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Merry Ex-Mas

Merry Ex-Mas

Titel: Merry Ex-Mas
Autoren: Sheila Roberts
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verderben. Das wäre nicht in Ordnung.
    Es ist nicht kleinlich, flüsterte eine innere Stimme. Cass nannte sie ihren bösen Zwilling. Jetzt befahl sie der Stimme, Ruhe zu geben.
    „Ich weiß, dass um diese Zeit immer so viel los ist“, sagte Dani.
    „Vorweihnachtszeit ist Hauptsaison“, warf Dot ein.
    Eigentlich sollte die Vorweihnachtszeit auch eine fröhliche Zeit sein. Das würde schwierig werden, wenn ihr Exmann durch die Stadt stolzierte und so tat, als wäre er der weltbeste Vater überhaupt. Noch schwieriger würde es werden, seine Vorzeigegattin mit offenen Armen, zumindest aber höflich zu begrüßen. Und darüber, dass sie sich mit ihrer Exschwiegermutter und Exschwägerin abplagen musste, wollte sie lieber gar nicht erst nachdenken. Wenn der Weihnachtsmann glaubte, dass Cass sich das zu Weihnachten wünschte, dann sollte er wohl lieber langsam in Rente gehen.
    „Da kommt ja eine Menge Stress und womöglich auch Ärger auf dich zu“, meinte Dot etwas später zu ihr, als der Abwasch erledigt war und die Kinder sich mit der Wii vergnügten.
    Cass lehnte sich gegen die Küchenarbeitsplatte und starrte auf ihren Kaffeebecher – sie trank ihren Kaffee schwarz. Wie passend, denn auch für die nächsten Wochen sah sie schwarz.
    „Aber du wirst es schon überstehen.“
    Natürlich würde sie das. Exmänner waren nun einmal Teil des Lebens. Sie würde sich zusammenreißen, gute Miene zum bösen Spiel machen und die Sache irgendwie hinter sich bringen. Schließlich waren es nur ein paar Tage. Wie auch immer, sie würden ja alle bei Olivia übernachten, da würde sie die Bagage kaum zu Gesicht bekommen.
    Cass zwang sich widerstrebend zu einem Lächeln und hob die Tasse. „Na ja, dann trinken wir darauf, dass wir es überstehen.“
    Dot stieß mit ihrer Tasse an. „Merry Ex-mas, Kindchen.“

2. KAPITEL
    Es war Schwarzer Freitag, so genannt wegen des Börsencrashs, doch heutzutage war der Freitag nach Thanksgiving für die Geschäftsleute in Icicle Falls einer der umsatzstärksten. Für Ella O’Brien allerdings war es der zweite schwarze Tag in Folge. Wie anders doch das Erntedankfest in diesem Jahr verlaufen war – im Vergleich zum Vorjahr.
    Nicht dass ihre Mutter nicht versucht hätte, den Tag zu etwas Besonderem zu machen. Mims hatte Ella über die Berge mit nach Seattle geschleppt. Dort hatten sie die Nacht verbracht und in einem erstklassigen Restaurant ihr Festtagsmahl eingenommen. Umgeben von Fremden. Wenn man mal von Gregory absah, dem langjährigen Freund ihrer Mutter, der, genau wie sie, ein Modefreak war und eine Wohnung am Wasser besaß.
    Ella hatte den Gedanken, der ihr beim Essen gekommen war, nicht willentlich heraufbeschworen, und doch hatte sie sich nicht gegen die Erinnerungen wehren können: Dies hier ist so anders als das Thanksgiving im letzten Jahr mit deinen Schwiegereltern. Ach nein, Korrektur: mit den ehemaligen Schwiegereltern.
    Es war ein typisches Familienfest der O’Briens gewesen, laut und aufregend, vor allem für eine Frau, die sich immer Geschwister gewünscht hatte. Mims, die ebenfalls eingeladen gewesen war, war ziemlich distanziert und ein wenig hochnäsig gewesen, während die anderen Erwachsenen zusammen mit den Kindern nach Geländespielen im Wald ganz schön hungrig waren. Nach dem Essen hatte ihre Schwiegermutter (Exschwiegermutter, verflixt) ihr geholfen, ein ziemlich schwieriges Strickmuster zu verstehen.
    Und später, als es Zeit für den Nachtisch gewesen war, hatte Mims, die sich extrem bewusst ernährte, erfahren, dass die Pastete, die sie gerade genoss, nach einem alten Jägerrezept zubereitet worden war und Elchfleisch enthielt. Daraufhin hatte sie umgehend das Bad aufsuchen müssen.
    In diesem Jahr gab es keine Flucht ins Bad. Und es gab keinen Jake. Das war auch okay für Ella. Ehrlich. Mims hatte recht: Ohne diesen Kerl, der nicht nur verantwortungslos und immer noch ein großes Kind war, sondern auch noch jedem Rock hinterherlief, war sie viel besser dran. Und ihr Leben würde vollkommen sein, sobald sie ihn nicht mehr jeden Tag sehen musste.
    Aber sie vermisste seine Mutter und seine Geschwister. Es war irgendwie nett gewesen, jemanden Mom nennen zu können.
    Zu ihrer eigenen Mutter hatte sie nie Mom gesagt. Stattdessen hatte sie irgendwann angefangen, die Freunde ihrer Mutter aus der Modebranche zu imitieren, und von da an hatte sie sie Mims gerufen. Woher dieser Spitzname kam, hatte Ella nie herausgefunden. Sie wusste nur, dass er etwas mit der
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