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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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etwas von den ganzen Gigabytes und der tollen VGA -Grafikkartenauflösung vorschwärmt.
    Ich höre nur mit halbem Ohr zu, wenn überhaupt. Ich bin fassungslos. Meine Eltern sind nicht nur über ihre eigenen Schatten gesprungen – „Wozu brauchst du einen neuen PC , Conni? Der alte, den wir dir vor hundert Jahren überlassen haben, statt ihn dem Museum zu schenken, tut’s doch noch!“ – , sie haben sich geradezu selbst überflügelt!
    Ich streichele glücklich über die glänzende Oberfläche meines neuen himbeerfarbenen Laptops. Endlich ein eigenes Laptop, nur für mich allein! Kann sich irgendjemand vorstellen, wie lange ich mir das gewünscht habe? Es hat sogar ein Blu-Ray-Laufwerk! Das ist viel besser als ein iPad!
    Mama und Papa nicken mir zu.
    „Wahnsinn“, krächze ich noch einmal. „Danke!“
    „Und jetzt wird gefrühstückt!“, beschließt mein Vater.
    Gute Idee!
    Am liebsten würde ich mein Laptop natürlich noch vor dem Frühstück in Betrieb nehmen und, während ich mein Brötchen mümmele, ein bisschen im Internet surfen, aber dank meines Geburtstags ist Familie Klawitter spät dran. Wir müssen uns alle ziemlich ranhalten, um noch einigermaßen pünktlich aus dem Haus und zur Arbeit beziehungsweise zur Schule zu kommen.
    Zum Glück rollt mein Rad heute wie von selbst den Weg hinunter zum Stadtpark. Ob das daran liegt, dass ich mich so leicht und glücklich fühle? Ich könnte glatt die ganze Welt umarmen!
    Aber zuerst beschränke ich mich mal auf Phillip, nehme ich mir vor. Danach kommt der Rest.
    Ich sehe ihn schon von weitem auf der Holzbrücke stehen, die über den Ententeich führt. Er lächelt mir entgegen, und wie immer, wenn er das macht, setzt mein Herzschlag für ein paar Sekunden aus. Er hat wirklich das hinreißendste, schnuckeligste, anbetungswürdigste Lächeln der Welt.
    Phillip und ich kennen uns schon ewig; genauer gesagt, seit er damals neu in die Klasse gekommen ist. Bevor er aufgetaucht ist, war’s ziemlich öde an unserer Schule. Lessing-Gymnasium – schon der Name klingt irgendwie altmodisch, verstaubt und vertrocknet, und von innen sieht es auch genauso aus. Aber was soll man machen, wenn man in einem Kaff wie Neustadt wohnt? Da ist die Auswahl an Schulen nicht so riesig. Aber zurück zu Phillip … Hatte ich schon erwähnt, dass er blonde Locken und braune, goldglitzernde Augen hat? Eine tolle Kombination. Unwiderstehlich, sage ich euch!
    Abgesehen davon, dass er super aussieht, brauche ich ihn. Sonst wäre ich nämlich ziemlich allein auf der Welt. Dina geht seit einem Jahr auf ein Fachgymnasium für Kunst und Gestaltung, Mark ist auf die Realschule gewechselt, und Tim ist weggezogen. Meine besten Freundinnen Anna und Billi sind in meiner Parallelklasse. Paul auch. Früher hingen wir ständig zusammen, aber inzwischen glaub ich fast, dass das mit unserer Clique damals mehr so ein Teenie-Ding gewesen ist, so ähnlich wie bei den Wilden Hühnern. Manchmal macht es mich traurig, dass es nicht mehr so ist wie früher. Aber dann denke ich daran, was für eine schöne Zeit wir hatten und dass uns das, was wir gemeinsam erlebt haben, niemand nehmen kann. Wahrscheinlich werden wir eines Tages sogar noch unseren Enkeln davon vorschwärmen. Falls wir jemals welche bekommen sollten. Und natürlich sind wir immer noch befreundet, auch wenn wir nicht mehr so viel zusammen unternehmen. Besonders seit es zwischen Anna und Mark aus ist und sie diesen komischen neuen Freund hat. Dieser Lukas, der immer so tut, als wäre sie sein Privateigentum. Ich frag mich echt, warum Anna sich das gefallen lässt.
    „Hey!“, ruft Phillip und breitet die Arme aus.
    Am liebsten würde ich geradewegs in ihn und seine Umarmung hineinfliegen, aber leider sitze ich noch immer auf meinem Rad. Ich mache eine Vollbremsung, da ist Phillip schon bei mir. Er schaut mir tief in die Augen und gibt mir einen langen, langen Kuss. Meine Knie verwandeln sich augenblicklich in Gelee der Marke Extrawacklig. Mehr davon!
    Ich habe keine Ahnung, wie lange wir uns küssen, weil ich währenddessen natürlich nicht auf die Uhr gucke, aber es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit. Wenn wir nicht bald aufhören, werden wir zu spät zur ersten Stunde kommen. Sorry, werden wir zu unserer Entschuldigung sagen, wir konnten leider nicht früher kommen. Wir haben uns leidenschaftlich geküsst und dabei glatt die Zeit vergessen. Ging nicht anders!
    Nach einer weiteren halben Ewigkeit lösen wir uns endlich voneinander, auch
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