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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl
Autoren: Carter Brown
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Arme um mich und preßte mir meine Arme gegen die Seiten.
    »Sagen Sie Ihrem Freund, er
soll sich benehmen«, wandte ich mich an Hal. »Wofür hält er sich, für den
starken Mann aus dem Märchen?«
    »Charles ist ein Mann mit
einmaligen Kräften, Mr. Boyd«, meinte Hal mitfühlend, während er zusah, wie ich
mich vergeblich bemühte, aus der Umarmung des Bären zu entkommen. »Vergeuden
Sie Ihre Zeit nicht mit Widerstand. Wir gehen, sobald Sie die Nachricht
erhalten haben.« Er zündete sich eine Zigarette an und sah für einen Augenblick
mit beiläufigem Interesse dem Rauch nach. »Ich hoffe aufrichtig, Sie verstehen,
daß es nicht persönlich gemeint ist, Mr. Boyd.« Seine Stimme hatte die echte
Wärme eines Offiziers, der einen seiner Leute fragt, wie er sich mit seinem
abgeschossenen Arm fühlt.
    Er wich einen Schritt zurück,
wippte auf den Fußballen und schwang dann seine rechte Faust mit fachmännischer
Präzision so, daß sein ganzes Gewicht hinter dem Schlag lag. Da Charles’
Bärenarme mich fest umschlungen hielten, hatte ich keine Möglichkeit, dem
Schlag auszuweichen oder ihm nachzugeben. Die geballte Faust senkte sich tief
in meinen Solar Plexus, und mein Inneres explodierte mit schmerzvollem Protest.
Hal traf mich zweimal mit sorgfältiger Genauigkeit an genau der gleichen
Stelle, trat dann zurück und musterte mich sorgfältig.
    »Ich glaube, du kannst Mr. Boyd
jetzt sich selbst überlassen, Charles«, sagte er mit väterlichem Wohlwollen.
    Meine Knie waren zu Wasser
geworden, meine Kehle dagegen völlig ausgetrocknet, als ich hilflos nach Luft
schnappte. Der Schmerz breitete sich in Wellen in meinem Innern aus. Ich
spürte, wie Charles seinen Griff wechselte, dann wurde ich in die Luft über
seinen Kopf geschwungen und sah für den Bruchteil einer Sekunde die Decke dicht
vor mir aus der Fliegenperspektive, ehe er mich zu Boden schleuderte. Ich
landete auf meiner rechten Seite, prallte einmal ab, lag dann da und überlegte,
daß ich mir nicht einbilden durfte, noch am Leben zu sein.
    »Vergessen Sie es nicht, Mr.
Boyd«, ermahnte Hal mich fast schelmisch. »Seien Sie so nett, und geben Sie die
Nachricht weiter. Wir meinen es wirklich ernst.«
    Er trat vorsichtig über mich
hinweg, so als ob er seine Schuhe nicht beschmutzen wollte, ging dann zur Tür,
und sein Freund folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Nachdem sie fort waren, blieb
ich ohne Zweifel meinem Kummer überlassen. Vielleicht zehn Minuten lag ich an
der Stelle, bis ich wieder normal atmen konnte. Dann begann ich behutsam
Glieder zu bewegen, eines nach dem anderen — einen Arm hier, ein Bein dort — um
festzustellen, was gebrochen sei. Nichts schien einen erheblichen Schaden
erlitten zu haben — das klassische Profil war unbeschädigt geblieben, und das
war ein Grund zur Dankbarkeit — , aber dem Gefühl nach war eine Unmenge in mir
verbogen und zerschrammt.
    Als ich dann geduscht und mich
angezogen hatte, fühlte ich mich wieder auf der Höhe, abgesehen von dem
nagenden Schmerz in der Gegend meines Solar Plexus. Meine Uhr sagte mir, es sei
dreißig Minuten zu spät für meine Verabredung mit Alisha Hope, dennoch ging ich
ins Foyer hinunter und ließ mir von dem Portier eine Taxe herbeipfeifen.
    Im Sirocco fragte ich an der Anmeldung nach Alishas Zimmernummer, fuhr dann im Fahrstuhl
zum vierzehnten Stock hinauf und hielt meine Daumen, daß sie in ihrer
Verzweiflung nicht mit einem anderen ausgegangen sei. Die Tür zu ihrem Zimmer
schwang nach meinem zweiten Klopfen auf, und ich seufzte erleichtert. Dann trat
ich ein.
    »Mein Schatz«, sagte ich
schnell, »Sie werden es nicht glauben, aber ich habe mich verspätet, weil mich
jemand zusammenschlug.«
    Wie die Reklamejungens von der
Madison Avenue sagen, ist die Macht einer Idee größer als jede Werbeagentur.
Man läßt beiläufig einen Satz fallen, und ehe man es bedenkt, hat ihn schon
jemand aufgegriffen. Genau das geschah. Ich wurde zum zweiten Mal an diesem
Abend zusammengeschlagen. Doch diesmal traf es mich auf den Hinterkopf, und der
Schmerz fuhr nach unten und traf mit dem Schmerz in meinem Innern auf dem Weg
nach oben zusammen. Als sie sich begegneten, kam es zu einer kurzen Explosion,
und dann drehte jemand den Schalter aus.
     
    Ich erwachte aus einem
Alptraum, in dem ich als einziger Preisrichter eine Parade von Grizzlybären
bewunderte, die alle Meermaid-Badeanzüge trugen. Aus diesem Traum kehrte ich in
die vertraute Welt der Schmerzen und Leiden zurück. Mit einem Auge
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