein Gefühl für seinen Rhythmus zu bekommen. Zu Beginn steht er stabil, hält das System. Anschließend, wenn die Müdigkeit kommt, werden viele Spieler oft unkontrolliert und vernachlässigen ihre Aufgaben. Erst die letzten Minuten des Spiels werden dann wieder aussagekräftig. Dann kann man sehen, wer in der entscheidenden Phase Verantwortung übernimmt.
    Ohnehin zeigt meine Erfahrung, dass man sich viel zu oft viel zu sehr auf den Gegner vorbereitet. Jeder Gegner wird komplett seziert. Du hast sehr detailliertes Wissen, fragst dich immer: »Was sind deren Stärken? Wie können wir sie stoppen?« Dabei ist es wichtiger,
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