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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht
Autoren: Melanie Rose
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Wunderfrau war diese Lauren gewesen? Ich hoffte, ich würde bald erwachen, denn wenn Dr.Shakir recht hatte und dies irgendwie real war, dann bezweifelte ich ernstlich, dass ich ihr das Wasser reichen könnte.
    Plötzlich fühlte ich mich sehr müde. Grant musste es mir angesehen haben, denn er erhob sich leise. »Ich bringe die Kinder nach Hause«, sagte er, beugte sich hinunter und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Diesmal drehte ich mich nicht weg, doch er musste den Anflug von Bangigkeit in meinen Augen gesehen haben, denn ich sah, wie ein trauriger Ausdruck über sein Gesicht huschte.
    »Hoffentlich nimmt es die Kinder nicht zu sehr mit, dass sie mich nicht sehen konnten«, murmelte ich schuldbewusst.
    »Die kommen schon damit klar«, versicherte er. »Das werden wir alle. Hör mal«, setzte er hinzu, »kann ich sie heute Nachmittag wieder mitbringen, wenn du dich ausgeruht hast?«
    Ich nickte, wünschte aber, ich hätte den Mut gehabt, nein zu sagen. Doch kam mir das so kleinlich vor, wo die Kinder doch offensichtlich ihre Mutter so sehr vermissten, und überhaupt, so sagte ich mir, könnte ich bis dahin ja schon aufgewacht sein.
    Kaum war er fort, legte ich mich stöhnend auf mein Kissen zurück. »Sie haben besser unrecht, Dr.Shakir«, murmelte ich zur Zimmerdecke. »Ich bin Jessica, nicht Lauren. Ich wache bald auf und beweise, dass ich immer noch ich bin.«
     
    Später kam Grant mit einem riesigen Strauß Sonnenblumen zurück, den die Krankenschwester in einer großen Vase neben die kleine mit den Veilchen stellte, die eines der Mädchen mir zuvor mitgebracht hatte. Schwester Sally, wie sie genannt werden wollte, hatte dem Mädchen das Sträußchen abgenommen, ehe die Familie gegangen war, und ihm versprochen, ich würde es bekommen.
    »Sonnenblumen, meine Lieblingsblumen!«, rief ich aus, als Schwester Sally uns verlassen hatte.
    Grant blickte mich forschend an. Hoffnung erhellte seine Züge. »Du hast sie immer geliebt«, flüsterte er und nahm meine Hand. »Erinnerst du dich an den einmonatigen Urlaub, den wir in der Provence verbracht haben, ehe die Kinder kamen? Diese Sonnenblumenfelder schienen end-los, und wir füllten alle Behälter und Vasen in der Villa damit.«
    »Ich liebe Sonnenblumen in meinem wirklichen Leben«, versetzte ich bockig. »In dem Leben, in dem ich unverheiratet bin und keine Kinder habe!«
    »Hör auf damit, Lauren.« Grant ließ abrupt meine Hand los. »Es gibt kein anderes Leben!« Einen Augenblick schloss er die Augen, als wolle er sich zügeln, dann schlug er sie wieder auf, und obwohl ich ihn kaum kannte, fand ich, er sehe erschöpft und müde aus. »Tut mir leid, Schatz. Ich habe mit der Situation genauso zu kämpfen wie du. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Er sank auf den Besucherstuhl und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Ich kann es nicht ertragen, dass du dich nicht an uns erinnerst«, sagte er leise. »All die Jahre, all die Erfahrungen, die wir geteilt haben, die Liebe, den Kummer, die Energie, die wir in unsere Kinder gesteckt haben. Wenn du nichts mehr davon weißt, dann ist es, als wäre alles fort, es könnte gut und gern nie geschehen sein. Es kommt mir vor, als hätte ich dich verloren.«
    Er beugte sich zu mir, aber ich wich instinktiv vor ihm zurück, und er betrachtete mich gequält. »Ich liebe dich, Lauren. Als sie angerufen und mir Bescheid gegeben haben, dass man dich hierhergebracht hat und dass dein Herz ausgesetzt hatte, da dachte ich, du wärst tot. Kannst du dir vorstellen, wie das ist? Mir wurde klar, dass ich das nicht ertragen könnte. Als die Ärzte sagten, du würdest überleben, war ich so, so dankbar. Aber du bist nicht wirklich hier bei uns, nicht wahr? Ich habe dich also doch verloren.«
    Ich starrte ihn bestürzt an, wollte diesen Fremden nicht verletzen, war aber auch nicht imstande, ihm zu helfen. Schlimm genug, dass ich, ohne es zu wollen, in diesem Alptraum gelandet war, musste ich mich nun auch noch mit dem Kummer dieses Mannes auseinandersetzen. Warum wachte ich nicht auf? Noch nie zuvor hatte ich so lange und realistisch geträumt. Nicht einmal, wenn ich vor dem Zubettgehen Käse oder etwas stark Gewürztes zu mir genommen hatte. Einmal, als ich mit einer meiner Freundinnen ein besonders scharfes Curry gegessen hatte, hatte ich die ganze Nacht einen furchtbaren Traum nach dem anderen gehabt. Aber nie etwas in dieser Art. Wie lange würde das noch so weitergehen?
    Ich blickte in sein leidendes Gesicht, sah, dass er kurz
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