Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Traum wohnt nebenan

Mein Traum wohnt nebenan

Titel: Mein Traum wohnt nebenan
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
aus 3A.“ Lächelnd zeigte sie auf ihre eigene Wohnungstür gegenüber von seiner.
    Er zog eine Augenbraue hoch. „Ja?“
    Nicht sehr gesprächig, dachte sie und wünschte, er würde den Blick abwenden, damit sie einen Blick in seihe Wohnung werfen konnte. Aber das tat er nicht.
    „Ich habe Sie vorhin spielen gehört. Ich arbeite zu Hause, wissen Sie.“
    Falls sie sich über die Musik beschweren wollte, hatte sie Pech. Er spielte, wann immer ihm danach war. Er musterte sie. Der Mund war sinnlich, die Nase keck, die Füße lang und schmal mit rosa lackierten Nägeln.
    „Ich freue mich immer, wenn Sie spielen“, fuhr sie fröhlich fort. „Ralph und Sissy, ihre Vormieter, standen auf Viva ldi. Nicht schlecht, aber auf die Dauer etwas eintönig. Naja…“
    Sie hob einen Teller, auf dem sich unter hellblauer Plastikfolie ein Berg Schokoladenkekse häufte. „Ich habe Ihnen ein paar Kekse gebracht.“
    Er senkte den Blick, und sie nutzte die Gelegenheit, an ihm vorbei in sein Wohnzimmer zu schauen.
    Der arme Kerl kann sich nicht einmal eine Couch leisten, dachte sie.
    „Warum?“ fragte er unvermittelt.
    „Warum was?“
    „Warum bringen Sie mir Kekse?“
    „Na ja, manchmal backe ich welche, wenn ich mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren kann. Und wenn ich sie behalte, esse ich sie alle auf und hasse mich dafür.“ An ihrer Wange erschien ein Grübchen. „Mögen Sie keine Kekse?“
    „Ich habe nichts dagegen.“
    „Na, dann lassen Sie sich die Kekse schmecken.“ Sie drückte ihm den Teller in die Hand. „Und willkommen. Falls Sie etwas brauchen, ich bin meistens zu Hause.“ Sie wedelte mit einer schmalen Hand. „Und sollten Sie etwas über Ihre Nachbarn wissen wollen, ich wohne seit ein paar Jahren hier und kenne alle.“
    „Will ich nicht.“ Er trat zurück und schloss die Tür.
    Verblüfft starrte Cybil auf die weiße Fläche vor ihrem Gesicht. So etwas war ihr in den vierundzwanzig Jahren ihres Lebens noch nicht passiert. Am liebsten hätte sie gegen die Tür gehämmert und ihre Kekse zurückverlangt. Aber so tief wollte sie nicht sinken, also drehte sie sich um und ging in ihre eigene Wohnung.
    Jetzt wusste sie, dass der rätselhafte Nachbar zwar atemberaubend gut aussah, aber auch übellaunig wie ein Kleinkind war.
    Sie knallte ihre eigene Tür nicht zu. Er würde es nur hören und triumphierend grinsen. Also beschränkte sich darauf, ihm eine Fratze zu ziehen und die Zunge herauszustrecken.
    Danach ging es ihr etwas besser.
    Aber nur etwas. Der Mann hatte ihre besten Kekse, und sie kannte noch nicht einmal seinen Namen.
    Preston bereute nicht, was er getan hatte. Keine Minute. Er war absichtlich so unfreundlich gewesen, um diese aufdringliche Nachbarin mit der kecken Nase und den rosafarbenen Fußnägeln ein für alle Mal abzuschrecken. Das Letzte, was er brauchte, war ein Empfangskomitee der Hausbewohner vor seiner Tür.
    Verdammt, in New York interessierte man sich nicht für seine Nachbarn. Zu seinem Pech war seine bestimmt auch noch Single. Dass sie zu Hause arbeitete und er ihr vermutlich dauernd über den Weg laufen würde, sprach zusätzlich gegen sie.
    Und dass sie besten Schokoladenkekse machte, die er je gesehen hatte, war einfach unverzeihlich.
    Solange er arbeitete, konnte er die Kekse ignorieren. Aber sobald er den Blick vom Bildschirm nahm, musste er daran denken, dass sie in der Küche auf einem Teller lagen. Er dachte an sie, wenn er duschte, wenn er sich anzog und wenn er trainierte.
    Als er irgendwann nach unten ging, um sich ein wohlverdientes Bier zu gönnen, starrte er auf die Kekse, während er die Dose öffnete und den ersten Schluck nahm. Warum eigentlich nicht? dachte er. Sie in den Müll zu werfen war unnötig. Schließlich hatte er dieser unverschämten Cybil eine nachhaltige Abfuhr erteilt.
    Also würde er sie einfach mal kosten, bevor er ihr den Teller vor die Tür stellte.
    Er biss in einen Keks und brummte anerkennend. Er aß einen zweiten und stieß einen bewundernden Pfiff aus.
    Nachdem er fast zwei Dutzend verdrückt hatte, fluchte er. Ihm war ein wenig schlecht, und er fühlte sich so träge wie schon lange nicht mehr. Halb angewidert, halb gierig starrte er auf den fast leeren Teller. Er brachte all seine Willenskraft auf, kippte die letzten Kekse in den Mülleimer und ging durch den Raum, um sein Saxofon zu holen.
    Er würde ein paar Mal um den Block laufen müssen, bevor er in den Club ging.
    Als er die Wohnung verließ, hörte er jemanden die Treppe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher