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Meine 500 besten Freunde

Meine 500 besten Freunde

Titel: Meine 500 besten Freunde
Autoren: Johanna Adorján
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Wasser«, sagte Klaus. »Espresso für dich?« Friederike schüttelte den Kopf.
    Eine neue Flasche Wasser, d
    Und dann ging auf einmal alles ganz schnell. Der Mann neben ihr stand auf, nahm die Leine, die am Tischbein befestigt gewesen war und verließ mit dem Hund den Raum. Nadja von Stettin zog ein Portemonnaie aus ihrer Handtasche (klein, viereckig, türkis) und legte einen Zehn-Euro-Schein auf den Tisch. Im Aufstehen beugte sie sich zu Klaus und fasste ihn sanft am Oberarm. Irritiert brach er mitten im Satz ab. Sie brachte ihren Mund nah an sein Ohr und sagte etwas, das ihn zu überraschen schien. Dann drehte sie sich um und stieg genauso elegant über die Bank, wie sie zuvor hinübergeklettert war. Mit raschen Schritten durchquerte sie den Raum – und war fort.
    »Das war ja nett«, sagte Klaus und schüttelte verwundert den Kopf. »Das war ja nett.« Erst auf Nachfrage sprach er weiter. »Sie hat gesagt, sie hätte selten einen Mann mit einem so sexy Lachen erlebt.«
    In jener Nacht schlief Friederike mit Klaus. Eine Angelegenheit, die sich übrigens nie wiederholen sollte.



DIE BESTEN DER BESTEN
     
    Theodor steht vor dem Badezimmerspiegel und sieht zufrieden in sein soeben unfallfrei rasiertes Gesicht. Er war am Nachmittag noch beim Friseur, riskant – am Tag der Verleihung der Edelfeder, einem Journalistenpreis, der im zweiten Jahr seines Bestehens bereits einiges Renommee erlangt hat, aber Ayla hat ihre Sache gut gemacht, die Haare sitzen wie sie sollen, selbst die sich lichtende Stelle über der Stirn ist aufs Vortrefflichste kaschiert, nein wirklich diese Ayla, denkt Theodor, das hätte er selbst nicht besser hingekriegt, wäre er Friseur. Er streicht sich durch die Haare, die sich auf einmal wieder so weich anfassen wie die des kleinen Jungen, der er vor fünf Jahrzehnten gewesen ist, und weil dabei seine Armbanduhr sein Blickfeld kreuzt, guckt er bei dieser Gelegenheit gleich einmal nach, wie spät es ist. Bald 19 Uhr. In einer guten Stunde würde die Veranstaltung beginnen, die seltsamerweise in einem stillgelegten Flugzeughangar stattfinden würde, in einem Stadtteil, den er bisher – als treuer Leser auch des Lokalteils seiner Zeitung – als »Problembezirk« abgespeichert hatte. Naja, und warum eigentlich nicht, denkt Theodor, der schon seit dem Aufwachen in glänzender Stimmung ist. Durch den Abend würde Walter Finsterkuhl führen, ein Erzfeind Theodors seit ihrer gemeinsam durchlittenen Zeit bei einem großen Hamburger Magazin, was nichts anderes bedeutete, als dass man sich größten Respekt entgegenbrachte, zum Badminton aber lieber mit anderen traf.
    Im Fherklur hört Theodor die eiligen Schritte seiner Frau Luise, die bereits ihre Ausgehschuhe angezogen hat, dem klackernden Geräusch nach zu urteilen, das diese auf dem Parkett erzeugen. Theodor, der eben die Lippen geschürzt hat, um die ersten Takte der »Eroica« zu pfeifen, die ihm schon den ganzen Tag im Kopf herumgehen, reißt sich von seinem Spiegelbild los und geht zur Badezimmertür. Er trägt einen weißen Bademantel, der ihm bis zu den Knöcheln reicht und ihn sich fühlen lässt wie Cassius Clay vor dem Kampf in Kinshasa, was mit ausschlaggebend für den Kauf gewesen war. Manchmal verfällt Theodor darin in den typischen Tänzelschritt des Boxers, er nimmt dann seine zu Fäusten geballten Hände vors Gesicht und schnellt, so flink es sein in die Jahre gekommener Rücken zulässt, mit seinem Oberkörper bald nach links, bald nach rechts. Er tut dies allerdings nur, wenn zuvor zwei Dinge zusammengekommen sind: Zum einen musste am selben Tag mindestens ein Leitartikel von ihm in seiner Zeitung erschienen sein (eine Glosse reichte nicht aus). Zum anderen ein, zwei Gläser guten Whiskeys. Seine Frau sah ihn dann jedes Mal mit diesem spöttischen Blick an, um dessentwillen er sich vor fünfzehn Jahren überhaupt in sie verliebt hat, daraufhin pflegte sie ihren immer noch schönen Kopf zu schütteln und seinen vollen Namen auszusprechen, Theodor Quast, und jedes Mal wieder meinte er, bei allem Tadel, der unüberhörbar in ihrem Tonfall lag, doch auch etwas wie Bewunderung herauszuhören. Er ist einer der glücklichen Männer, die in der Lage sind, die Launen ihrer Ehefrau stets in etwas Positives zu missdeuten. Selbst wenn man ihn mitten in der Nacht wecken und ihm mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchten würde, würde er seine Ehe als glücklich bezeichnen, ohne dass sich in seinen Zügen der geringste Zweifel zeigen
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