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Millennium Falke

Millennium Falke

Titel: Millennium Falke
Autoren: James Luceno
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Überwachungsstationen plärrten Alarmsignale los, und von den halbrunden Strukturen, die die Produktionsgasse begrenzten, ergossen sich Ströme aus Feuerlöschschaum in die Tiefe. Ein kollektives, zutiefst gequältes Stöhnen ging durch den Raum, und Kantt sah vor seinem geistigen Auge, wie sich sein Bonus in Luft auflöste, zusammen mit den Ohrringen, die er seiner Frau zum Geburtstag schenken wollte, der Spielkonsole für seinen Sohn, dem Urlaub auf Sacorria, den sie geplant hatten, und die Kiste Gizer-Bier, die er eigentlich zu den Schockball-Finalfeiern beisteuern wollte.
    Als Kantt seine Augen öffnete, glaubte er einen Moment lang, der Alptraum sei vorüber, oder falls nicht, dass die Explosion den widerspenstigen YT in ein angesengtes Wrack verwandelt hatte. Doch das Schiff war dem Feuersturm und dem Trümmerhagel nicht bloß entronnen, es war ihm sogar gelungen, sich im Zickzack seinen Weg durch das nachfolgende Chaos zu bahnen, und es näherte sich nun rasch der Sublichttriebwerk-Teststation.
    Kantt schüttelte den Kopf, wie um ihn freizumachen, und schlug mit seiner Handfläche auf den Kommunikationsschalter der Konsole. »Wir brauchen eine Mitarbeitermannschaft in Gasse vier, Sublichtteststation – sofort! «
    Den Atem einsaugend legte er seine andere Hand auf die Konsole und lehnte sich gerade rechtzeitig vor, um zu sehen, wie ein Stück weiter die Montagestraße entlang ein Notfallschlitten aus einer Vehikelbucht aufstieg. Der Schlitten – kaum mehr als ein von einem Käfig senkrechter und waagerechter Stangen umgebenes Antriebsaggregat – hatte sechs Arbeiter an Bord, die mit gelben Weltraumschutzanzügen, Helmen und Jetpacks ausgestattet waren. Alle trugen ein Sortiment von Schneidbrennern, Hydroschraubenschlüsseln und Hohlladungssprengsätzen bei sich, die allesamt wie Waffen von ihren Gürteln hingen. Einer von Kantts Freunden gehörte dem Team an, der wie die übrigen Mitglieder dieses Trupps für Notfallsituationen lebte. Doch ein abtrünniges Schiff war etwas vollkommen Neues.
    Anfangs schien es, als hätte der Schlittenpilot ebenso Schwierigkeiten damit, sich den Flugmanövern des YTs anzupassen, wie die Greiferdroiden zuvor. Die abrupten Rucke und Sprünge des Raumfrachters waren nichts weiter geschuldet als dem unregelmäßigen Aktivieren der Schub- und Höhendüsen, doch es gab Momente, in denen die Flugmanöver Kantt geradezu beseelt vorkamen. Als würde das Schiff dem Schlitten ganz bewusst ausweichen oder sich ein Rennen darum liefern, die Sublichttriebwerk-Teststation vor seinen gefälligeren Raumfrachtergenossen zu erreichen.
    Grässliche Gedanken schlichen sich in Kantts Bewusstsein, darüber, was wohl geschehen würde, wenn es ihnen bis dahin nicht gelang, das Schiff unter Kontrolle zu bringen. Würde der übertankte YT sich selbst zu Schlacke verbrennen? Explodieren und dabei die gesamte Montagestraße mitnehmen? Der Anlage einen Vakuumbruch bescheren und zu den Sternen aufbrechen?
    Nach und nach passte sich der Schlittenpilot dem Rhythmus der Schubdüsen an, und es gelang ihm, das skelettartige Gefährt neben den YT zu bringen. Die Arbeiter flogen von dem Schlitten ab, landeten auf dem Raumfrachter und verankerten sich mit Magnetklammern und Ansaugbefestigungen auf der Oberfläche. Der YT, der sich auf seinem Heck aufrichtete wie ein wilder Acklay in einer Tiershow, schien sich nun alle Mühe zu geben, sie abzuschütteln. Doch langsame und stetige Bemühungen erlaubten es einem der Arbeiter, den Außenhüllenzugang auf dem Rücken des Schiffs zu erreichen und im Innern des Raumfrachters zu verschwinden. Als das geschah, stimmten die leitenden Angestellten einen Jubel an, von dem Kantt betete, dass er nicht zu vorschnell sei.
    Erst als das Schiff ruhiger wurde, stellte er fest, dass er den Atem angehalten hatte. Jetzt ließ er ihn in einem langen, tiefen Seufzen entweichen und wischte sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn. Der Jubel ging in erleichtertes Rückenklopfen und schnelle Wortwechsel über, wie die Montagestraße so schnell wie möglich wieder zum Laufen gebracht werden könne. Angesichts des Umstands, dass die Warteliste für den YT von Tag zu Tag länger wurde, musste die Produktion erhöht werden. Urlaube würden gestrichen werden. Überstunden würden zur Norm werden.
    Kantt und Bon verweilten nicht länger, wo sie waren.
    »Aus Feuer geboren«, sagte der Techniker, als sie durch die Station der Dralls eilten. »Dieser YT«, fügte er hinzu, als Kantt
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