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Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Kloeble
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mich ganz kurz ambrosisch, dabei weiß ich, daß man sich sehr schlecht fühlen muß, wenn man so was macht. Die Frau Winkler wird jetzt frei und fällt auf den Boden. Das Fenster vom Bus geht kaputt und Ludwig fliegt durch, wie wenn er fliegen kann, und die vielen kleinen Glasteile glitzern schön. Die Augen von dem Herrn Strigl werden groß. Der Bus ist viel langsamer jetzt, und wo seine Räder sind, da spritzt er etwas, das sieht aus wie kleine Stückchen Feuer, aber der Bus ist immer noch viel zu schnell für ein Kind und für mich und für den Herrn Strigl und für den Mann im Mantel. Der grosse Zeiger auf dem Glockenturm bewegt sich, glaube ich, ein bißchen. Der Mann im Mantel verstecktsich in dem Haus aus Holz. Ich nehme das Kind von der Frau Winkler aus dem Babywagen und es schreit so, daß mir die Ohren wehtun, und es fühlt sich an wie ein kleiner Hund und ich wünsche mir, ich wünsche mir, daß mein Paps hier ist und mir hilft und uns wegträgt. Es ist sehr schwer, nicht nichts zu sein. Ludwig fliegt gegen das Rohr an dem Häuschen von der Haltestelle, wo das Wasser vom Dach durchgeht, und die vielen kleinen Glasteile vom Fenster vom Bus, das es jetzt nicht mehr gibt, sehen aus wie Hagel. Der Herr Strigl steht nur da und schaut zum Bus und sieht aus wie ein Baum, der nicht weiß, was passiert, wenn der Bus ihn trifft. Harr-Harr-Harr, macht der Clown. Ich schreie zu dem Herrn Strigl, er soll weggehen, aber er bleibt stehen, wie wenn jemand das mit ihm gemacht hat, was Menschen in der Wüste mit Schlangen machen. Die Frau Winkler, die am Boden liegt, streckt ihre Arme nach mir aus. Der Mann im Mantel ist in einer Ecke von dem Haus aus Holz und ich schreie zu ihm, daß er weggehen soll,
Mann im Mantel
, schreie ich,
geh weg
, schreie ich,
der Bus kommt
, aber der Mann im Mantel macht nichts. Der große Zeiger am Glockenturm bewegt sich jetzt. Ludwig fällt neben dem Häuschen von der Haltestelle auf den Boden und sein Hals sieht so rot aus wie echtes Blut, aber sein Mund ist ein großes Lächeln. Ich fühle mich, wie wenn ich keine Kraft mehr habe, und ich stelle mir vor, daß nicht ich in mir drin bin, nein, mein Paps ist in mir drin, und er hat mit den vielen Muskeln noch sehr viel Kraft, so viel, daß er alle retten kann, bevor der große Zeiger am Glockenturm stehen bleibt. Und dann bin ich mein Paps und das ist ein ganz schlimmes Gefühl, weil, ich merke, wie wenig mein Paps da ist, und dann springe ich, und der Bus bläst dicke Luft, die mich zur Seite drückt. Der Bus kommt und fällt schief und nimmt den Herrn Strigl mit und den Babywagen und versteckt den Mann im Mantel. Das ist ein Quietschen, das mir in die Ohren haut, undjetzt greift der Bus die Haltestelle an, und den Clown, und das Harr-Harr-Harr hört endlich auf, und der Bus macht das Holz von der Haltestelle kaputt und bleibt hinten stecken und es stinkt wie an der Tankstelle, und das Holz macht Geräusche, wie wenn es ihm nicht gutgeht, und dann fällt das Holz über dem Bus zusammen, weil es total kaputt ist, und dann ist da noch ein Schlangengeräusch, und dann wird es leise, und ich höre die Frau Winkler, sie weint, und ich gebe ihr ihr kleines Kind, und ich sehe den Bus und die Haltestelle, die es nicht mehr gibt, und auch Ludwig und den Herrn Strigl und den Mann im Mantel gibt es nicht mehr, und das tut mir leid, es tut mir leid, ich bin gar nicht wie mein Paps, ich bin nichts, das ist sehr wahr, ich bin nichts und das ist die ganze Geschichte, das ist alles, und mehr habe ich nicht gesehen, und das tut mir leid, es tut mir leid, und ich will die ganzen Sachen alle nie wieder sagen, und auch nicht erzählen, nein.
     
    Wenn Albert den Bericht heute, als Neunzehnjähriger, las, erkannte er darin einiges wieder, was ihn an Fred störte, vor allem seine Art zu übertreiben und Dinge so darzustellen, dass man nie verlässlich sagen konnte, ob das nun an seiner geistigen Behinderung, seinem Charakter oder an einer Kombination von beidem lag.
    In seiner Kindheit aber, daran erinnerte er sich sehr gut, hatte er Fred dafür, dass man ihn einen Helden nannte, über alles geliebt. Damals hielt er Fred für einen noch größeren Helden als He-Man oder Raphael, den Turtle mit rotem Bandana, der nach einem anderen Raphael benannt worden war, für den Schwester Simone schwärmte. In Sankt Helena gab Albert mit Fred an und zog damit den Neid und die Feindseligkeit von Waisenknaben auf sich, die nicht nur keinen Helden als Vater hatten; die hatten
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