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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11
Autoren: Lara Adrian
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Augenblick - einen irritierenden,
wahnhaften Augenblick - dachte Claire, dass sie diese breiten Schultern, diesen
geschmeidigen, wiegenden Gang kannte. Das war natürlich unmöglich. Und doch
glomm ein Funken von Vertrautheit in ihr auf. Konnte sie diesen Mann kennen?
    Aber das war kein Mann - mit Sicherheit
niemand, den sie kannte, weder jetzt noch früher. Diese Kreatur war einem
Albtraum entstiegen.
    Er war der leibhaftige Tod.
    Ein Schuss riss Claires Aufmerksamkeit zu der
Gruppe von Agenten, die sich in der Nähe versammelt hatte. Ein weiterer Schuss
krachte, dann wieder und wieder einer, bis die Luft von Schüssen erfüllt war.
Nicht, dass es etwas nützte.
    Der Mann aus Feuer ging einfach weiter,
unbeeindruckt. Sobald die Kugeln ihm zu nahe kamen, explodierten sie wie
harmlose Feuerwerkskörper, die auf die Hitzewand trafen, die seinen Körper
umgab.
    Als die Agenten die letzten Kugeln verschossen
hatten, blieb er stehen.
    Er hob die Hände vor sich, doch es war keine
Geste der Kapitulation. Praktisch ohne jede Vorwarnung entfesselte er einen
wahren Feuerhagel auf die Agenten. Claire konnte ihren Entsetzensschrei nicht
zurückhalten, als die Flammen die Männer einhüllten und auf der Stelle zu Asche
verbrannten.
    Sie spürte es sofort, als der Mann sie
bemerkte. Sie spürte, wie die Hitze seiner Augen sie aus der Entfernung
durchdrang. Jedes Nervenende ihres Körpers spannte sich straff vor Angst.
    „Oh Gott“, flüsterte sie und stolperte ein paar
Schritte rückwärts.
    Der Feuermann tat einen Schritt in ihre
Richtung, all seine schreckliche Wut war jetzt auf sie gerichtet.
    Claire floh, sie wagte nicht, sich noch einmal
umzusehen. Sie stürzte sich in die Wälder und rannte um ihr Leben.
    Ungerührt ging er durch die glimmende Asche und
die Trümmer auf dem Asphalt. Seine Stiefel knirschten über Glassplitter und
verzogenem Metall, vorbei an Pfützen von ausgelaufenem, brennendem Öl und den
rauchenden Überresten der Stammesvampire, die mit ihren jämmerlichen Waffen auf
ihn geschossen hatten.
    Ihre Kugeln hatten ihn nicht aufhalten können.
    Nichts konnte ihn aufhalten, wenn er in diesem
Zustand war.
    Der Boden zischte unter den schweren Sohlen
seiner Stiefel - nicht von den Trümmern, sondern von der Hitze, die immer noch
durch seine Glieder floss, ein elektrisches Knistern, das jeden Zentimeter
seines Körpers in pulsierenden Wellen von tödlicher, reiner Energie
durchströmte.
    Heute Nacht hatte er die Kontrolle über seine
Wut verloren, das wusste er. Er wusste, wie wichtig es war, das Feuer in seinem
Inneren in Schach zu halten, aber sein Hass auf Wilhelm Roth hatte ihn
unvorsichtig gemacht - zuerst in der Stadt, dann hier.
    Sein Verlangen, seine Rache zu vollenden, hatte
ihn über eine steile Klippe gestoßen, und nun fiel und fiel er...
    ...und versagte, gerade als seine Gerechtigkeit
fast mit Händen zu greifen gewesen war.
    Roth war nicht in seinem Dunklen Hafen in
Hamburg gewesen. Und auch unter diesen Toten, die heute Nacht versucht hatten,
aus diesem Anwesen zu entkommen, war er nicht. Mit seinem vor Hitze rot
verfärbten Blickfeld warf Reichen einen unbarmherzigen Blick über die Trümmer.
Er konnte keine Spur von diesem Bastard entdecken.

3
     
    Aber Roths Gefährtin war hier.
    Sie würde wissen, wo er steckte. Und wenn ihre
Lippen ihn nicht verraten wollten, würde ihr Blut es umso schneller tun.
    Claire.
    Ihr Name flackerte in seinem Verstand wie ein
Kurzschluss, schwach, finster, nur um gleich wieder von der Wut verschlungen zu
werden, die in ihm tobte. In diesem Augenblick war sie für ihn niemand mehr,
den er einst gekannt hatte. Er hatte sie nie in den Armen gehalten. Sie nie
geliebt.
    Jetzt, in diesem Augenblick, in diesem Zustand,
wusste er in seiner Wut nur, dass sie die Frau war, die Wilhelm Roth gehörte.
    Und das machte sie ebenso sehr zu Reichens
Feindin wie Roth selbst.
    Er stapfte auf den Waldrand zu, wohin er die
Stammesgefährtin hatte rennen sehen. Vage registrierte er den Duft von
geschmolzenem Fichtenharz und versengtem Laub, als er in eine dichte Baumgruppe
hineinging. Tief hängende Äste bogen sich aus seinem Weg von der Hitze, die er
bei jedem Schritt verströmte.
    Er wusste genau, wohin die Frau geflohen war.
Er konnte das schnelle Keuchen ihres Atems hören, als er tiefer in den Wald
eindrang. Sie hatte Angst, der Geruch ihres Entsetzens lag wie eine frische
Duftnote in der Luft, die die Rauchschwaden nicht ganz überdeckten.
    Jetzt verstummten ihre Schritte
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