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Miss Marples letzte Fälle

Miss Marples letzte Fälle

Titel: Miss Marples letzte Fälle
Autoren: Agatha Christie
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er fortgegangen und kam nicht mehr zurück. Er hatte einen Revolver mitgenommen.«
    »Und er kam hierher, um sich zu erschießen?«, fragte Bunch. »Warum?«
    »Na ja, sehen Sie, er hatte Depressionen…«
    Bunch unterbrach ihn. »Das meine ich nicht. Ich frage mich, warum ausgerechnet hier?«
    Da Sergeant Hayes darauf offensichtlich keine Antwort wusste, erwiderte er indirekt: »Hierher gekommen ist er mit dem Bus um siebzehn Uhr zehn.«
    »Ja«, sagte Bunch wieder. »Aber warum?«
    »Ich weiß es nicht, Mrs Harmon«, sagte Sergeant Hayes. »Da gibt es keinen Anhaltspunkt. Wenn einmal das seel i sche Gleichgewicht gestört ist – «
    Bunch beendete den Satz für ihn. »Dann kann man das überall tun. Aber es scheint mir doch absurd, mit einem Bus ausgerechnet hierher zu fahren ohne Grund. Kannte er hier jemanden?«
    »Soweit ich unterrichtet bin, nicht«, sagte Sergeant Ha y es. Er hüstelte und sagte, indem er aufstand: »Mögliche r weise kommen Mr und Mrs Eccles zu Ihnen, um mit Ihnen zu sprechen, Madam, das heißt – wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Natürlich macht es mir nichts aus«, sagte Bunch. »Das ist doch verständlich. Ich wünschte nur, ich könnte ihnen etwas sagen.«
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Sergeant Hayes.
    »Ich bin nur dankbar, dass es kein Mord war«, sagte Bunch, während sie ihn zur Tür brachte.
    Vor dem Tor der Pfarrei hatte ein Wagen geparkt. Se r geant Hayes bemerkte nach einem Blick darauf: »Sieht so aus, als ob Mr und Mrs Eccles schon da sind, Madam. Sie wollen wohl mit Ihnen sprechen.«
    Bunch straffte sich, sie war bereit, den Besuchern be i zustehen in ihrem Leid. Und sie dachte: Ich kann ja i m mer Julian zu Hilfe holen. Ein Geistlicher ist da genau der Richtige, wenn Menschen Trost bedürfen.
    Bunch hätte nicht sagen können, wie sie sich Mr und Mrs Eccles vorgestellt hatte, doch ihre eigene Überr a schung wurde ihr bewusst, als sie sie begrüßte. Mr Eccles war ein massiger, blühend aussehender Mensch, dessen Wesen normalerweise wohl gut gelaunt und witzig sein mochte. Mrs Eccles war übertrieben aufgedonnert und zu grell geschminkt. Sie hatte einen kleinen, gemeinen Schmollmund, und ihre Stimme war dünn und schrill. »Das war ein fürchterlicher Schock, Mrs Harmon, wie Sie sich ja vorstellen können«, sagte sie.
    »O ja«, sagte Bunch. »Ich weiß. Es muss sehr schwer für Sie sein. Bitte nehmen Sie Platz. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Vielleicht ist es für Tee noch ein wenig zu früh – «
    Mr Eccles fuchtelte ablehnend mit den Händen in der Luft herum. »Nein, nein, nichts für uns«, sagte er. »Es ist sehr nett von Ihnen, sicher. Wir wollten nur – nun – tja – hören, was der arme William zuletzt gesagt hat und all das, wissen Sie?«
    »Er war lange Zeit drüben in Amerika«, sagte Mrs Ec c les. »Und ich glaube, er hat ein paar hässliche Erfahru n gen machen müssen. Er war so still und deprimiert, seit er wieder da war. Er meinte, die Welt sei nicht gemacht, um darin zu leben, und er hätte keine Zukunft. Armer Bill, er litt sehr unter diesen Stimmungen.«
    Bunch blickte die beiden schweigend an.
    »Hat er doch tatsächlich meinem Mann den Revolver weggenommen, jawohl«, fuhr Mrs Eccles fort. »Ohne dass wir es ahnten. Ich glaube, das war Rücksicht auf uns. Er wollte es nicht in unserem Hause tun.«
    »Armer, armer Kerl«, sagte Mr Eccles mit einem Seu f zer. »Man darf ihn nicht verurteilen.«
    Es folgte eine weitere kurze Pause, und Mrs Eccles sa g te: »Hat er keine Nachricht für uns hinterlassen? Irgen d ein letztes Wort, nichts dergleichen?«
    Ihre leuchtenden Schweinsäugelchen beobachteten Bunch genau. Auch Mr Eccles beugte sich vor, so, als ob er auf die Antwort begierig wäre.
    »Nein«, sagte Bunch ruhig. »Er kam in die Kirche, als er starb. Er sagte nur die Worte: Kirchliches Asyl.«
    Mrs Eccles wiederholte mit erstaunter Stimme: »Kirc h liches Asyl? Ich glaube, ich weiß nicht recht, was das…«
    Mr Eccles unterbrach sie. »Geheiligter Platz, meine Li e be«, sagte er ungeduldig. »Das ist es, was die Frau des Vikars meint. Es ist eine Sünde – Selbstmord, weißt du. Ich nehme an, er wollte hier dafür um Verzeihung bi t ten.«
    »Er wollte etwas sagen, bevor er starb«, sagte Bunch. »Er begann mit ›Bitte‹, aber weiter kam er nicht mehr.« Mrs Eccles führte ihr Taschentuch an die Augen und schniefte.
    »Ach Liebling«, sagte sie. »Es ist fürchterlich traurig, nicht wahr?«
    »Na, na, schon gut«, sagte ihr Mann. »Nimm
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