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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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ich vielleicht…?“
    „Nein, lass nur, danke.“
    Nobby kam näher und schaute mich ungewohnt mitfühlend an.
    „Soll ich dir deine Luftballons hinterher tragen?“
    Ich brach in Tränen aus. Ein freundlicher Nobby, das war jetzt einfach zu viel, mehr als ich verkraften konnte.
    „Nein, danke“, schniefte ich. „Lass sie einfach unter der Decke hängen.“
    Ich schlich hinaus und wollte den Fahrstuhl nehmen. Leider hing mittlerweile ein Schild daran: „Defekt!“
    Großartig.
    Wie ich nach Hause gekommen war, weiß ich nicht mehr, Max hatte wohl selbst das Steuer übernommen. Auf Autos ist manchmal mehr Verlass als auf Menschen.
    Als ich in meiner Wohnung war, rief ich noch mal Hardys Nummer an. Wieder kein Anschluss.
    Ich versuchte es noch vier Mal, leider vergebens. Mittlerweile hatte ich mich so aufgeregt, dass ich mich erbrechen musste. Nachdem ich mir den Mund mit Pfefferminztee ausgespült hatte, weinte ich mich in den Schlaf.
    Mir schien nur kurze Zeit vergangen zu sein, als Beethovens Fünfte mich aus dem Schlaf aufschreckte. Hardy! Endlich!
    „Hardy Liebling, ich habe so oft versucht dich zu erreichen!“
    „Melissa? Hier ist deine Mutter!“
    „Oh.“
    „Melli, was ist los? Wir wollten doch zusammen zum Essen gehen, ich warte darauf, dass du kommst und mich abholst!“
    Ich schaute entsetzt auf die Uhr. Schon nach zwanzig Uhr! Heilige Makrele, ich hatte meine Mutter vergessen!!!
    „Mutter, es tut mir so leid. Ich habe das ganz verschlafen.“
    „Was ist denn los, mein Liebes? Deine Stimme klingt ja ganz furchtbar. Bist du krank?“
    Ich erzählte ihr kurz, was passiert war.
    „Melissa, ich kann mir nicht erklären, was das zu bedeuten hat. Am besten rufst du heute oder morgen Hardy in der Firma an. Ach so, dieser Zeitunterschied nach Amerika - das musst du selber ausrechnen. Ich meine, wenn er nicht an sein privates Handy geht, dann ist er doch sicher auf der Arbeit für dich zu erreichen?“
    „Ja, das wird wohl das Beste sein. Es müsste jetzt in Washington erst drei Uhr nachmittags sein. Sag, wäre es okay für dich, wenn wir unser Essen auf morgen Abend verschieben? Ich fühle mich wirklich nicht wohl.“
    „Natürlich, Melli, ruf mich einfach morgen wieder an! Gute Nacht, mein Kind.“
    „Gute Nacht, Mama.“
    Ich ging in die Küche und schenkte mir ein großes Glas Weißwein ein. Eine Schulfreundin von mir war eine Wengertertochter und belieferte mich aus der eigenen Kelterei, wo sie arbeitete. Ich liebte diesen Wein, der eine sanfte Aprikosenfarbe hatte.
    Nachdem ich zwei Gläser getrunken und mir die Nase geschnäuzt hatte, griff ich zum Telefon. Da fiel mir erst auf, dass ich ja gar nicht die Nummer von der Firma in Washington hatte. Ich hatte Hardy immer nur auf seinem Privathandy angerufen.
    Was soll´s, dachte ich bei mir. Es ist mein Geburtstag! Er wird mich bald sowieso anrufen.
    Ich wartete. Trank noch ein Glas Wein.
    Und wartete. Die Flasche wurde immer leerer.
    Wartete immer noch. Die Flasche gab ihren letzten Tropfen.
    Dann schlief ich ein.
    Mitten in der Nacht schreckte ich auf, weil zwei Katzen sich einen erbitterten Straßenkampf lieferten. Ich machte die Nachttischlampe an und schaute auf das Display meines Handys.
    Keine Nachricht, kein Anruf.
    Dafür aber Kopfschmerzen, richtig fiese Kopfschmerzen! Ich stand auf, um mir das Pfefferminzöl zu holen, das im Bad stand. Vorsichtig und langsam mit den Fingerspitzen an meinen Schläfen kreisend, massierte ich das duftende Öl ein und passte auf, dass nichts davon in meine Augen kam. Ich wusste, wie höllisch das brennen würde. Dann zog ich mein mittlerweile übel verknülltes Kostüm aus und schlüpfte in meine Nachtwäsche. Ich legte mich auf mein Bett und starrte in die Dunkelheit, bis der Morgen dämmerte. Die Katzen hatten sich längst verzogen und den ansässigen Amseln und Kohlmeisen Platz gemacht.
    Die Vögel begrüßten erst etwas zaghaft, dann immer kräftiger mit großem Jubel und Gezwitscher den neuen Tag.
    Ich hegte Zweifel, ob ich ebenfalls den Tag freudig begrüßen sollte.
    War heute nicht der Termin mit der Frau Mertens? Ach nein, das war ja erst für den nächsten Tag geplant. (9.30 Uhr. Seien Sie pünktlich, ich backe uns was). Gott, es grauste mir jetzt schon davor. Da fiel mir ein, was sie gesagt hatte. „…bevor wir auflegen, möchte ich Ihnen noch sagen, wie leid mir das mit dem Brief tut!“ Wie hatte sie das gemeint? Was wusste sie von dem Brief des Vermieters?
    Ach, Blödsinn, schimpfte ich mit
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