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Mein Traum wohnt nebenan

Mein Traum wohnt nebenan

Titel: Mein Traum wohnt nebenan
Autoren: Nora Roberts
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gezeichnet.“
    „Sie hat die Zeichnung in ihr Wohnzimmer gehängt und war sehr stolz darauf. Von dem Besuch hat sie noch Wochen später erzählt.“
    „Wie geht es Ihrer Mutter, Delta?“
    „Sie ist im vergangenen Jahr gestorben.“
    „Oh.“ Cybil drückte Deltas Hand. „Das tut mir Leid.“
    „Sie hatte ein gutes Leben und ist im Schlaf gestorben. Ihre Eltern waren auf der Beerdigung. Sie saßen in der Kirche und standen am Grab. Sie kommen aus einer guten Familie, Cybil.“
    „Ja, das tue ich. Genau wie Sie.“
    Preston verstand es nicht. Da saß Delta, eine der vernünftigsten Frauen, die er kannte, mit dieser hübschen Verrückten an einem Tisch. Und nicht nur das, sie steckten auch noch die Köpfe zusammen, hielten Händchen, tranken Whiskey und lachten.
    Seit über eine Stunde ging das nun schon so.
    „Sieh dir das an, Andre.“ Preston lehnte sich ans Klavier.
    Andre lockerte die Finger und steckte sich eine Zigarette an. „Gackern wie zwei Hühner, die beiden. Das ist ein hübsches Mädchen, Mann. Sie hat Temperament.“
    „Ich hasse Temperament“, knurrte Preston. Er hatte keine Lust mehr zu spielen und verstaute das Saxofon. „Bis zum nächsten Mal.“
    „Jederzeit.“
    Am liebsten wäre er einfach davongegangen, aber irgendwie störte es ihn, dass seine gute Freundin sich mit dieser Verrückten anfreundete. Außerdem sollte seine neugierige Nachbarin wissen, dass er sie durchschaut hatte.
    Doch als er an ihren Tisch trat, lächelte sie zu ihm hinauf. „Hi. Spielen Sie nicht mehr? Es war wunderschön.“
    „Sie sind mir gefolgt.“
    „Ich weiß, das war unhöflich von mir. Aber jetzt bin ich froh darüber. Ich habe ihnen gern zugehört, und vielleicht hätte ich Delta sonst nie kennen gelernt. Wir waren gerade …“
    „Tun Sie das nie wieder“, unterbrach er sie mit scharfem Ton und ging.
    „Oh je, ist der sauer“, schmunzelte Delta.
    „Ich sollte mich entschuldigen.“ Cybil sprang auf. „Ich will nicht, dass er böse auf Sie ist.“
    „Auf mich? Er ist…“
    „Ich komme bald wieder.“ Sie gab Delta einen Kuss auf die Wange. „Keine Sorge, ich kriege das schon hin.“
    Delta sah ihr nach. „Oh Cybil, du hast ja keine Ahnung, worauf du dich da einlässt“, murmelte sie lächelnd. „Und mein Freund Preston auch nicht.“
    Draußen eilte Cybil hinter ihrem Nachbarn her. „Heh!“ rief sie und ärgerte sich darüber, dass sie Delta nicht nachseinem Namen gefragt hatte. „Heh!“ Sie riskierte einen verstauchten Knöchel und rannte schneller.
    „Es tut mir Leid“, keuchte sie, als sie ihn einholte, und zupfte an seinem Ärmel. „Wirklich. Ich hätte Ihnen nicht folgen dürfen. Es war dumm von mir, aber ich war noch so wütend, weil dieser Idiot Frank … Ist ja auch egal. Ich wollte nur … Könnten Sie ein wenig langsamer gehen?“
    „Nein.“
    Cybil verdrehte die Augen. „Schon gut, schon gut, Sie hätten nichts dagegen, wenn mich ein Lastwagen überfährt. Aber seien Sie wenigstens Delta nicht böse. Wir haben uns nur unterhalten und herausgefunden, dass ihre Mutter mal für meine Großmutter gearbeitet hat. Und sie – Delta, meine ich – kennt meine Eltern, also haben wir uns gut verstanden.“
    Jetzt blieb er stehen und starrte sie an. „Von all den Bars in all den Städten auf der ganzen Welt…“
    „Musste ich Ihnen ausgerechnet in diese folgen und mich dann auch mit Ihrer Geliebten anfreunden. Tut mir Leid.“
    „Mit meiner Geliebten? Delta?“
    Zu Cybils Erstaunen konnte der Mann lachen. Wirklich lachen, so tief und melodisch, dass sie erleichtert seufzte.
    Seine Augen funkelten belustigt. „Der Typ, mit dem ich gerade auf der Bühne war, hätte sicher etwas dagegen. Zufällig ist er nämlich Deltas Ehemann und mein Freund.“
    „Der Mann am Klavier? Wirklich?“ Cybil fand das sehr romantisch. „Ist das nicht schön?“
    Preston schüttelte nur den Kopf und ging weiter.
    Sie eilte neben ihm her. „Sie hat es bestimmt nur gut gemeint. Ich möchte nicht, dass Sie ärgerlich auf Delta sind.“
    „Ich bin nicht ärgerlich auf Delta. Aber auf Sie bin ich weit mehr als ärgerlich.“
    „Wie gesagt, es tut mir Leid. Ab jetzt werde ich Ihnen aus dem Weg gehen.“ Sie straffte die Schultern und lief etwas staksig davon.
    Hübsche Beine, dachte Preston und sah ihr einen Moment nach, wie sie in die entgegengesetzte Richtung verschwand. Dann bog er achselzuckend um die Ecke. Er sollte froh sein, dass er sie los war. Und wenn sie nachts allein durch die Gegend
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