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Mein Wahlkampf (German Edition)

Mein Wahlkampf (German Edition)

Titel: Mein Wahlkampf (German Edition)
Autoren: Oliver Maria Schmitt
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Brüderle.
Merkel: Find ich auch.
Ich: Er macht nur Spaß! Herr Brüderle kann nichts dafür, dass er in einer Spaßpartei ist, Frau Göring.
Göring-Eckardt: Sie können mich mal … bei meinem richtigen Namen nennen: Ich heiße Göring-Eckardt, wenn Sie das bitte zur Kenntnis nehmen wollen.
Ich: Mit diesen Taschenspielertricks wollen Sie doch nur von Ihrer Nazi-Vergangenheit ablenken, Frau Göring!
Göring-Eckardt: Also, das ist ja ungeheuerlich, was Sie hier abziehen.
Merkel: Find ich auch.
Brüderle: Hahaha! Hering, Hering, so fedd wie de Göring, haha, chrwnzbrr.
Ich: Wenn das der Führer wüsste, Frau Göring!
Göring-Eckardt: Ich werde diese Sendung jetzt verlassen.
Jauch: Liebe Zuschauer, Sie sehen, es geht ein bisschen kontrovers zu, wir überziehen auch schon.
Steinbrück: Überziehen? Ich bin nur für sechzig Minuten bezahlt worden!
Merkel: Wie – Sie kriegen hier was bezahlt?
Steinbrück: Sie etwa nicht? Ich sag ja, die Kanzlerin ist unterbezahlt.
Brüderle: Dessis ganzklaar, Leistungmussisch wieder lohnnn. Chrrrnz!
Göring-Eckardt: Das ist wirklich ein Skandal.
Gysi: ?
Ich: Hallo! Ich spreche jetzt einfach mal in diese Kamera und wende mich direkt an meine lieben Wähler: Hallo, Wähler! Ich liebe euch alle! Ich will euch da draußen mal erzählen, wie ich überhaupt in die Politik gekommen …
Günther Jauch steht auf, geht zur Kamera, die zeternde Runde ist nicht mehr zu sehen.
Jauch: Ja, das wird Ihnen Herr Schmitt sicher erzählen, aber nicht mehr in meiner Sendung. «Politiker, das ist kein Beruf, sondern eine Diagnose», wie es so schön heißt, ich danke allen meinen Gästen, dass Sie heute Abend …
Jauch moderiert ab …
    … und ich wache auf. Schon wieder dieser Traum, den ich in den letzten Wochen immer wieder träume. Denn ich bin ja tatsächlich Spitzenpolitiker und muss mich endlich den Menschen im Land, das ich bald regieren werde, erklären. Wie es überhaupt zu alldem kam. Warum ich drauf und dran bin, die Macht in Deutschland zu übernehmen. Ich habe nämlich zuvor schon viele erfolgreiche Wahlkämpfe geführt. Sie haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin. All das werde ich erzählen. Das kostet mich schließlich keinen Cent – und Überwindung auch nicht.

[zur Inhaltsübersicht]
    Der Anruf
    Wie man mit einer schmierigen Partei in die Spitzenpolitik einsteigt
    Der Anruf, der mein Leben für immer veränderte, erreichte mich exakt um 12.47 Uhr MEZ, es kann aber auch ein paar Minuten früher gewesen sein oder wesentlich später, so genau weiß ich das jetzt nicht. Ich werde diese Frage aber bestimmt zeitnah durch einen Fachausschuss prüfen lassen und den Sachverhalt rückhaltlos aufklären – darauf mein Ehrenwort als Spitzenpolitiker. Es wäre jedoch nicht ratsam, sich hier und jetzt allzu vorschnell und einseitig festzulegen, das könnte sich später als taktischer Fehler herausstellen, daher lasse ich dieses Zeitfenster vorerst mal offen.
    Jedenfalls hatte ich gerade ein stattliches Pensum an Tagesfreizeit, da kam der Anruf genau im rechten Augenblick. Doch war ich klug genug, für Außenstehende nicht den Eindruck zu erwecken, ich hätte Zeit wie Heu und nur auf Ablenkung gewartet.
    «Hier spricht dein Landesvorsitzender», sagte eine vertraute Stimme, die ich sofort dem PARTEI-Vorsitzenden des Landes Hessen zuordnen konnte. «Jetzt ist es so weit: Die Partei ruft! Komm sofort in mein Büro!»
    «Ich habe aber im Moment sehr viel zu tun.»
    «Das haben wir alle, Parteigenosse.»
    «Ich weiß wirklich nicht, wo mir der Kopf steht.»
    «Ich werde es dir sagen.»
    «Ohne Scheiß, Landesführer, hier brennt der Hort! Du kannst dir nicht vorstellen, was bei mir los ist. Alle möglichen Leute warten darauf, dass ich mit irgendwelchen Geschichten rüberkomme. Ich sitze an einem unfertigen Artikel über eine Gartenbauausstellung in der Nähe von Darmstadt, an einem Exposé für eine politische Infotainmentsendung mit dicken Unterschichtsfrauen auf RTL II, außerdem an Plänen für einen Essay über Sloterdijks Sexaffären, einem Gedichtband mit Liebeslyrik und einem noch ungeplanten Roman über einen Typen, der sein Leben nicht in den Griff kriegt.» Da ich am anderen Ende nur ein ratloses Räuspern hörte, schob ich sicherheitshalber hinterher: «Ist aber nicht autobiographisch.»
    «Okay, ich fasse zusammen: Du hast absolut nichts Konkretes am Start. Hab ich mir gleich gedacht. Und genau deswegen habe ich einen absolut konkreten Plan für dich: Du wirst Politiker.»
    «Bin
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