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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt
Autoren: H. J. Alpers
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vol­ler Re­spekt, „wenn Sie al­lein sein wol­len, wer­de ich mir einen an­de­ren Un­ter­schlupf su­chen.“
    „Sie kön­nen blei­ben und mir Ge­sell­schaft leis­ten. Sind Sie ei­ner von mir?“
    „Ja, Sir. Mays Mann Reu­ben, Ato­mist vom drei­un­dacht­zigs­ten Stock.“
    May be­trach­te­te ihn, und Reu­ben sah, daß schlaf­fes Fleisch von den Wan­gen­kno­chen des Man­nes her­ab­hing – to­tes, grob­po­ri­ges Ge­we­be.
    „Du bist ein gut­aus­se­hen­der Bur­sche, Reu­ben. Hast du Frau­en?“
    „Ja, Sir“, ver­si­cher­te Reu­ben has­tig. „Ei­ne nach der an­de ren. Ich ha­be im­mer Frau­en. Der­zeit be­mü­he ich mich um ein be­zau­bern­des Ge­schöpf na­mens Se­le­ne. Wohl­ge­formt, weich und doch straff, ro­tes Haar und lan­ge, wei­ße Bei­ne …“
    „Kei­ne Ein­zel­hei­ten“, mur­mel­te der Ge­ne­ral. „Die sind nicht so wich­tig. Ato­mist hast du ge­sagt? Ge­wiß ein zu­kunfts­träch­ti­ger Be­ruf.
    Ich selbst war vor lan­ger Zeit Kon­trol­leur. Doch das Ru­fen scheint aus der Mo­de ge­kom­men zu sein …“
    Der Alarm en­de­te ab­rupt. Die Stil­le war kaum zu er­tra­gen.
    May schluck­te und fuhr fort: „… aus wel­chen Grün­den auch im­mer. Warum wäh­len die Jun­gen kei­nen Kon­trol­leur mehr? Warum hast du dich denn nicht auf­stel­len las­sen?“
    Reu­ben wünsch­te, er hät­te dem Ge­spräch durch einen di­rek­ten Tref­fer ent­kom­men kön­nen. Das Fern­glas, Se­le­ne, der Über­fall … und nun soll­te er auch noch in­tel­li­gen­te Kon­ver­sa­ti­on mit ei­nem Ge­ne­ral ma­chen.
    „Ich weiß es nicht, Sir“, sag­te er hun­de­elend. „Der­zeit schei­nen die Un­ter­schie­de recht ge­ring zu sein – Kon­trol­leur, Ato­mist, Richt­schüt­ze, War­tungs­mann. Wir ha­ben ein Sprich­wort, ‚Al­le Knöp­fe sind ver­schie­den’, mit dem üb­li­cher­wei­se al­le Dis­kus­sio­nen über die­ses The­ma en­den.“
    „Wirk­lich?“ frag­te May miß­bil­li­gend. Sein Ge­sicht war von ei­nem dün­nen Schweiß­film über­zo­gen. „Glaubst du, El­lay wird uns die­ses Mal ernst­lich zu­set­zen? Schließ­lich ist es schon lan­ge her, daß sie einen grö­ße­ren An­griff ge­führt ha­ben.“
    „Vier Wo­chen“, sag­te Reu­ben. „Ich er­in­ne­re mich dar­an, weil ei­ner mei­ner bes­ten Die­ner von ei­ner bers­ten­den Kor­ridor­de­cke ge­tö­tet wur­de – nur ein erns­ter Zwi­schen­fall, und der muß­te aus­ge­rech­net mei­ner Mann­schaft zu­sto­ßen!“
    Er lach­te ner­vös und er­kann­te, daß er wie ein Narr da­her­re­de­te, doch May schi­en das nicht zu mer­ken.
    Un­ter ih­nen wa­ren ei­ne Rei­he grel­ler Pfeif­tö­ne zu ver­neh­men, als die Ver­tei­di­gungs­jä­ger ih­re dop­pel­te Ver­tei­di­gungs­stel­lung um Denv be­zo­gen.
    „Nur wei­ter, Reu­ben“, for­der­te May ihn auf. „Das war sehr in­ter­essant.“ Sei­ne Au­gen such­ten die Un­ter­sei­te des Stahl­ti­sches ab.
    Reu­ben ver­mied den Blick in das vor Ent­set­zen ver­zerr­te Ge­sicht, und ein Teil sei­ner Ehr­furcht schwand. Mit ei­nem Ge­ne­ral un­ter ei­nem Tisch! Plötz­lich schi­en das gar nicht mehr so selt­sam.
    „Viel­leicht, Sir, kön­nen Sie mir ein ver­blüf­fen­des Er­eig­nis er­klä­ren, das mir heu­te nach­mit­tag pas­sier­te. Ein Freund, Ru­dol­phs Mann Al­mon vom neun­un­dacht­zigs­ten Stock, gab mir ein Fern­glas, das in mei­nen Au­gen auf­blitz­te und dann matt wur­de. Gibt es in Ih­rer großen Er­fah­rung …“
    May lach­te hei­ser und sag­te mit zit­tern­der Stim­me: „Ein al­ter Trick!
    Er fo­to­gra­fier­te dei­ne Netz­häu­te we­gen des Mus­ters der Blut­ge­fäße. Ei­ner von Ru­dol­phs Män­nern, ja? Ich bin froh, daß du mit mir dar­über ge­spro­chen hast. Ich bin alt ge­nug, um so et­was zu deu­ten. Viel­leicht hat der gu­te Ru­dolph vor …“
    Sie ver­spür­ten ein Be­ben in der Luft, ge­folgt von ei­nem lei­sen Auf­prall. Ein Ge­schoß hat­te den Sperr­gür­tel durch­bro­chen und war, dem Ge­räusch nach zu ur­tei­len, tief un­ten am Fuß von Denv ex­plo­diert.
    Wie­der er­tön­ten die Alarm­si­re­nen, die­ses Mal in kur­z­en In­ter­val­len, die be­sag­ten: Al­les klar, nur ei­ne An­griffs­wel­le, und die konn­te ab­ge­wehrt
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