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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen
Autoren: Amber Kizer
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verlor. Inzwischen erkannte ich, wie eingeschüchtert, verängstigt und verzweifelt er war.
    Ms. Asura drohte mir mit dem Finger. »Diese Dramatik. Zuerst musst du schwören, uns zu begleiten.«
    »Gut.«
    »Und dich unserer Sache anzuschließen.«
    »Auch gut. Lassen Sie einfach nur die Kinder frei.« Ich musste in Erfahrung bringen, wo sie sie versteckt hatte. Sie sollte es aussprechen. Mein Mund fühlte sich gleichzeitig trocken und klebrig an, und ich war sicher, dass mir vor lauter Druck das Herz zerplatzen würde. Es musste einfach klappen. Eine Brise wirbelte das Laub am Boden auf. Die Bäume schwankten. Die Ranken, die an den Baumstämmen wuchsen, schienen sich ebenfalls zu bewegen wie Schlangen oder Arme mit Fingern.
    »Kirian, bist du so gut und holst die Tasche?« Ms. Asura zeigte auf Bodies Rucksack, der am Rand der Lichtung an einem Baum lehnte. Er eilte hin, um ihn aufzuheben. Als er sich wieder aufrichtete, wickelte sich eine Ranke vom Baum und schlang sich um seinen Hals. Ms. Asura schnippte mit dem Finger, und mir wurde klar, dass sie die Ranken steuern konnte.
    »Lauf!«, schrie Kirian und zerrte mit panischen Fingern an der Ranke. Während er sich weiter sträubte, wurde sie immer enger und hob ihn hoch, bis er auf den Zehenspitzen stand und nach Atem rang. Andere Ranken legten sich um Arme, Beine und Oberkörper und hielten ihn gefangen.
    Ich setzte mich in Bewegung, um ihm zu helfen.
    »Rühr dich nicht von der Stelle!«, blaffte Ms. Asura mich an.
    Ich erstarrte. Meridian hatte mich gewarnt, dass mit dem Giftefeu etwas im Argen lag. Darum sollte ich sicherheitshalber so weit wie möglich in der Mitte der Lichtung bleiben.
    »Ich bin überzeugt, dass deine neuen Freunde dir alle möglichen Geschichten über mich erzählt haben. Die meisten davon stimmen. Vielleicht. Wahrscheinlich.«
    »Warum tun Sie das? Ich verstehe es nicht.« Ich versuchte, Zeit zu gewinnen. Ich sah, dass Kirians Gesicht erst rot, dann violett anlief.
    Sie schaute auf die Uhr. »Alles Gute zum Geburtstag, Juliet. Eigentlich wollte ich dir ein Schmuckstück oder ein Auto schenken. Oder hättest du lieber etwas anderes?«
    »Lassen Sie ihn frei. Er kriegt keine Luft mehr!«, schrie ich sie an. »Sie sind ja verrückt.« Ich hörte das Raunen des Waldes. Die Ranken an den Bäumen schienen sich unabhängig vom Wind zu bewegen.
    »Ganz im Gegenteil. Wir haben über dich gelacht, weißt du? Wenn wir miteinander im Bett waren. Kirian hat mir alles über deine kleine Schwärmerei erzählt. Wie dumm du doch warst. Und wie kläglich. Dass du allen Ernstes glaubst, jemand könnte dich wirklich lieben. So sehr, dass er dich mitnimmt. Deine Mommy hat dich im Stich gelassen. Kirian verspottet dich. Du bist ein Nichts.«
    Vor Wut verschwamm mir alles vor den Augen. »Lassen Sie sie frei. Was wollen Sie von mir?«
    Kirian wand sich und versuchte, etwas zu sagen.
    »Wir können ihr jetzt die Wahrheit sagen, Schatz«, meinte Ms. Asura zu ihm und wandte sich dann an mich. »Bist du ihm denn nicht böse? Er hat dich benutzt. Und du musstest jahrelange Misshandlungen ertragen. Hast du keine Lust, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen? Spürst du den Zorn?«
    Das tat ich. Ich spürte jeden Seitenhieb, jede höhnische Bemerkung, jede Kränkung. Aber ich täuschte Gelassenheit vor. Meridians Warnung, mich von Ms. Asura nicht aus der Reserve locken zu lassen, half mir, meine Gefühle zu verbergen. Also lenkte ich meine Trauer in meine angespannten Muskeln und in einen finsteren Blick, der Ms. Asura den gleichen Schmerz zufügen sollte, wie sie es bei Kirian und mir tat.
    »Gib dem nach, was ich in deinen Augen erkenne.«
    Ich zeigte es ihr, weil ich hoffte, sie würde Kirian mehr Luft zum Atmen geben, wenn sie bekam, was sie wollte.
    Sie applaudierte. »Jetzt brauchst du nichts weiter zu tun, als ihn sterben zu lassen. Hilf mir, ihn für immer ins Jenseits zu schicken. Danach kümmern wir uns dann um die anderen, zum Beispiel um Meridian.«
    Als sie Meridian erwähnte, wurde die lodernde Wut von Eiseskälte gelöscht, und ich fühlte mich plötzlich nicht mehr so ausgeliefert. Ich war nicht allein. »Ich … ich weiß nicht«, stammelte ich. Woher kannte sie Meridians Namen?
    »Du erwartest doch nicht, dass ich dir das glaube, oder? Er hat dich betrogen und alles getan, was ich von ihm verlangt habe. Sogar noch mehr. Du bist allein. Du brauchst mich. Du brauchst uns. Meridian kann dir nicht geben, was du willst. Ich kann dir von deiner Mutter
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