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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer
Autoren: Carl Hanser Verlag
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es verdient, und Euch dieses kleine Geschenk überreichen.« Damit trat er auf Caludis zu, verbeugte sich vor diesem und legte das Paket auf die unterste Stufe des Thronsitzes.
    Der Hocherzmagier beugte sich neugierig vor. »Was ist es?«
    »Ein kleines Artefakt, das wir für Euch gefertigt haben!« Trotz der bescheidenen Worte schien der Mann vor Stolz beinahe zu platzen. Auch die Mienen der übrigen Gäste verrieten, dass das Päckchen eine Meisterleistung schwarzer Artefaktkunst enthielt, mit dem sie das Oberhaupt ihres Ordens erfreuen wollten.
    »Ich danke dir, Erzmagier Gynrarr, und auch allen anderen! Ich habe euch jedoch nicht nur gerufen, um mit euch zu feiern, sondern auch, um die Weichen für die nächsten Jahrhunderte zu stellen. Wir wollen doch nicht, dass uns einer der anderen Magierorden zuvorkommt.«
    Während Caludis das Geschenk entgegennahm, wechselten etliche der Magier und Adepten beredte Blicke. Es war gut, einem Oberhaupt zu dienen, das dem Herrn und Gott des Schwarzen Landes so nahe stand. Nur mit Caludis’ Hilfe war es ihnen möglich gewesen, wichtige Posten und Titel in dieser Fülle zu ergattern und ihren Orden zur mächtigsten Organisation des Reiches zu machen. Diese Zusammenkunft würde den Einfluss der Gemeinschaft so stärken, dass sie in naher Zukunft mächtig genug sein würde, um die letzten Konkurrenten im Ringen um Giringars Gunst zu bezwingen.
    Mit dem Stolz, der diesem Bewusstsein entsprang, setzte Gynrarr seine Ansprache fort. »Großmächtiger Caludis, da sich die Zeiten wandeln und ein Waffenstillstand den Großen Krieg fürs Erste beenden wird, gilt es, unseren Orden mit neuen Aufgaben zu betrauen.Auch solltet Ihr erwägen, die Gemeinschaft der Schwestern aufzulösen und unserem Orden anzugliedern.«
    Caludis lächelte zustimmend. »Diesen Gedanken habe ich bereits erwogen, denn ohne die magischen Schwestern werden wir immer nur einen Teil der magisch Befähigten unter unserem Zeichen vereinen. Ich werde die Hochmeisterin …«
    In diesem Augenblick schoss eine schwarze Flamme neben Caludis’ Thron hoch und unterbrach seine Rede.
    Noch während die versammelten Magier erschrocken aufschrien, weil es jemandem gelungen war, die als undurchdringlich geltende Abschirmung um Caludis’ Residenz zu passieren, schälte sich ein magerer Mann mittlerer Größe aus dem magischen Feuer. Sein Gesicht wirkte eingefallen und seine kurz geschorenen Haare erschienen eher grau als schwarz. Er trug Hose, Hemd und darüber eine unauffällige Weste ohne jedes Rangabzeichen. Dennoch kam keiner der versammelten Magier auf den Gedanken, diesen Mann zu unterschätzen.
    »Betarran! Das ist aber eine Überraschung. Sei mir von Herzen willkommen! Bringt einen zweiten Hochsitz für meinen besten Freund.« Während Caludis den Neuankömmling sichtlich erfreut begrüßte, zogen seine Anhänger lange Gesichter, denn dieser Besucher war nicht nach ihrem Geschmack.
    Als die Sklaven eilfertig auf Betarran zukamen, um ihm einen Sessel und einen Pokal mit Wein zu bringen, hob dieser abwehrend die Hand und musterte die versammelten Magier mit einem scharfen Blick.
    »Wie ich sehe, hast du deine ganze Bande von Nichtskönnern versammelt. Sehr gut! Dann brauche ich das, was ich dir und diesen Leuten mitzuteilen habe, nur einmal zu sagen.«
    Bei diesen verächtlichen Worten ballten einige Magier die Fäuste, aber keiner von ihnen wagte es, sich zu äußern. Dafür war ihre Angst vor Betarran zu groß.
    Auch Caludis hatte an der harschen Rede zu kauen, bemühtesich aber, die Wogen zu glätten. »Du warst lange fort, mein Freund, und hast wahrscheinlich nur die Verleumdungen unserer Neider und Feinde vernommen. Ich kann dir versichern …«
    »Es sind nicht deine Feinde, Caludis, und sie sollten auch nicht die Feinde des Ordens vom Schwert sein. Doch deine Schwertmagier haben die Angehörigen der anderen Orden gedemütigt und zahllose Leute von ihren Posten verdrängt, auf die sie aufgrund ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten gesetzt worden waren. Statt ihrer haben deine Leute wichtige Plätze in Heer, Verwaltung und Forschung eingenommen, und von denen haben sich zu viele als unfähig erwiesen.«
    »Das ist eine Verleumdung!«, rief Erzmagier Gynrarr empört.
    »Wenn du mich dafür zur Rechenschaft ziehen willst, dann tu dir keinen Zwang an!«, spottete Betarran.
    Gynrarr wich erschrocken zurück. Einen magischen Zweikampf mit Betarran konnte er nicht gewinnen, und eine Niederlage würde ihm den größten Teil seiner
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