Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Marples letzte Fälle

Miss Marples letzte Fälle

Titel: Miss Marples letzte Fälle
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
dich z u sammen. Daran ist nichts mehr zu ändern. Armer Willie. Jetzt hat er seinen Frieden. Nun, herzlichen Dank, Mrs Harmon. Ich hoffe, wir haben Sie nicht aufgehalten. Die Frau eines Vikars hat viel zu tun, das wissen wir.«
    Sie reichten ihr die Hände. Dann wandte sich plötzlich Eccles noch einmal um und sagte: »Ach ja, noch etwas. Ich hätte es fast vergessen. Ich glaube, Sie haben noch seinen Mantel hier, nicht wahr?«
    »Seinen Mantel?«, Bunch runzelte die Stirn.
    Mrs Eccles sagte: »Wir möchten all seine Sachen gern haben, wissen Sie, vielleicht ist das ein wenig sentimental, aber…«
    »Er hatte eine Uhr, eine Brieftasche und eine Fahrka r te«, sagte Bunch. »Ich habe alles Sergeant Hayes geg e ben.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung«, sagte Mr Eccles. »Er wird uns die Sachen schon aushändigen, nehme ich an. Seine privaten Papiere werden wohl in der Brieftasche gewesen sein.«
    »Es war nur eine Pfundnote darin, sonst nichts«, sagte Bunch.
    »Keine Briefe? Nichts dergleichen?«
    Bunch schüttelte den Kopf.
    »Nun, nochmals herzlichen Dank, Mrs Harmon. Den Mantel, den er anhatte – hat den der Sergeant auch mi t genommen, ja?«
    Bunch zog wieder die Stirn in Falten und strengte ihr Gedächtnis an.
    »Nein«, sagte sie. »Ich glaube nicht, lassen Sie mich einmal nachdenken. Der Arzt und ich haben ihm den Mantel ausgezogen, um ihn untersuchen zu können und die Wunde zu behandeln.« Sie sah sich nachdenklich im Raum um. »Ich muss ihn mit hinaufgenommen haben mit den Tüchern und der Waschschüssel.«
    »Ach, Mrs Harmon, wenn es Ihnen nichts ausmachte… Wir hätten gern seinen Mantel, wissen Sie, das letzte, was er trug. Nun ja, meine Frau hat ihn eben sehr gern g e habt.«
    »Natürlich, ich verstehe«, sagte Bunch. »Soll ich ihn nicht zuerst reinigen lassen? Ich fürchte, er ist ziemlich – nun ja – von Blut durchtränkt.«
    »O nein, nein, nein, das macht gar nichts. Das ist doch nicht nötig«, sagte er hastig.
    Bunch runzelte die Stirn. »Wenn ich nur wüsste, wo ich ihn hingelegt habe. Entschuldigen Sie mich einen Auge n blick.« Sie eilte hinauf, und es vergingen etliche Minuten, bis sie mit dem Mantel über dem Arm zurückkehrte.
    »Es tut mir leid, dass Sie warten mussten«, sagte sie a temlos. »Meine Zugehfrau hat ihn mit anderen Kleidern, die in die Reinigung sollten, beiseitegelegt. Es hat so lange gedauert, bis ich ihn gefunden habe. Hier ist der Mantel. Ich werde ihn für Sie einpacken.«
    Trotz des Protestes packte sie ihn ein, dann verabschi e deten sich die Eccles, nicht ohne sich vorher nochmals umständlich bedankt zu haben.
    Bunch ging langsam durch die Vorhalle und betrat das Arbeitszimmer ihres Mannes. Der Vikar Julian Harmon blickte hoch, und sein Gesicht hellte sich auf. Er schrieb gerade seine Predigt und fürchtete, dass er sich vom Int e resse an den politischen Beziehungen zwischen Judäa und Persien in der Regierungszeit des Cyrus hatte verleiten lassen, vom Thema abzuschweifen.
    »Ja, Liebe?«, fragte er sanft.
    »Julian«, begann Bunch. »Was bedeutet eigentlich ›Kirchliches Asyl‹ genau?«
    Julian schob, dankbar für die Unterbrechung, seine Predigt beiseite.
    »Nun«, sagte er, »das Asylrecht galt in römischen und griechischen Tempeln für die ›cella‹, in der die Statue der Gottheit aufbewahrt wurde. Das lateinische Wort für Altar, ›ara‹, bedeutet auch Schutz.« Er fuhr gelehrt fort: »399 nach Christus wurde das Asylrecht schließlich en d gültig in christlichen Kirchen anerkannt. Die früheste Erwähnung dieses Asylrechtes in England finden wir in den Gesetzen, die Ethelbert 600 nach Christus herau s brachte…«
    Er fuhr noch eine Zeit lang mit seinem Vortrag fort, wurde aber, wie so oft, durch die Art verwirrt, in der se i ne Frau den wissenschaftlichen Vortrag aufnahm.
    »Liebling«, sagte sie. »Du bist zauberhaft.«
    Sie beugte sich über den Schreibtisch und küsste ihn auf die Nasenspitze. Julian fühlte sich wie ein Hund, den man für ein brav vorgeführtes Kunststück lobt.
    »Die Eccles waren hier«, sagte Bunch.
    Das Gesicht des Vikars verfinsterte sich wieder. »Die Eccles? Wer soll denn das sein?«
    »Du kennst sie nicht. Die Frau ist die Schwester des Mannes in der Kirche.«
    »Meine Liebe, du hättest mich rufen sollen.«
    »Das war gar nicht nötig«, sagte Bunch. »Sie brauchten keine Tröstung. Ich möchte dich etwas fragen.« Sie sah ihn zärtlich an. »Wenn ich dir für morgen alles in den Backofen stelle, meinst du, du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher