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Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Kloeble
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macht, was ich nicht mag. Er hat nie gelächelt. Er war immer neben dem Bild von dem Clown und er hat nie geredet.
    Am liebsten will ich den Punkt festhalten, bevor der Bus die Haltestelle angegriffen hat. Damit es nicht weitergeht und der Bus nie kommt. Aber die Zeit ist nichts Richtiges. Die Zeit ist nicht so wie der Flitzer oder mein Lexikon. Die Zeit kann man nicht anfassen. Die Zeit kann man nicht hören. Man kann sie auch nicht riechen. Oder schmecken. Oder sehen. Nicht richtig. Eine Uhr ist ja eine Uhr und nicht die Zeit selber. Deswegen kann man die Zeit nicht festhalten. Aber ich kann sie in kleine Stücke machen. Das habe ich auch gemacht, als der Bus die Haltestelle angegriffen hat. Und wenn ich die Augen zuhabe, dann kann ich das immer wieder machen. Ich sehe dann alles, ich sehe die ganzen kleinen Stücke von der Zeit. Ich sehe den Bus, der kommt ganz langsam zu mir, auch wenn er in echt ganz schnell war, seine Räder drehen sich und seine Scheiben glänzen vom Wasser vom Regen und seine Scheinwerfer sind viel weißer als normal. Ich sehe das Bild, auf dem der Clown mit seinem Mund lacht, wie wenn er Luft schlucken will. Ich sehe, daß der Bus sich so komisch nach rechts und links bewegt. Ich sehe die Frau Winkler,die ihren Babywagen packt, aber ihn nicht schieben kann, weil, der Mann im Mantel will weglaufen und knallt gegen den Babywagen. Ich sehe den Herrn Strigl, der den Mann mit dem Mantel voll anschreit. Ich sehe viele schwarze Vögel am Himmel. Ich sehe das Kind von der Frau Winkler, das im Babywagen mit den Händen fast kleine Fäuste macht. Ich sehe den Glockenturm.
    Nur am Anfang und dann nicht mehr denke ich, dass ich jemanden totmachen muß. Das ist ein Gefühl, das ist weit weg von ambrosisch. Dafür gibt es überhaupt gar kein Wort. Der Mann im Mantel schubst die Frau Winkler, damit er wegrennen kann. Der Herr Strigl faßt die Frau Winkler an und zieht sie weg. Der Bus sieht schon doppelt so groß aus wie der normale Bus und die Scheinwerfer sind hell wie eine Sonne und noch eine Sonne. Der Mann im Mantel läuft vor dem Bus weg. Hinter dem Fenster vom Bus sitzt Ludwig, mit dem hab ich schon gespielt, wie ich klein war. Der Clown auf dem Poster sieht so echt aus, wie ein häßlicher Mensch sieht er aus, und lacht und benutzt lauter Wörter, die man gar nicht benutzen darf. Auf dem Glockenturm haben sich die Zeiger noch gar nicht bewegt. Mein Mund schmeckt ganz schlecht und mein Magen tut weh. Der Herr Strigl macht ein Gesicht, das gar nicht wie er aussieht, weil die Frau Winkler nicht will, dass er sie zieht, weil sie ja zu dem Babywagen will. Der Mann im Mantel läuft in das Häuschen von der Bushaltestelle. Der Bus macht ein Geräusch, das schon fast so hoch ist, daß es nur Hunde hören können, aber ich kann es noch hören. Die Wörter, die der Clown benutzt, sind sehr schlimm, sie machen mir ein hartes Gefühl in meinem Bauch, das ich noch nie gehabt habe, und seine Augen glänzen ganz schwarz. Das Kind von der Frau Winkler hat keine Fäuste mehr, es zappelt wie eigentlich oft. Die Vögel am Himmel fliegen immer noch. Der Herr Strigl hört nicht auf, die Frau Winkler zu ziehen. Woher das kommt, weiß ich nicht, aberich höre
Mari
oder
Marine
oder
Mina
. Mir ist schlecht. Die Augen von der Frau Winkler sind rot und naß vom Regen, aber vielleicht weint sie auch, und sie schlägt den Herrn Strigl, weil der sie nicht loslässt.
    Ich will jetzt etwas tun, wie mein Paps, ich will nicht nichts sein, ich will der Frau Winkler und ihrem Kind und dem Herrn Strigl sagen, daß sie weglaufen müssen, und das Plakat von dem Clown will ich kaputt machen, und sogar dem Mann im Mantel will ich helfen, aber ich weiß, ich kann nur ganz wenig machen, weil, der Bus ist viel zu schnell und alles ist schon viel zu spät.
    Aber ich merke, daß ich den Poncho nicht mehr anhabe, der liegt neben mir, und dann denke ich, daß ich ohne Poncho vielleicht schneller sein kann, und dann renne ich los. Der Herr Strigl will mit der Hand, mit der er die Frau Winkler nicht festhält, mein Hemd nehmen, und ich glaube, er will eigentlich nett sein. Der Clown macht Harr-Harr-Harr, er macht Harr-Harr-Harr, und das klingt wie Kater Karlo. Die schwarzen Vögel tun so, wie wenn der Bus die Haltestelle gar nicht angreift, weil, sie wollen kreisen, weil, Mama sagt, sie warten auf noch mehr Vögel. Ich schlage dem Herrn Strigl ins Gesicht, damit er die Frau Winkler losläßt, und ich spüre alle meine Finger und dabei fühle ich
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