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Mein verruchter Marquess

Mein verruchter Marquess

Titel: Mein verruchter Marquess
Autoren: Gaelen Foley
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seine möglicherweise zukünftige Frau in dem Waisenhaus gegenüber ihren angeschlagenen Ruf aufpolierte.
    Vielleicht nicht der beste Anfang für eine Ehe.
    Im nächsten Moment lenkte eine Bewegung draußen seine Aufmerksamkeit wieder zum Fenster zurück. Daphne Starling trat aus dem Waisenhaus.
    Er schob die Hand der Dirne weg und beugte sich vor, um aufmerksam zwischen den Vorhängen hinauszuspähen.
    Als sie durch die schweren Türen trat, trug Miss Starling ihren Hut in der Hand, und während sie, gefolgt von ihrer Zofe, zu ihrer Kutsche hinüberging, erhaschte er einen kurzen Blick auf ihre engelsgleichen Züge.
    Weder die schmutzige Straße noch das mattgraue Licht des bedeckten Morgenhimmels konnten den Glanz ihres Haares dämpfen, als verströmte es ein eigenes Licht.
    Dann setzte sie die Haube wieder auf, offenbar in dem Bestreben, ihre Schönheit zu verbergen, ehe sie an diesem Ort unerwünschte Aufmerksamkeit erregte. Max blinzelte nicht einmal.
    Über seine Schulter hinweg starrte auch die Dirne hinaus. „Hübsch", sagte sie.
    „Hm", machte er nur, sah jedoch weiterhin fasziniert aus dem Fenster.
    Daphne Starling ahnte nicht, dass sie so genau beobachtet wurde. Sie bewegte sich zügig und blieb dann stehen, um mit ihren Dienstboten zu sprechen, als vom unteren Teil der Straße her ein Ruf ertönte.
    Die junge Dame und ihr Diener drehten sich gleichzeitig um, genau wie Max, der die Straße hinunterspähte.
    „Hey!"
    Schwierigkeiten.
    Max kniff die Augen zusammen, als fünf gefährlich aussehende Gestalten aus dem Pub traten und sich ihrer Kutsche näherten.
    Die Männer der Bucket Lane grinsten sie an.
    „Das ist ja unser wohltätiger Engel, was, Süße?"
    „So viele Geschenke für die Kleinen. Und uns hast du gar nichts mitgebracht? Gleich muss ich weinen!"
    Max runzelte die Stirn. Ein Wachtmeister war nicht zu sehen, falls die es überhaupt wagten, hier auf Streife zu gehen. Von seinem Platz aus glaubte er beinahe zu hören, wie der junge Diener ängstlich schluckte und wie Miss Starlings Herz schneller schlug.
    Die Männer schlenderten heran. „Komm schon, meine Hübsche, du musst auch noch etwas Süßes für uns haben."
    „Einen Kuss zum Beispiel."
    „Genau!"
    Max sah sich um und versuchte, die Lage einzuschätzen. Die Männer näherten sich ihrer Kutsche von vorn und versperrten ihr damit den Fluchtweg, denn die Straße war so eng, dass sie den Gig nicht schnell genug wenden könnte, um unbeschadet zu entkommen.
    Er musste sie ablenken. Wenn er die Männer von ihr weglockte, dann könnte sie entkommen und zur Kirche fliehen.
    Das wäre natürlich leicht zu schaffen, aber verdammt, eigentlich hatte er sie nur aus der Ferne beobachten wollen.
    Jetzt wurde er hineingezogen. Sein Verstand sagte ihm, dass er nicht einmal hier sein sollte, um wider besseres Wissen eine junge Dame in Erwägung zu ziehen, die nicht seinen Interessen entsprach. Aber in diesem Moment war ihm das egal. Sie brauchte Hilfe, und schließlich war diese Art von Schwierigkeiten seine Spezialität.
    „Entschuldige mich." Er schob die Dime beiseite, stand auf und strich sich den schwarzen Rock glatt, als er zur Tür ging.
    „Sir, warten Sie!"
    „Was gibt es?" Er blieb stehen und blickte zurück.
    „Seien Sie vorsichtig! Dies hier ist ihre Gegend. Jeder Laden hier zahlt ihnen Schutzgeld!"
    „Hm", antwortete Max. Er nickte ihr zu und ging weiter. Beim Hinausgehen warf er ein paar Goldguineen extra auf das schmutzige Bett.
    Gleich darauf, als er durch den dunklen Gang schritt, hörte er die Freudenschreie der Frau, als sie die Münzen zählte.
    Mit finsterer Miene stieg Max die Treppen hinunter. Als er durch die Halle ging, erhaschte er jedoch einen Blick auf sein Spiegelbild. Er blieb stehen.
    Zeit, das Chamäleon zu spielen.
    Ein altvertrautes Spiel.
    Im Nu hatte er seine Haltung verändert, die Krawatte hing lose um seinen Hals, er hatte die Weste aufgeknöpft und mit ein paar Fingerstrichen sein Haar zerzaust. Dann nahm er eine leere Weinflasche, die irgendjemand in der vergangenen Nacht auf der Fensterbank hatte stehen lassen.
    Verdammt, dachte er, als er sein verändertes Selbst im Spiegel betrachtete, jetzt sehe ich wirklich aus wie der verwöhnte, vergnügungssüchtige Grand Tourist, den die Welt als den nichtsnutzigen Marquess of Rotherstone kannte.
    So hatte er sich seine erste Begegnung mit Daphne Starling nun wirklich nicht vorgestellt. Ein erster Eindruck konnte lange nachwirken. Aber das war egal. Sie war in
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