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Mein Herz springt (German Edition)

Mein Herz springt (German Edition)

Titel: Mein Herz springt (German Edition)
Autoren: Susan Bauer
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über mich und vermutlich alle benachbarten Kneipenbesucher.
    »Wie gesagt, er heißt Francois, ist Franzose, 32 Jahre alt, Künstler – ist und war noch nie verheiratet, hat keine Kinder. Es gibt keinen Haken. Kannst du dir das vorstellen? Ich kann mein Glück kaum fassen. Seit drei Wochen verbringen wir fast jede Sekunde unserer Freizeit zusammen. An den Wochenenden schließen wir uns in die Wohnung ein und machen Liebe, Liebe, Liebe. Er ist ein Traummann! Er ist mittelgroß, hat dunkle, lange Locken, die er meist zu einem Pferdeschwanz zusammenbindet. Er hat einen durchtrainierten Körper, da ihm das Künstlerdasein genug Zeit für Sport lässt. Er fühlt sich inDeutschland wohl, kann sich vorstellen, für immer zu bleiben und mit mir zusammen ein Leben in Köln zu führen.«
    »Wow«, sage ich. »Du hast Mister Perfect getroffen. Und es gibt wirklich keinen Haken? Keine lästigen Ex-Freundinnen, die ihn belagern, oder unreife Mädels, die auf verruchte Künstlertypen stehen?«
    Mayas Miene verdüstert sich. »Wieso glaubt eigentlich immer jeder, dass jedes Glück einen Haken haben muss? Das ist nicht fair!«
    Ich lege meinen Arm um Mayas Schulter und lehne meinen Kopf an ihren. »Du hast recht. Entschuldige. Ich gönne dir dein Glück – ohne Haken. Du hast es dir so sehr verdient. Aber gib der Sache bitte Zeit. Gefühle müssen reifen.« Und als sich Maya mit einem sanften Lächeln für meine aufmunternden Worte bedankt, frage ich: »Wann lerne ich Francois kennen?«
    »Schon bald. Spätestens, wenn wir an einem der nächsten Wochenenden mal voneinander lassen können und unsere Zeit mit anderen teilen wollen.« Maya strahlt mich an.
    Ich flachse: »Sag einfach Bescheid, wenn das der Fall ist. Ich warte auch gerne noch ein bisschen.«
    »Danke. Du bist die Beste.« Maya gibt mir einen dicken Kuss auf die Wange. »Aber wir haben nur über mich gesprochen. Ist bei dir zu Hause alles in Ordnung?«
    »Ja, alles in Ordnung. Mach dir keine Gedanken. Dein Leben ist nun einmal um einiges aufregender als meines. Und ich höre dir gerne zu«, beruhige ich Maya. Und dabei ertappe ich mich, wie auch in mir etwas brodelt, über das ich gerne mit Maya sprechen würde. Aber es ist zu wenig konkret, zu wenig fassbar, um Worte dafür zu finden.
    Gegen halb eins verabschieden wir uns. Ich drücke Maya noch einmal ganz fest und wünsche ihr Glück. Maya macht sich auf den Heimweg. Sie wohnt nur ein paar Straßen weiter.Ich überlege kurz, ob ich mir ein Taxi nehme, entscheide mich aber dafür, zu Fuß zu gehen. Unsere Wohnung ist circa 20 Minuten fußläufig von der »Flocke« entfernt. Ein bisschen Bewegung und frische Luft wird mir guttun. Außerdem mag ich es, nachts durch die Straßen einer Großstadt zu laufen. Man hat das Gefühl, dass sich die Stadt in den Schlaf verabschiedet. Es kehrt Ruhe ein. Harmonie und Stille nehmen dem Trubel seinen Platz.
    In meinen Gedanken schwirrt immer noch das Gespräch mit Maya. Ich freue mich für sie. So euphorisch habe ich sie selten erlebt. Und gleichzeitig frage ich mich, was mich in meinem Leben noch erwarten würde, ob noch etwas Großes, Unerwartetes passieren würde. Seit ein paar Tagen habe ich das Gefühl, dass in mir eine Unruhe herrscht, die sich nicht richtig beschreiben lässt. So, als ob irgendwann einmal ein Feuerwerk daraus ausbrechen müsste. Und ich weiß nicht, ob ich mich darauf freuen oder mich davor fürchten soll. Ich entschließe mich, abzuwarten und das Bauchgefühl zu genießen.
    Dabei fällt mir ein, dass in zwei Monaten ein großer, internationaler Kardiologen-Kongress in Wien stattfinden wird. Ich frage mich insgeheim, ob das der Grund für mein Kribbeln im Bauch sein könnte?
    ***
    Ich sitze im ICE auf dem Weg nach Österreich. Ich habe mich absichtlich gegen einen Flug entschieden. Im Zug bleibt mir mehr Zeit, um meine Vorfreude auf den Kongress zu genießen. Und einfach einmal Dinge zu tun beziehungsweise über Dinge nachzudenken, für die ich sonst keine Zeit finde. Flughafenbetrieb ist immer mit Stress und unangenehmen Wartezeiten verbunden. Sei es am Check-in, in der Wartehalle, beim Einstieg in den Flieger oder dem Warten am Gepäckband.
    Da ich vormittags in Köln aufgebrochen bin, ist der Zug noch leer. Mein reservierter Platz befindet sich in einem Großraumwaggon am Fenster. Ich mache es mir auf meinem Sitzplatz bequem, lehne meinen Kopf an die Fensterscheibe und beobachte die vorbeirauschende, sonnenüberflutete Landschaft.
    Seit Friedas Geburt
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