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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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überlegte sich, dass er eine halbe Stunde brauchen würde, um nach Haus zu kommen. Der Hintelmannsche Hof war der am weitesten entfernte in seinem Bezirk. Müde rieb er sich die Augen.
    „Wenn du hier bleiben willst“, Irene Hintelmann schien Gedanken lesen zu können, „kannst du das gerne tun. Wir haben ein Gästebett, ich beziehe es schnell. Wenn du zu Hause angekommen bist, müsstest du ja bald wieder los fahren. Jürgen melkt immer um sechs, der Milchwagen kommt ja schon am frühen Morgen.“
    „Ich würde gerne kurz duschen“, sagte er nur und nickte.
    Eine halbe Stunde später lag er im Bett und war Irene Hintelmann dankbar für das Angebot. Er war erstaunt über ihre freundliche Art und fragte sich, was an den Gerüchten über eheliche Prügel wohl dran war.
    Er konnte es sich kaum vorstellen, wie man es schaffen könnte, sich über eine so nette Frau so aufzuregen, dass man zuschlagen würde. Schließlich schlief er ein.
    Im Traum erschien ihm Jürgen Hintelmann, der brüllend hinter seiner Frau her rannte, die sich im wilden Slalom durch die angebundenen Kühe zu retten versuchte. Schließlich brachte sie sich in Allmers Gästezimmer in Sicherheit und versteckte sich unter seiner Bettdecke. Ihr weicher Körper war angenehm warm, als sie sich neben ihn legte.
    Obwohl er sehr müde war, schlief Allmers nicht besonders tief. Als er eine Hand auf seinem Bauch, die ihn herausfordernd streichelte, zu spüren glaubte, beschloss er, diesen erotischen Traum zwischen Schlafen und Wachen zu genießen. Seine Erregung wuchs, als eine warme Hand ihn zwischen seinen Schenkeln zu streicheln schien. Das Gefühl, dass sich jemand auf ihn legte, war so real, dass er die Augen öffnete.
    Die Frau auf seinem Bauch streichelte sein Gesicht, verdeckte mit ihrer Hand seine Augen und küsste ihn lange. Allmers hatte sie in der Dunkelheit nicht erkannt, aber er wusste sofort, dass es Irene war und erwiderte ihre fordernden Zärtlichkeiten. Sie schlief mit ihm so, als ob sie seit Jahren keinen Mann mehr gehabt hätte. Sie sprach kein Wort und wenn Allmers etwas sagen wollte, verschloss sie mit ihren Lippen seinen Mund. Die Bäuerin schien sehr ausgehungert zu sein und Allmers konnte ihre körperliche Präsenz genießen. Irene Hintelmann bestimmte das Geschehen auf eine Art, die Allmers nur selten erlebt hatte. Die Erregung schüttelte sie so durch, dass sie zum Ende in Allmers Kopfkissen beißen musste, um nicht vor Lust laut zu schreien.
    Sie ruhte sich nur kurz aus, erhob sich plötzlich, küsste Allmers noch einmal kurz und lief nackt aus dem Zimmer. Allmers griff zur Nachttischlampe, aber sie blieb dunkel. Sie hatte alles getan, dachte er, damit er sie nicht erkannte. Selbst daran hatte sie gedacht. Er fragte sich, was sie mit diesem Versteckspiel bezweckte. Sie wusste natürlich, dass er wusste, dass sie es gewesen war…
    Ein paar Minuten später schien sie die Sicherungen des Hauses wieder eingeschaltet zu haben, denn plötzlich blendete ihn die Lampe. Er hörte hastige Schritte im Haus und eine Tür, die leise geschlossen wurde.
    Allmers schlief danach sehr unruhig. Wie hungrig nach körperlicher Zuneigung muss Irene sein, dachte er beim Einschlafen, wenn sie die einzige Gelegenheit, die sich ihr wohl in den letzten Jahren geboten hat, so konsequent ausnutzt, obwohl ihr Mann schwer verletzt im Krankenhaus liegt.
    *****
    Um sechs stand Allmers im Stall, legte das neugeborene Kalb in eine separate Box. Meike begann die Tiere zu füttern, als Allmers die Melkzeuge herrichtete.
    „Wo ist Irene?“, fragte er.
    „Mama ist in der Küche, sie will gleich zu Papa fahren.“
    Er beschloss, das Melken mit Bogota zu beginnen. Das Kalb braucht Biestmilch, dachte er und ging neben der Kuh in die Knie. Er massierte ihr Euter, molk ein paar Spritzer in die Einstreu und nahm das Melkzeug in die Hand.
    An das, was dann passierte, konnte er sich die nächsten Tage nicht mehr erinnern.
    Die Kuh war es nicht gewöhnt, von jemand Fremden gemolken zu werden und erschrak, als Allmers ihr das Melkzeug ansetzen wollte. Sie schlug einmal hart und kurz zu. Die Klaue traf ihn mitten ins Gesicht und seine Brille flog durch den Stall. Allmers verlor sofort das Bewusstsein und kippte nach vorne. Er landete unter dem Bauch der Kuh und das panisch gewordene Tier hüpfte aufgeregt auf der Stelle, traf ihn dabei mehrmals am Kopf.
    Alles ging so schnell, dass Meike, die praktisch daneben stand, ihn erst, nachdem die Kuh Allmers mehrmals getroffen hatte,
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