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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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die bisherigen Ergebnisse durch. Von zweiundzwanzig Adressen hatten sich bisher nur vier als brauchbar erwiesen! So manch eine „Dorfhexe“ wollte etwas Besonderes sein, war es aber in Wirklichkeit nicht. Ich selbst stand dem Thema der Reportage mit einer Mischung aus Skepsis und Aufgeschlossenheit gegenüber.
    „Ja? Hier Mertens am Apparat.“
    „Frau Mertens, ich grüße Sie! Ich bin Melissa Fink vom Magazin „FRiZ, Frauen in der Zeitenwende“ und möchte Sie um ein Interview bitten. Vor einiger Zeit haben wir einen Leserbrief von Ihnen abgedruckt, zum Thema „Alternative Heilmethoden“. Sie berichteten von ihrer selbstgemachten Salbe, mit der Sie die Neurodermitis des Nachbarkindes heilten.“
    „Also, geheilt würde ich jetzt nicht sagen, es war eine deutliche Besserung der Haut, mehr nicht“.
    „Frau Mertens, wären Sie denn bereit, mir einige Fragen zu beantworten? Ich arbeite an einer Reportage über Dorfheilerinnen, die ihr Wissen an die Nachwelt weitergeben möchten.“
    „Wie bitte? Ich kann Sie so schlecht verstehen, ich bin etwas schwerhörig und es rauscht grad so im Telefon. Schorffeilerinnen?“
    „Nein, Dorfheilerinnen!“
    „Was für Dachrinnen?“
    Ich merkte, das würde schwierig werden und schielte schon zur nächsten Adresse auf meiner Liste.
    „Junge Frau, wenn Sie netterweise zur mir nach Hause kommen würden und ich dann auch Ihre Lippen sehen kann, dann würde ich mich gerne mit Ihnen unterhalten, aber am Telefon ist mir das zu anstrengend, ich bin über 70 Jahre alt, das müssen Sie bitte verstehen. Und jetzt habe ich auch keine Zeit, weil gleich jemand kommt, dem ich die Karten legen soll.“
    Kräutersalben und Kartenlegen? Vielleicht passte sie ja doch in die Reportage.
    „Frau Mertens, wäre es Ihnen recht, wenn ich übermorgen, also Mittwoch, gegen halb zehn zu Ihnen komme? Das Gespräch würde etwa eine halbe Stunde dauern.“
    „Übermorgen? Ja, meinetwegen. Wir können eine halbe Runde durch das Dorf gehen.“
    „Halbe Stunde, Frau Mertens, das Gespräch würde eine halbe Stunde dauern!“
    „Und wie war noch mal Ihr Name? Frau Fritz?“
    „Nein, ich bin Frau Fink und arbeite für das Magazin „FRiZ“.
    „Schön, schön, ich freue mich auf den Besuch, Frau Fink. Ich backe für uns dann was Leckeres, so erzählt es sich doch angenehmer.“
    „Das ist wirklich nicht nötig, liebe Frau Mertens. Ich bin also Mittwoch um 9.30 Uhr bei Ihnen.“
    (Gott, das hätte mir noch gefehlt, dachte ich. Kaffeekränzchen am Morgen, oder was?)
    „Ach ja, Frau Fink, bevor wir auflegen, möchte ich Ihnen noch sagen, wie leid mir das mit dem Brief tut! Bis bald, und seien Sie pünktlich, liebe Frau Fink!“
    Ich drückte die Leitung weg und wollte zur nächsten Kontaktnummer übergehen, da merkte ich, dass Frau Mertens etwas Seltsames gesagt hatte. Wieso tat ihr das mit dem Leserbrief leid? Wollte sie nun doch nicht über ihr Kräuterwissen sprechen, oder hatte die Kleine der Nachbarin Nebenwirkungen der Salbe gehabt und das war ihr nun peinlich, weil im Heft ihr Lesername vollständig abgedruckt gewesen war? Ich verstand das nicht und nahm mir vor, sie während des Interviews danach zu fragen. Nicht, dass ich mir die ganze Arbeit umsonst machte und mir vergebens die Zeit nahm, zu ihr zu fahren, und dann würde sie am Ende die Freigabe des Interviews verweigern!
    Als der Feinkostladen den Brunch lieferte, hatte ich eine weitere Kandidatin für ein Interview gewinnen können und die dritte der Damen ließ sich sogar am Telefon befragen, was für mich eine Zeitersparnis bedeutete, die ich sehr zu schätzen wusste.
    Der Brunch war köstlich, trotz seiner Schlichtheit. Ich hatte aus Jux eine „70er Jahre-Party“-Auswahl bestellt: den „Mett-Igel“, ein Brötchen-Sonnenrad, „Fliegenpilze“ aus Ei und Tomate, Würstchen im Blätterteig, natürlich war auch der unsterbliche „Toast Hawaii“ dabei, Mixed Pickels, Käse-Weintrauben-Spieße, kleine Türmchen aus runden Pumpernickelscheibchen mit Käse, in zwei Farben abwechselnd geschichtet und mit aufgespießter Olive gekrönt, roten und weißen Heringssalat, einen Berg Weißbrot und auch Schinkenröllchen mit Spargel gefüllt. Fehlten nur noch die Pril-Blumen, aber die waren ohnehin nicht essbar. Wir langten ordentlich zu und ich vermutete, insgeheim waren die meisten Kollegen erleichtert, dass es mal etwas „Hausmannskost“ zu essen gab, und nicht immer nur Sushi, Garnelen und Prosecco!
    Nobby, dem ich immer noch nicht das
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