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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
Autoren: Paul Bedel
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mir eine Batterie eingesetzt. Anders wär’s schon längst aus mit mir!«
    Ich aber laufe noch mit Federantrieb. Mir haben sie Gefäßstützen aus Metall eingesetzt. Das ist eine rein mechanische Sache.
    Zugegeben, eine Batterieuhr, die lebt auch, aber das ist wie das Leben kurz vor dem Tod. Eine Pendeluhr, die schwatzt und
     werkelt. Ohne diesen Pulsschlag ist eine Uhr stumm, und man weiß nie, wie man dran ist. Einer Batterieuhr kannst du auch keinen
     Schubser geben, damit sie wieder eine Woche läuft.
    Ich gehe auf das Verfallsdatum zu. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Gewicht schon ziemlich weit drunten ist. Aber Françoise
     und ich ziehen die Uhr immer wieder auf.
    Manchmal, wenn ich allein bin, quassle ich vor mich hin:
    »Armer Paul, wenn du dir einmal nicht mehr den Spaß machen kannst, die Uhr aufzuziehen, dann steht es schlecht um dich, dann
     brauchst du keinen Zahnarzt mehr!«

Die Zeit der Deutschen
    Es ist schön, die Bleigewichte einer Pendeluhr aufzuziehen. Man kann sich einbilden, das eigene Schicksal in der Hand zu haben.
    Heute haben wir eine elektrische Uhr aufgehängt, wie sie unsere Besucher haben. Die geht nach heutiger Zeit. Und daran sind
     nur unsere Besucher schuld, mit Verlaub gesagt.
    Ich mache niemand einen Vorwurf, aber ich widersetze mich dieser Uhr. Ich schaue sie an und ziehe ganz automatisch ein oder
     zwei Stunden ab.
    Mein persönlicher Zeitmesser ist und bleibt mein Körper. Die beschauliche Ortszeit, der Lauf der Sonne, regelt mein Leben.
     Die großartigen elektronischen Neuerungen der letzten Jahre sorgen doch nur dafür, dass wir herumhetzen. Das hält einen ganz
     schön auf Trab. Nach der offiziellen Zeit ist bald wieder Weihnachten. Vielleicht kommt mir das auch nur so vor, weil ich
     alt bin. Die offizielle Zeit treibt und treibt uns.
    Richtet man sich nach der Sonne, lebt man im Rhythmus mit der Zeit, man hat Zeit in der Zeit. Heutzutage hat man schon in
     der Jahresmitte, also im Juli zum Beispiel, den Eindruck, dass das Jahresende vor der Tür steht. Kaum kommen die Urlauber
     hier an, reden sie schon wieder von der Abreise.
    Man könnte meinen, dass wir keine Zeit mehr haben. Das macht einen ganz kirre. Die Geschwindigkeit machtuns schwindlig, wir kriegen den Drehwurm. Die Leute funktionieren, und das gibt ihnen das Gefühl, dass sie Fortschritte machen.
     Aber in Wirklichkeit geht das Jahr heute nach, nicht vor, es geht nach.
    Das gibt einem ganz schön zu denken, wenn es darum geht, wo du dich vom Acker machst.
    Tief wie deine Furchen, gerade wie die meinen, ein bisschen krumm also, so lenkst du deine Schritte auf dein Ende zu. Da kannst
     du ruhig suchen, ob du etwas findest, damit du nicht unter die Erde musst, aber wenn du lebst, dann wirst du so enden. Und
     die Uhr sagt dir da auch nichts anderes. Sie schert sich nicht drum. Die alten Pendeluhren sind dafür das beste Beispiel.
     Sie sind auf Jahrhunderte ausgelegt!
    Früher war ein Tag genau ein Tag, nicht mehr und nicht weniger. Jetzt richten sich sogar die Jahreszeiten nach der elektronischen
     Uhr. Doch einem Huhn oder einer Kuh brauchst du nichts zu erzählen, die fallen auf so etwas nicht herein. Sie richten sich
     nach dem Stand der Sonne. Kühe fressen am Abend, wenn es kühl ist, nicht in der prallen Mittagssonne. Da halten sie ihr Mittagsschläfchen.
    Die offizielle Zeit und ich kommen nicht gut miteinander aus. Häufig irre ich mich sogar in der Uhrzeit. Diese künstliche
     Zeit schafft meiner Meinung nach nur Missverständnisse. Am Schluss denkt man wie die, die sich nach dieser Zeit richten, nur
     damit man nicht ganz vom Leben ausgeschlossen ist. Es gibt nichts Dümmeres als um drei Uhr zum Fischen zu gehen, wenn die
     Ebbe um eins einsetzt. Das geht in die Hose. Wenn ich zum Beispiel um zwei Uhr Besuch bekommen soll, schaue ich auf die Uhr
     und sehe, es ist Mittag. Also alles in Ordnung, kein Grund zur Eile. Aber dann vergesse ich mitzurechnen.Der Besuch kommt, und wenn ich ihn dann zum Auto bringe, ist es drei Uhr nachmittags.
    Daher richte ich den Blick immer auf meine Orientierungspunkte, meine Landmarken, die Felsen, die gegenüber vom Haus liegen,
     vor allem, wenn ich zum Fischen will. Aber zum Henker, plötzlich ist der Felsen überflutet und das war’s dann. Mein Hummerloch
     liegt unter Wasser. Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Seit ich mich wie die anderen Leute nach der offiziellen Zeit
     richte, passe ich nicht mehr so gut auf. Früher, als ich noch nicht im
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