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Mein Geliebter aus den Highlands

Mein Geliebter aus den Highlands

Titel: Mein Geliebter aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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sorgfältig eingeprägt hatte. Nun wurde der Eimer hochgezogen, und ein anderer wurde heruntergelassen. Als Gregor danach griff, erhaschte sie einen kleinen Blick auf seine Gestalt. Er war tatsächlich sehr groß und schlank. Alana verfluchte die Dunkelheit, die alles andere an ihm verbarg.
    »Wir brauchen zwei Eimer Wasser für unsere Morgenwäsche«, rief Gregor dem Mann zu, der soeben den geleerten Notdurfteimer herabließ.
    »Zwei? Warum zwei?«, fragte der Mann verdrossen.
    »Einen für mich, einen für das Mädchen.«
    »Ihr könnt euch aus einem waschen.«
    »Hier unten wird man ziemlich schmutzig. Ein kleiner Eimer Wasser reicht kaum für eine Person, geschweige denn für zwei.«
    »Ich frage beim Laird nach.«
    Alana zuckte zusammen, als die Luke zufiel und der schwache Lichtschein verschwand. Sie versuchte einzuschätzen, wo sich Gregor aufhielt, und lauschte sorgfältig auf seine Bewegungen. Dennoch erschrak sie ein wenig, als er sich neben sie setzte. Doch dann stieg ihr der Duft von Käse und warmem Brot in die Nase, und ihr Magen knurrte laut.
    Gregor lachte. Er stellte das Essen zwischen sie. »Die Gowans geben uns genug zu essen, auch wenn es nichts Besonderes ist.«
    »Besser als nichts. Vielleicht reicht Ihr mir die Sachen? Ich glaube, ich brauche ein bisschen Zeit, um mich daran zu gewöhnen, mich in dieser völligen Dunkelheit zu bewegen.«
    Sie verspannte sich, als sie spürte, wie eine Hand ihr Bein tätschelte, dann fiel ihr etwas in den Schoß – ein Stück Brot, wie sie feststellte, als sie danach tastete. Bevor Gregor das Essen teilte, hatte er sich wohl vergewissern wollen, wo sie saß. Sie fragte sich, warum sie ein bisschen enttäuscht darüber war.
    »Iss lieber auf, Mädchen. Ich bin zwar bislang nicht von Nagern belästigt worden, aber ich habe ein paar Geräusche gehört, die mir verdächtig vorkamen. Wenn wir Essen herumliegen lassen, locken wir sie an.«
    Alana erbebte. »Ich hasse Ratten.«
    »Ich auch, und deshalb widerstehe ich auch der Versuchung, Essen zu horten.«
    Sie nickte, auch wenn ihr klar war, dass er es nicht sehen konnte. Eine Weile aßen sie schweigend. Sobald Alana satt war, überkam sie eine bleierne Müdigkeit. Die Strapazen des Tages machten sich bemerkbar. Doch es gab keinen Platz und wohl auch keine Decken, um sich ein eigenes Lager herzurichten.
    »Wo soll ich schlafen?«, fragte sie. Kurz war sie froh um die Finsternis, denn diese verbarg ihr Erröten.
    »Hier, neben mir«, erwiderte Gregor. »Ich schlafe an der Wand.« Er lächelte über ihre fast spürbare Anspannung. »Keine Sorge, Mädchen. Ich werde dir nichts tun. Ich vergreife mich nicht an Kindern.«
    Natürlich, dachte Alana und entspannte sich wieder. Er hielt sie für ein Kind. Einen Moment lang hatte sie ihre Tarnung vergessen. Der Gedanke, tagelang die Bandagen um ihre Brust nicht abnehmen zu können, war zwar nicht angenehm, aber es war besser so. Gregor behandelte sie wie eine Schwester oder wie sein eigenes Kind. Wenn er wüsste, dass sie eine Frau war, würde er sie womöglich als Bettgefährtin sehen oder versuchen, sie dazu zu machen. Die leise Stimme in ihr, die ihre Enttäuschung kundtat, brachte Alana sofort zum Verstummen. Schließlich hatte sie keine Ahnung, wer dieser Mann war und wie er aussah.
    Sobald das Essen verzehrt war, stellte Gregor den Eimer an die Wand. Alana hörte, wie er ein paar Kleidungsstücke auszog. Dann spürte sie, wie er unter die Decke kroch. Rasch wich sie aus, als ein Fuß ihre Hüfte berührte. Sie nestelte die Bänder ihres Gewandes auf, zog die Stiefel aus und kroch neben ihm unter die Decke. Sofort verschwand die Kälte, und Alana musste einen wohligen Seufzer unterdrücken. Etwas an diesem Mann beruhigte sie und brachte sie dazu, ihre Gefangenschaft mit mehr Ruhe und Gelassenheit zu ertragen. Aber sie war einfach zu müde, um darüber nachzudenken, was es war.
    »Morgen planen wir unsere Flucht«, sagte Gregor.
    »Habt Ihr über einen Fluchtweg nachgedacht?«
    »Viele Möglichkeiten gibt es nicht. Schlaf jetzt, du wirst es brauchen.«
    Das klingt nicht gerade aufmunternd, dachte Alana, bevor ihr die Augen zufielen.

2
    Alana verzog das Gesicht, als sie sich nach der Morgenwäsche mit einem Tuch abtrocknete und saubere, aber klamme Kleider anzog. Die Gowans bemühten sich zwar, die Bedürfnisse ihrer Gefangenen nach Reinlichkeit zu befriedigen, aber gegen die alles durchdringende Feuchtigkeit und Kälte gab es keine Abhilfe. Alana schlang ihren Umhang um
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