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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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das eine Fata Morgana? Hab ich vielleicht Fieber? Nein, meine Stirn ist ganz kühl.
    Mein optimistisches Mutter-Orakel wuselt auf der Terrasse herum. Ich höre es summen und Stühle verschieben. Wenig später quietscht die Markise.
    „Fertig!“, verkündet meine Mutter freudestrahlend.
    „Was?“, frage ich misstrauisch.
    „Schau’s dir an!“
    Auf Socken folge ich ihr bis zur Terrassentür und staune. Es ist gar nicht so übel, eine patente Mutter zu haben. Auch wenn’s manchmal nervt. Mama hat die Gartenmöbel trockengelegt und unter die Markise geschoben.
    „Jetzt kann es regnen“, strahlt sie. „Und ihr bleibt trotzdem trocken. Na?“
    „Danke!“ Ich falle ihr um den Hals. Mein Handtuchturban wickelt sich ab. Meine Haare sind fast trocken. „Du hast mich gerettet!“
    Ich war meiner Mutter schon lange nicht mehr so dankbar. Die Frage, wo wir tanzen sollen, verkneife ich mir lieber. Unter der Markise ist jedenfalls eindeutig kein Platz mehr. Irgendwo müssen schließlich auch noch der Grill und die Anlage stehen. Ich bete, dass der Rasen bis zum Abend trocknet, sonst müssen wir Gummistiefel anziehen. Und dann wird meine allererste richtige Party gleichzeitig als die peinlichste in die Geschichte eingehen: Connis Gummistiefelparty. Nein danke!
    „Das Büfett bauen wir in der Küche auf“, schlägt meine pragmatische Mutter vor. „Die Getränke auch. Dann kann sich da jeder selbst bedienen.“
    Ich könnte sie knutschen.
    Ein paar Stunden später bin ich von den Partyvorbereitungen ziemlich erledigt und gleichzeitig total aufgedreht. Weil ich erstens nicht jeden Tag fünfzehn werde, zweitens morgen schulfrei ist und ich drittens beschlossen habe, die Zeiten mit Topfschlagen, Tortenschlacht und Wattepusten in meinem fortgeschrittenen Alter endgültig hinter mir zu lassen, kommen meine Gäste erst am frühen Abend. Genauer gesagt um sieben. Also gleich. Bis gerade eben habe ich gefühlte tausend Luftballons aufgepustet, den Tisch gedeckt, meine kleine Musikanlage an ein trockenes Plätzchen geschleppt, das Büfett aufgebaut, Mau davon abgehalten, das Grillfleisch abzulecken, die Lichterketten zwischen den Bäumen aufgehängt und auch sonst alles abgehakt, was auf meiner To-do-Liste stand. (Kleine Notiz für nächstes Jahr: Wie teuer ist ein Partyservice, der sich um so was kümmert? Unbedingt herausfinden!!) Zum Glück ist zwischendurch Papa nach Hause gekommen und hat mir bei der Logistik geholfen. Jetzt ist es halb sieben. Ich habe also noch genau eine halbe Stunde Zeit, um mich in meine Klamotten zu werfen, die ich schon vor Tagen bereitgelegt habe (dunkle Jeans, weiße Bluse, Ballerinas),und mirein entspanntes Gastgeberinnenlächeln ins Gesicht zu pinseln, was gar nicht so einfach ist, wenn man so nervös ist wie ich.
    Es ist knapp, aber ich schaffe es.
    Gerade als mir mein Spiegelbild signalisiert, dass alles in Ordnung ist, klingelt es an der Haustür. Wow, perfektes Timing!
    Anna und Mr Tentakel sind die Ersten. Anna hat sich heftig aufgebrezelt. Glitzertop (unter dem sich ziemlich deutlich ihr neuer Push-up- BH abzeichnet), enge schwarze Jeans und jede Menge Wimperntusche. Lukas steht wie ein frisch getoastetes Muskelpaket neben ihr. Kein Wunder. Wenn er nicht gerade wie ein Schatten an meiner besten Freundin klebt, verbringt er seine Freizeit in einem Fitnessstudio mit Solarium. Mehr Hobbys hat der Knabe nicht: Anna, Muskelzuwachs, Proteinshakes und ungesunde Turbobräune. Muss ich noch mehr sagen? Unauffällig spähe ich unter seine Arme, ob er darunter vielleicht ein paar Hantelscheiben spazieren trägt.
    Er drückt mir einen Blumenstrauß in die Hand. „Gratuliert haben wir ja schon.“
    Wir! Seit wann hat Anna keine eigene Stimme mehr?
    „Kommt rein! Gerade durch und auf die Terrasse.“
    Es klingelt im Minutentakt. Paul und Billi kommen zusammen. Lena drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Ein paar Freunde aus meiner Klasse: Cem, Björn, Jesko, Mieke, Kerstin und noch ein paar andere. Dina grinst mich an und gratuliert. Und dann, als Allerletzter, kommt Phillip. Endlich! Ich überlege, ob ich kurz schmollen soll, entscheide mich dann aber spontan dagegen. Immerhin ist er nur zehn Minuten zu spät, und ich bin fünfzehn. Da ist man cool und steht über den Dingen, oder?
    Er tippt den kleinen Stern an, der an seiner Kette in meinem Blusenausschnitt baumelt, und lächelt. „Steht dir gut.“
    „Find ich auch.“
    Nachdem wir uns vergewissert haben, dass meine Eltern nicht in der Nähe
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