Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Titel: Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe
Autoren: Mina Hepsen
Vom Netzwerk:
geblieben? Ach ja, das osmanische Heer stand schon beinahe vor den Toren
von Konstantinopel.«
    Begeistert erzählte
sie von dem raffinierten Plan des damaligen osmanischen Sultans, Mehmet, der
seine Schiffe über Land hatte transportieren lassen und so überraschend die
Hauptstadt des byzantinischen Reichs eroberte. Geschichte war schon immer ihr
Lieblingsfach gewesen. Sehnsüchtig dachte sie daran zurück, wie ihr der Vater
bei den Mahlzeiten oft von dieser oder jener Schlacht erzählt hatte.
    »Das ist so langweilig! Wieso muss ich solches Zeug überhaupt wissen?«, beschwerte sich
Tabitha. Ihre Unterlippe begann zu zittern. Heulen auf Kommando, das war das
Neueste, was ihr ihre Mutter zurzeit beibrachte, wie Nell sehr wohl wusste. Sie
wollte das Mädchen schon angewidert zurechtweisen, da wurde ihre Aufmerksamkeit
von fröhlichem Babyglucksen abgelenkt. Ihr Blick schweifte übers Deck. An der
Reling stand ein Mann, der auf jedem Arm ein Kleinkind hatte.
    Nell stockte der
Atem.
    Der Mann war einfach
umwerfend. Groß, helle Haut, rabenschwarze Haare. Und soweit sie das aus dieser
Entfernung beurteilen konnte, besaßen seine Augen die Farbe des blauen Himmels.
Aber das Faszinierendste an diesem Fremden waren sein frohes Lachen und die
beiden tiefen Grübchen in seinen Wangen, während sein Blick zärtlich auf seinen
beiden Kindern ruhte.
    »Was für ein Glück
seine Frau hat«, murmelte Nell. Hingerissen beobachtete sie, wie er die Kleinen
auf seinen Armen schaukelte und dabei komische Geräusche machte, die die
Kleinen noch mehr zum Lachen reizten.
    »Welche Frau?«,
wollte Tabitha wissen und riss Nell damit aus ihrer Versunkenheit. Nur
widerstrebend löste sie ihren Blick von dem glücklichen Trio. Wenigstens hat
ihre Unterlippe
aufgehört zu zittern, dachte sie, während sie ihre Schülerin
ansah.
    »Keine. Also, was
hast du dir bisher gemerkt?«
    Tabitha schenkte ihr
einen vernichtenden Blick. »Nichts. Ich habe gar nicht zugehört. Man sollte
sich nie mit Niedrigstehenderen abgeben, sagt Mutter!«
    Selbst Florence
Nightingale hätte bei diesem Balg die Geduld verloren!
    »Aber deine Mutter
hat mich angestellt, um dich zu unterrichten, also noch mal von vorne.«
    Tabitha sank in ihrem
Stuhl zusammen und starrte Nell aufsässig an, während diese begann, die
Geschichte noch einmal von vorne zu erzählen. Dabei wanderte ihr Blick
unwillkürlich zu dem Mann mit den zwei kleinen Kindern zurück. Ein anderer Mann
hatte sich ihm angeschlossen, ebenso attraktiv, aber blond. Der ernste
Gesichtsausdruck des Blonden stand in eigenartigem Kontrast zum fröhlichen
Grinsen ihres Fremden.
    Ihr Fremder? Woher war
das auf einmal gekommen?
    Der Blonde nahm dem
anderen das kleine Mädchen ab, und beide Männer drehten sich zur Reling hin und
schauten zur entschwindenden Küste Englands zurück. Nells Blick hing an der
Schulter »ihres« Fremden, auf dem nun das Köpfchen des Jungen ruhte, der älter
zu sein schien als das Mädchen. Seine Augen waren direkt auf sie gerichtet,
während er mit seinen kleinen Fäustchen an den schwarzen Locken seines Vaters
zog.
    Nell verspürte
plötzlich das Bedürfnis, mehr über die Frau zu erfahren, die das Glück hatte,
die Mutter seiner Kinder zu sein. Wer war sie? Wie sah sie aus? Es war voll kommen unüblich, dass sich
ein Vater - noch dazu ein so offensichtlich wohlhabender Vater -
so lange selbst um seine Kinder kümmerte - oder sich überhaupt kümmerte. Wo war seine Frau? Das
Kindermädchen?
    Ohne zu merken, dass
sie zu sprechen aufgehört hatte, konzentrierte sich Nell auf den mysteriösen
Mann. Sie holte tief Luft. Eine Sekunde verging. Dann sprang Nell jäh auf,
stieß dabei ihren Stuhl um und rannte, eine Warnung auf den Lippen, auf den
mysteriösen Fremden zu.

3. Kapitel
     
    Er konnte den
Salzgehalt der Luft beinahe schmecken. Mikhail ließ seinen Blick übers Wasser
schweifen. Mitja wand sich in seinen Armen. Er tätschelte dem kleinen Sohn
seiner Schwester den Rücken, wiegte ihn hin und her. Wie konnte jemand diesem
Kind etwas antun wollen? Mikhail begriff es einfach nicht.
    Etwas mehr als zwei
Jahre waren vergangen, seit er eine Wahrheit entdeckt hatte, die seine Welt auf
den Kopf stellte: Vampire existierten tatsächlich.
    Und nicht nur das,
sie lebten mitten unter den Menschen. Nur indem sie Lügen über sich und ihre
Spezies erfanden, schafften sie es, sich vor den Augen der Welt zu verbergen: Vampire vertragen
keinen Knoblauch, Weihwasser verbrennt ihre Haut, sie fürchten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher