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Mein Weg zum Herzkind

Mein Weg zum Herzkind

Titel: Mein Weg zum Herzkind
Autoren: Sam Jolig
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den entsprechenden Unterlagen versehen, die vom Amt gewünscht werden.
Aufnahme ins Adoptionsverfahren – Nach der Prüfung Ihrer Eckdaten werden Sie, wenn alles gut läuft, ins Verfahren aufgenommen.
Eignungsprüfung: Vorbereitungsseminar, mehrere Hausbesuche – Hier kann es schon mal emotional werden. Sie werden auf Herz und Nieren geprüft.
Sozialbericht – Das Jugendamt erstellt einen Sozialbericht, der bescheinigen soll, dass Sie als Adoptiveltern geeignet sind.
Aufnahme auf eine »Warteliste« – Jetzt heißt es Geduld haben. Warten auf ein Kind.
Vermittlung eines Kindes – Ihr Kind zieht bei Ihnen ein.
Adoptionspfl egezeit – Die Zeit des Zusammenwachsens. Sie werden weiter begleitet von den Sozialarbeitern des Jugendamtes und können noch nicht selbstständig über Ihr Kind entscheiden. Nach dem richterlichen Vollzug der Adoption am Ende der Adoptionspflegezeit sind Sie hochoffiziell Eltern des Kindes!
    Im Anhang finden Sie die Kontaktadressen der Jugendämter und der freien Träger von Adoptionsvermittlungsstellen.
    Die Steine auf dem Weg zum Glück
    Voller Euphorie begann ich also, meine Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen. Ich hatte mich entschieden. Ich wollte definitiv ein Kind adoptieren, mit allem, was dazu gehörte. Ich führte Gespräche mit meinen Eltern und Freunden und kannte nur
noch dieses eine Thema. Es war so ein gutes Gefühl zu wissen, dass es eine Chance für mich gab Mutter zu werden. Ich malte mir in bunten Farben ein Leben mit meinem Kind aus, plante in meinen Gedanken tolle Urlaube. Ich wusste sicher, dass mein Kind auch all meine Tiere lieben würde und bereitete mein persönliches Kinderparadies vor. Ich war in großer Vorfreude. Kaufte mir Fachlektüre – Bücher, die sich ausführlich mit dem Thema Adoption beschäftigten. Ich wollte Wissen anhäufen, mich voll und ganz einlassen auf das, was mich mit der Adoption eines Kindes erwartete. Ich besorgte mir auch Bücher, die etwas über Herkunftsfamilien erzählten. Denn mir war damals schon bewusst, dass ich ein Kind mit ganz eigenen Wurzeln bekommen würde und darauf wollte ich mich bestmöglich vorbereiten. Neben dem Sammeln der nötigen Unterlagen für das Jugendamt, wie zum Beispiel des polizeilichen Führungszeugnisses und des ärztlichen Attestes, hatte endlich unser Vorbereitungskurs begonnen. Auch wenn das für mich erst etwas befremdlich war, so konnte ich mich nun mit Gleichgesinnten und Fachleuten austauschen.
    Jetzt musste ich nicht mehr wegschauen, wenn ich junge Mütter auf der Straße mit ihren Kinderwagen sah. »Vielleicht werde ich ja auch bald so spazieren gehen«, dachte ich dann.
    Eine glückliche Mama sein! Klar fragt man sich, warum man sein Glück von einem Kind abhängig machen will. Und dass Kinder nicht nur Freude schenken, musste ich mir auch von meiner Mutter erklären lassen. Man gibt schließlich eine Menge dafür auf. Außerdem geht es doch am Ende um den Frieden mit sich selbst. Doch dieses große Bedürfnis nach Bemuttern, danach, Schutz und Liebe zu schenken, wie es wahrscheinlich in
unseren Genen seit Urzeiten verankert ist, hatte ich eben trotz der funktionellen Störung meiner Eierstöcke in mir. Abschalten war unmöglich. Mein Herz schlägt für Kinder. Eine Weile schwebte ich also auf Wolken. Dann kam der Hausbesuch. Gehört hatte ich vorher schon eine Menge über die Besuche der Sozialarbeiter. Manche Familien empfanden die Visite als völlig natürlich und problemlos, andere wiederum hatten ihre Schwierigkeiten damit, unter den Augen des Jugendamtspersonals standhalten zu müssen. Auch ich war irgendwie hin und her gerissen. Mir war klar, dass der Hausbesuch zum Verfahren gehörte und dass die Sozialarbeiter sich natürlich ein Bild von meiner Wohn- und Lebenssituation machen mussten. Aber wonach würden sie urteilen, was war vielleicht ein Ausschlusskriterium?
    Ich war sehr nervös. Gleich zwei Mitarbeiter meines Heimatjugendamtes hatten sich zu einem ausführlichen Gespräch angemeldet und wollten mein persönliches Umfeld begutachten. Dass immer zwei Personen zu einem Hausbesuch kommen, habe ich erst später richtig verstanden. So hat man als Geprüfter die Chance auf zwei Meinungen. Das Auftreten der Fachkräfte allerdings hatte etwas von guter Cop und böser Cop. Irgendwie fand ich es komisch, dass ich wildfremden Menschen mein Haus zeigen musste, nur weil ich mir wünschte, Mutter zu werden, dass ich mit ihnen über meine finanzielle Situation sprechen sollte und sie sich mit
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