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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Autoren: Carola Dunn
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Daisy, aber nur unter der Voraussetzung, daß Sie mich nie Erasmus nennen.«
    »Versprochen!«
    Während dieses freundlichen Geplänkels nahmen zwei der Männer jeweils ein Paar Ruder auf, um sie zum Bootshaus zu tragen. Daisy hörte, wie der dunkle Ruderer Nummer zwei dem Steuermann zurief: »Wirklich gut gemacht heute, Bott.«
    »Was für ein Glück, daß das Boot von St. Theresa’s College obendrein an die Ausleger geraten ist«, sagte der fünfte Ruderer und schwächte das Lob damit ab. Er hatte wie Ruderer Nummer Zwei dunkles Haar, das er offensichtlich mit
    Pomade glättete. Daisy hielt ihn für den Schlagmann, der vorhin schon so mürrisch dreingeschaut hatte.
    »Diese Rennstrecke ist so verflixt eng, daß eine Menge Boote an die Ausleger stoßen. Bott hat uns bestens da hin-durchgelenkt. Morgen werden wir die Mannschaft von Rich-mond so richtig vor und zurück schlagen.«
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    »Nicht, wenn er uns weiter mit seinen Stinkadores vergif-tet.«
    Bott warf dem Schlagmann einen bösen Blick zu, drehte sich um und marschierte zum Haus.
    »Ach, komm schon, DeLancey, laß ihn doch in Ruhe«,
    sagte Ruderer Nummer Zwei. »Von diesen schrecklichen
    Zigarren, die du immer rauchst, ist auch nicht jeder begeistert.«
    »Ich kann mich einfach nicht damit abfinden, daß dieser widerliche kleine Depp mir Kommandos erteilen darf«, är-gerte sich DeLancey.
    »Steuermänner müssen nun mal klein sein …«
    »Bott ist kein Depp«, unterbrach Dottie wütend die Unterhaltung. »Der hat mehr Grips im Hirn als ihr alle zusammen.«
    »Also hör mal«, protestierte Cherry.
    »Meinetwegen fast mehr«, gab seine Verlobte halbherzig nach. »Du besitzt schon eine gewisse Intelligenz, mein Liebster, aber der hat wirklich was auf dem Kasten.«
    Cherry schaute nach dieser Schelte nicht gerade glücklich drein.
    »Vorsicht, Vorsicht, Miss Carrick«, spöttelte DeLancey,
    »sonst enden Sie doch noch als alte Jungfer.«
    »Also hör mal!« Cherry trat einen Schritt vor. »Jetzt halt aber mal deine Zunge im Zaum, DeLancey!«
    Tish legte ihm eine Hand auf den Arm. »Nur nicht die Fas-son verlieren, mein Lieber. Die beste Art, wie du ihm das heimzahlen kannst, besteht einfach darin, weiterhin mit Dottie verlobt zu sein.«
    »Keine Frage«, zischte ihr Vetter, »aber mir gehen ganz andere Heimzahl-Methoden durch den Sinn.«
    »Jetzt ist wirklich nicht die Zeit für solche Auseinanderset-zungen. Morgen habt ihr schließlich gemeinsam ein Rennen zu bestehen«, erinnerte ihn Tish.
    »Welch kluge Worte, und das aus so hübschem Munde«, ap-plaudierte DeLancey spöttisch. »Ein Mädchen mit Ihrem Aussehen verschwendet doch seine Zeit mit Büchern und 18
    Vorlesungen. Ihnen würde ich wirklich gerne mal zeigen, wie man sich besser amüsiert.«
    Tish wandte ihm den Rücken zu.
    Ruderer Nummer Zwei, dessen Gesicht vor unterdrückter Wut ganz rot geworden war, preßte zwischen den Zähnen hervor: »Hatte ich nicht gesagt, daß du die Ruder wegtragen helfen sollst, DeLancey?«
    »Tatsächlich, Herr Kapitän, das hast du wohl.« Mit geradezu aufsässiger Langsamkeit schlenderte DeLancey zu den letzten zwei Rudern auf dem Rasen.
    Kapitän – damit war Ruderer Nummer Zwei also Tishs
    berühmter Rollo gemeint, wie Daisy schon vermutet hatte. Er starrte DeLancey mit geballten Fäusten nach, zuckte dann mit den Achseln und wandte sich wieder den anderen zu.
    »Tut mir wirklich leid, Daisy«, entschuldigte sich Tish mit unglücklicher Miene. »Was für eine Begrüßung!«
    Daisy murmelte irgend etwas Beruhigendes.
    »Ach so, ich hab dir Rollo ja noch gar nicht vorgestellt, nicht wahr?« Wieder schoß Daisys Cousine das Blut in die Wangen. »Roland Frieth, der Mannschaftskapitän.«
    »Sie müssen mich ja für ein ziemlich lasches Exemplar der Spezies Kapitän halten, Miss Dalrymple«, sagte Rollo selbstironisch. »Kaum imstande, Aufruhr in der Mannschaft zu bändigen.«
    »Ich finde, Sie haben ihn sehr gut gebändigt«, sagte Daisy lächelnd. »Letztlich sind die Ruder doch jetzt auf dem Weg ins Bootshaus, nicht wahr?«
    Alles blickte auf DeLanceys dorthin entschwindende Gestalt.
    »Den hätte ich dir auch noch vorstellen müssen«, meinte Tish bekümmert.
    Dottie schnaufte. »Dazu hat er dir wohl kaum Gelegenheit gelassen.«
    »Eines Tages erlebt der von mir sein blaues Wunder«, murmelte Cherry wütend.
    Rollo schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Er ist schließlich 19
    als Boxing Blue in der Boxmannschaft der Universität. Vergiß das nicht. Ich hab nur Sorge,
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