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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt
Autoren: H. J. Alpers
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niemals Fragen stellt. Komisch, ich dachte immer, ein Coup wie die Doppelgänger-Affäre würde mich hart treffen, aber ich spüre fast gar nichts. Gar nicht wie in alten Zeiten. Früher schmiedete ich Plan um Plan, und wenn die Falle dann zuschnappte, dann war das allemal besser als diese Pillen. Aber jetzt spüre ich nichts mehr.“
    Er beugte sich in seinem Stuhl nach vorne. Die Pupillen seiner Augen glichen schwarzen Geschossen.
    „Möchtest du arbeiten?“ verlangte er zu wissen. „Möchtest du, daß deine Welt Kopf steht und dein Gehirn raucht, während du den einzig lohnenswerten Job der Welt ausfuhrst? Antworte!“
    „Sir, ich bin ein loyaler Mays Mann. Ich werde Ihren Befehlen gehorchen und meine Fähigkeiten nach besten Kräften einsetzen!“
    „Gut“, sagte der General. „Du hast Grips und Durchsetzungsvermögen. Ich werde den Grundstein legen, aber ich lebe wahrscheinlich nicht mehr lange genug, um es zu Ende zu bringen. Du wirst mein Erbe antreten. Warst du jemals außerhalb von Denv?“
    Reuben erstarrte.
    „Ich klage dich nicht an, ein Spion zu sein. Es macht nichts, wenn du Denv schon einmal verlassen hast. Ich war auch schon draußen. Zuerst sieht man nicht viel – der Boden ist von den Geschossen Ellays und von unseren Querschlägern und Blindgängern aufgerissen. Aber weiter draußen ist es anders, besonders im Osten. Da gibt es Gras, Bäume, Blumen. Boden, wo man etwas anbauen könnte.
    Als ich das erste Mal nach draußen ging, dachte ich lange nach und stellte mir Fragen. Ich wollte wissen, wie das alles angefangen hat. Ja, angefangen. Es war nämlich nicht immer so! Jemand hat Denv erbaut. Kannst du mir bisher folgen? Es war nicht immer so!
    Jemand hat die Reaktoren aufgestellt, die Uran in Plutonium umwandelten. Jemand hat uns für den Bau der Raketen ausgerüstet. Jemand verkabelte die nötigen Kontrollen. Jemand baute die hydroponischen Tanks auf.
    Ich habe in den Archiven gestöbert. Vielleicht habe ich etwas gefunden. Ich sah ganze Berge seltsamer Berichte – Berichte über Truppenstärke, Nahrungsmittelvorräte, die Versorgungslage –, aber ich kam niemals bis zum Anfang zurück. Ich fand schließlich ein Stück Papier, und vielleicht habe ich es verstanden, vielleicht auch nicht. Es berichtete vom Wasser des Colorado und darüber, wer wieviel bekommen sollte. Aber wie kann man denn das Wasser eines Flusses teilen? Das aber könnte der Anfang von Denv gewesen sein und auch von Ellay und den Bombenangriffen.“
    Der General schüttelte verwirrt den Kopf, dann fuhr er fort: „Ich sehe nicht klar, was kommen wird. Ich würde gerne zwischen Denv und Ellay Frieden schließen, aber ich weiß nicht, wie ich das anfangen soll und was es für Konsequenzen hätte. Ich glaube, Frieden bedeutet, nicht mehr zu schießen und auch überhaupt keine Waffen mehr herzustellen. Vielleicht bedeutet es auch, daß viele von uns Denv verlassen und ein völlig neues Leben anfangen müssen. Daher habe ich mich in meine Position vorgearbeitet. Daher brauche ich auch einen jungen Mann, der es mit den Besten von ihnen aufnehmen kann. Sag mir, was du davon hältst.“
    „Ich glaube“, sagte Reuben, „das ist großartig. Die Rettung von Denv. Ich werde Ihnen bis zum Tode treu zur Seite stehen, wenn ich darf.“
    May lächelte müde und lehnte sich in seinem Sessel zurück, während Reuben auf Zehenspitzen hinausschlich.
    Was für ein Glück, dachte Reuben. Was für ein Glück, an einem solchen Wendepunkt des Schicksals beteiligt zu sein!
    Er suchte nach der Wohnung Rudolphs und durfte eintreten.
    Zu dem General sagte er: „Sir, ich muß leider melden, daß Ihr Freund May den Verstand verloren hat. Er berichtete mir gerade von seinem Plan, die Zivilisation, wie wir sie kennen, zu vernichten, und drängte mich, in seine Fußstapfen zu treten. Ich gab vor, ihm zuzustimmen – schließlich kann ich Ihnen von größerem Nutzen sein, wenn ich Mays Vertrauen genieße.“
    „So?“ sagte Rudolph nachdenklich. „Erzähl mir von dem Doppelgänger. Was ging schief?“
    „Almon und Selene waren die schwachen Punkte. Selene, weil sie mich warnte, anstatt mich abzulenken, und Almon, weil er ihre Unfähigkeit nicht erkennen konnte.“
    „Ich werde ihnen die Gehirne ausbrennen lassen. Damit wäre eine Stelle im neunundachtzigsten Stock meiner Organisation frei, nicht wahr?“
    „Sie sind sehr freundlich, Sir, aber ich glaube, nach außen hin sollte ich Mays Mann bleiben. Wenn ich Belohnungen verdiene, nun, ich kann
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