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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt
Autoren: H. J. Alpers
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wer­den.
    Der Ato­mist und der Ge­ne­ral klet­ter­ten un­ter dem Tisch her­vor. Mays Se­kre­tär platz­te zur Tür her­ein, doch May wink­te ihn wie­der hin­aus. Er stütz­te sich mit zit­tern­den Ar­men auf den Tisch. Reu­ben brach­te ihm has­tig einen Stuhl.
    „Ein Glas Was­ser“, sag­te May.
    Der Ato­mist brach­te es ihm. Der Ge­ne­ral spül­te et­was da­mit hin­un­ter. Reu­ben hat­te den Ein­druck, daß es sich um ei­ne drei­fa­che Do­sis XXX han­del­te – grü­ne Kap­seln, von de­nen man bes­ser die Fin­ger ließ.
    Nach ei­nem Au­gen­blick sag­te May: „Schon bes­ser. Und schau mich nicht so scho­ckiert an, jun­ger Mann; du hast ja kei­ne Ah­nung von den Be­las­tun­gen, de­nen wir un­ter­lie­gen. Das ist nur ei­ne vor­über­ge­hen­de Maß­nah­me, die ich mir wie­der ab­ge­wöh­nen wer­de, wenn sich die La­ge ge­bes­sert hat. Ich woll­te sa­gen, daß der gu­te Ru­dolph mög­li­cher­wei­se vor­hat, einen mei­ner Män­ner durch einen sei­ner Leu­te zu er­set­zen. Sag mir, wie lan­ge bist du schon mit die­sem Al­mon be­freun­det?“
    „Ich lern­te ihn erst letz­te Wo­che zu­fäl­lig ken­nen. Ich hät­te er­ken­nen müs­sen …“
    „Das hät­test du ge­wiß. Ei­ne Wo­che. Zeit ge­nug. Mitt­ler­wei­le bist du fo­to­gra­fiert wor­den, und zwei­fel­los hat man auch dei­ne Fin­ger­ab­drücke ge­nom­men, dei­ne Stim­me auf­ge­zeich­net und oh­ne dein Wis­sen dein Ge­ba­ren fest­ge­stellt. Nur das Re­tinas­kop ist schwie­rig, aber für einen ech­ten Dop­pel­gän­ger muß man die­ses Ri­si­ko ein­ge­hen. Hast du dei­nen Mann ge­tö­tet, Reu­ben?“
    Er nick­te. Es war vor zwei Jah­ren ge­sche­hen, ein dum­mer Streit über die Herr­schaft über ei­ne Fa­brik. Reu­ben wur­de nicht ger­ne dar­an er­in­nert.
    „Gut“, sag­te May grim­mig. „Üb­li­cher­wei­se wird so et­was fol­gen­der­ma­ßen ge­hand­habt: Dein Dop­pel­gän­ger tö­tet dich an ei­nem ab­ge­le­ge­nen Ort und schafft dei­ne Lei­che bei­sei­te, um dann an dei­ne Stel­le zu tre­ten. Wir wer­den es um­keh­ren. Du wirst den Dop­pel­gän­ger tö­ten und dann in sei­ne Rol­le schlüp­fen.“
    Die kraft­vol­le, me­tho­di­sche Stim­me ent­warf Mög­lich­kei­ten und Aus­sich­ten, er­sann Maß­nah­men und Ge­gen­maß­nah­men. Reu­ben hör­te zu und fühl­te sich wie­der ehr­fürch­tig. Viel­leicht war May gar nicht ängst­lich un­ter dem Tisch ge­we­sen, viel­leicht hat­te Reu­ben nur die Wi­der­spie­ge­lung sei­ner ei­ge­nen Furcht im Ge­sicht des Ge­ne­rals ge­se­hen. Und nun er­zähl­te ihm May so­gar et­was von den Hin­ter­grün­den der Po­li­tik. „Weg vom drei­un­dacht­zigs­ten Stock!“ schwor er bei sich, wäh­rend die großen Na­men ge­nannt wur­den.
    „Mein gu­ter Freund Ru­dolph möch­te selbst­ver­ständ­lich die fünf Ster­ne. Du wirst das na­tür­lich nicht wis­sen, aber der Mann, der au­gen­blick­lich die fünf Ster­ne trägt, ist mitt­ler­wei­le acht­zig Jah­re alt, und sein Zu­stand ver­schlech­tert sich ra­pi­de. Ich be­trach­te mich als mög­li­chen Kan­di­da­ten für die Nach­fol­ge. Aber Ru­dolph eben­falls, wie es den An­schein hat. Zwei­fel­los plant er ei­ne scheuß­li­che Sa­che mit dei­nem Dop­pel­gän­ger am Wahl­tag, um mich zu dis­kre­di­tie­ren. Wir bei­de müs­sen nun fol­gen­des tun …“
    Wir bei­de – May und Mays Mann Reu­ben vom drei­un­dacht­zigs­ten Stock! Weg von den kah­len Kor­ri­do­ren und freud­lo­sen Schlaf­zim­mern und hin­auf in mar­mor­ne Flu­re und rie­si­ge Zim­mer­fluch­ten! Von den über­füll­ten Kan­ti­nen in ex­klu­si­ve Re­stau­rants, wo man einen ei­ge­nen Tisch und Kell­ner hat­te und lei­se Mu­sik aus Laut­spre­chern er­tön­te. Weg vom zer­mür­ben­den Kampf um die­se oder je­ne Frau, der mit Char­me und den ge­rin­gen Schmier­gel­dern aus­ge­foch­ten wur­de, die man sich leis­ten konn­te, und hin­auf in die höchs­ten Eta­gen, wo man sich mit ei­ner Hand­be­we­gung die Schöns­ten von Denv her­bei­zi­tie­ren konn­te! Weg vom un­wür­di­gen Kampf ge­gen an­de­re Ato­mis­ten um nichts­wür­di­ge Po­si­tio­nen, und hin­auf zum he­ro­i­schen Gleich­ge­stell­ten und Kampf­ge­fähr­ten von
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