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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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selber tun.
     
    Der Katzentisch
    So viele kluge Frauen beschäftigen sich seit Jahrzehnten
mit Strategien, um die männliche Dominanz auszuhebeln. Weibliche
Komplizenschaft, weibliche Verstrickung in das System sind dabei kaum Thema.
Warum wohl? Weil es einfacher ist, sich als Opfer zu begreifen statt als
Mittäterin - ein Opfer darf auf seine Ohnmacht pochen. Und weil zu viele Frauen
fürchten, auf diesem Weg könnten Männer aus der Verantwortung entlassen
werden.
    Diese
Furcht ist Unsinn. Sogar kontraproduktiv. Selbstverständlich müssen sich neben
den Frauen auch Männer ändern, damit alle ein Leben jenseits von
Geschlechtszuschreibungen wählen können.
    Doch warum
sollten Männer das wollen, wenn es für sie auch anders weitergeht? Der Logik
von Machtverhältnissen folgend, werden sie sich nur ändern, wenn sie gezwungen
sind. Weil wir ihnen die Gefolgschaft verweigern. Weil wir nicht mehr
mitmachen. Weil sie dann ihren Rollenstiefel nicht mehr weiterleben können.
Doch dazu braucht es Einsicht von unserer Seite. Und neues Handeln. Sonst
werden wir keinen Druck zur Veränderung aufbauen können.
     
    Niemand
will dabei das männliche System kopieren. Wozu auch? Es gibt doch genügend
weibliche Vorstellungen von der Welt. Damit diese sich entfalten können,
brauchen wir einen ebenbürtigen Platz in der Gesellschaft und nicht eine Ecke
am Katzentisch.
    Doch die
bittere Erkenntnis lautet: Wir geben uns mit dem Katzentisch zufrieden. Wir
wollen gar nicht selbstbestimmt sein. Und auch nicht gleichberechtigt Einfluss
nehmen. Denn dann müssten wir auf die Privilegien verzichten, die uns die
Unterordnung bringt. Wir müssten uns auf unbekanntes, freies Terrain begeben,
wo uns die kalten Winde um die Ohren pfeifen. Das ist nicht nur lustig, wie
wir ahnen. Da bleiben wir doch lieber in Deckung.
     
    Die Mutprobe
    Es gibt Momente, in denen wir uns entscheiden müssen. Was
wollen wir, wo soll es hingehen? Ein Fenster in die Zukunft öffnet sich, so als
würden wir aus unserem Haus in eine beleuchtete Landschaft schauen. Überall
entdecken wir Pfade, Wege, Kreuzungen. Dann geht das Licht aus, und wir erkennen
nur noch die schmale Straße, die unmittelbar vor uns liegt. Alles andere ist im
Dunkeln versunken.
    Wir müssen
dieses Fenster nutzen. Das helle Licht, das uns die unterschiedlichen Wege
zeigt, den Augenblick, in dem unsere vielfältigen Möglichkeiten aufscheinen.
Denn im Dunkeln werden wir nur noch die eine Straße sehen, die vor unserer Nase
entlangläuft und sich bequem begehen lässt. Und wenn wir Pech haben, wird sich
das Fenster der Möglichkeiten für längere Zeit nicht mehr öffnen.
    So oder so
ähnlich funktionieren biographische Schnittstellen. Hier werden Weichen
gestellt. Hier handeln wir für die Zukunft.
    Wir selbst
haben es in der Hand, ob diese Schnittstellen zu Sollbruchstellen werden, an
denen unser Verlangen nach dem prallen Leben von traditionellen Mustern zerlegt
wird. Oder ob wir unerschrocken den eigenen Ideen folgen.
     
    Das ist
die Mutprobe. An diesen Stellen müssen wir beweisen, wie ernst wir es meinen
mit unserem Anspruch, frei und gleich zu sein. Auf Risiko spielen? Auf Sicherheit
setzen? Selbstbestimmung ausprobieren? Unterwerfung üben? Manchmal ist eben
auch das Leben wie ein Abenteuerroman, in dem sich die Helden entscheiden
müssen: mutig oder kleinmütig? Wir haben die Wahl.
    Denn
überall dort, wo sich unsere ursprünglichen Lebensentwürfe an neuen
Anforderungen brechen, lauern die Rollenfallen. Wenn sie zuschnappen, werden
unsere Selbstversprechen geschreddert: Vorstellungen und Überzeugungen landen
auf dem Müll, Selbstbilder werden umgekrempelt, Wünsche entsorgt.
    Wie bei
tiefen Kratern auf der Straße müssten hier riesige Warnschilder stehen. Denn
nirgendwo sonst ist das Risiko so groß, dass Frauen in der Grube landen - bei
den uralten Weiblichkeitsmustern und konservativen Geschlechterbildern.
    Auch junge
Frauen sind gefährdet. Denn sie kommen gar nicht auf die Idee, dass sie
aufpassen müssen. Sie halten sich für cool genug, den Geschlechterquatsch an
sich abperlen zu lassen, und erliegen gerade deshalb der Verführung traditioneller
Muster.
     
    Die
entscheidende Frage lautet also: Wann müssen wir uns der Mutprobe stellen, um
welche Wegmarken geht es?
     
    Weiblichkeit
- wie wird sie modelliert? Wo lauern die Fallen des ritualisierten
Rollenverhaltens, wenn Mädchen heute aufwachsen? Jeder Junge lernt: Du fällst
auf die Schnauze, ja und? Du bist nicht tot,
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