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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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blockiert hat, kann es Stunden dauern, bis er wieder rauskommt, das weiß ich aus leidvoller Erfahrung. Aber heute darf ich auf keinen Fall zu spät kommen. Phillip und sein Geschenk warten auf mich! Und mein Geburtstagstisch! Mit oder ohne Elefant.
    „Bin gleich unten!“, rufe ich, schnappe meine Klamotten vom Boden – uaah, schon wieder voller Katzenhaare! – und hechte quer über den Flur ins Badezimmer.
    Atemlos betrachte ich mich im Spiegel. Seit ich meine Haare wachsen lasse, sehe ich endlich ein bisschen älter aus. Aber nur ein bisschen, wie ich seufzend feststelle. Äußerlich habe ich mich also schon mal nicht verändert – wenn man von dem fetten Pickel absieht, der sich quasi über Nacht auf meiner Stirn angesiedelt hat. Ausdrücken oder abdecken? Ich quetsche ein bisschen daran herum, aber es tut sofort weh. Also abdecken. Aber zuerst kommt das Wunderwaschgel, das jede Hautunreinheit schon im Keim erstickt.
    Alles leere Versprechungen … Nach dem Waschen ist der Schmarotzer noch genauso fett und fies wie vorher – und ich entdecke sogar noch zwei! Beide am Kinn! So ein Mist. Bekomme ich etwa meine Tage oder was ist hier los? Im Kopf rechne ich nach. Tatsächlich, morgen oder übermorgen ist es so weit. Kein Wunder, dass ich aufblühe. Wenn die wundersame Pickelvermehrung in diesem Tempo weitergeht, werde ich pünktlich zu meiner eigenen Party heute Abend wie ein Streuselkuchen aussehen. Hilfe! Vielleicht kann ich den Fiesling auf der Stirn mit meinen Ponyfransen unsichtbar machen. Aber was ist mit seinen Freunden auf dem Kinn? Da hilft nur möglichst elegant die Hand vorhalten und durch.
    Ich hüpfe unter die Dusche, überprüfe nebenbei, ob mein Busen gewachsen ist – leider nicht –, und schlüpfe in Jeans und Sweatshirt. Anschließend benutze ich reichlich Abdeckcreme, fixiere meinen Pony in Strähnen über der Stirn und übe, wie ich meine Hand halten muss, damit man die blühende Landschaft auf meinem Kinn nicht sieht. Nicht gerade umwerfend, aber es geht.
    Minuten später stehe ich unten auf der Matte, bereit, meine Geschenke entgegenzunehmen. Auf dem Tisch im Wohnzimmer erwarten mich – neben einem Blumenstrauß und dem Schokokuchen, den Papa brav wieder nach unten getragen hat:
    » Eine Geburtstagskarte mit Musik, die „ You are my Sunshine “ spielt, wenn man sie öffnet. Cool!
    » Eine witzige Pop-up-Karte von Mandy mit William und Kate und zwei Möpsen, die Kopfstand machen.
    » Ein großes rechteckiges Geschenk (eine Schachtel mit einem Ballkleid vielleicht!?).
    » Zwei deutlich kleinere, dicke, ebenfalls rechteckige (Bücher, wie ich meine Eltern kenne).
    Ich entscheide mich spontan für eines der kleineren und reiße das Einwickelpapier herunter. Bingo! Mama ist so vorhersehbar. Es ist ein Roman über ein afrikanisches Mädchen, das als Model Weltkarriere gemacht hat.
    „Klingt spannend“, sage ich zu Mama und bedanke mich.
    „In dem Buch steckt noch ein Gutschein“, sagt sie. „Kino für zwei. Inklusive Popcorn.“
    „Cool. Danke!“ Dann weiß ich ja, was Phillip und ich demnächst vorhaben: Kuscheln in der Dunkelheit des Neustädter Kinos. Hoffentlich gibt’s einen Film mit Überlänge!
    In dem anderen kleinen Geschenk steckt ein gerahmtes Foto von Mau. Jakob hat es mit meiner alten Kamera gemacht, die ich ihm vererbt habe. Die Aufnahme ist toll geworden, mit scharfen Kontrasten und Gegenlicht. Mau muss ganz still gehalten haben. Und ungelogen, er grinst mich an! Ich umarme meinen kleinen süßen Bruder, bevor er sich wehren kann.
    Mandy hat mir neben ihrer Karte, auf die sie unzählige Kreuze und Os – für jede Menge Hugs and Kisses – gekritzelt hat, einen Amazon-Gutschein geschickt, den ich online einlösen kann. Spitze!
    Und dann kommt endlich das große Hauptgeschenk!
    In Gedanken verabschiede ich mich von meinem iPad-Traum und reiße voller Elan die Tesastreifen von dem bunten Papier. Was darunter zum Vorschein kommt, lässt mich sprachlos werden, was bei mir ziemlich selten vorkommt.
    „Aber … aber … das ist ja … “, stammle ich.
    Meine Eltern machen Gesichter wie Knecht Ruprecht und sein Gehilfe. Jakob grinst.
    „Cooooool!“, jubele ich, als meine Stimme sich entschließt, mir wieder zu gehorchen. „Wahnsinn! Danke! Danke!“
    Papa wirft mir einen Blick über die Schulter. „Er hat ein eingebautes Modem und Wireless LAN . Du kannst damit überall ins Internet, wenn ein Hotspot in der Nähe ist.“ In seiner Stimme schwingt Stolz mit, als er mir
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